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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter
Autoren: Jodi Picoult
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nicht
jünger als 18. Der Angeklagte hat keinerlei schwere Vorstrafen. Der Angeklagte beging
die Tat in einem Zustand schwerer psychischer oder emotionaler Störung.
    Ein anderer Angeklagter, der eine vergleichbare Tat begangen hat,
erhielt nicht die Todesstrafe.
     
    Das Opfer billigte die Tat mit Todesfolge.
    Weitere Faktoren in der Vorgeschichte des Angeklagten sind als
mildernde Umstände zu betrachten.
     
    Unter die Rubriken schrieb ich in roten
Großbuchstaben: (A+B)-C = STRAFMASS.
    Marilyn hob kapitulierend die Hände. »Ich
konnte meinem Sohn schon in der sechsten Klasse nicht mehr bei seinen Mathehausaufgaben
helfen.«
    »Nein, es ist ganz einfach«, sagte ich.
»Wir müssen einvernehmlich befinden, dass Bourne beide Opfer absichtlich
erschossen hat. Das ist Punkt A. Dann müssen wir sehen, ob einer von den
straferschwerenden Punkten in Liste B zutrifft. Zum Beispiel die Wehrlosigkeit
des Opfers, weil es noch jung war - was auf Elizabeth ja wohl zutrifft,
richtig?«
    Einige am Tisch nickten.
    »Wenn wir mit A und B fertig sind, ziehen
wir solche Faktoren wie die Unterbringung in Pflegefamilien, die psychische
Erkrankung und dergleichen in Betracht. Es ist nichts als simple Mathematik.
Wenn A+ B größer sind als die strafmildernden Faktoren, verurteilen wir ihn
zum Tode. Wenn A+B geringer sind als die strafmildernden Faktoren, dann nicht.«
Ich umkringelte die Gleichung. »Wir müssen einfach sehen, was am Ende rauskommt.«
    So gesehen, hatte es nicht das Geringste
mit uns zu tun. Wir mussten lediglich die Variablen einsetzen und die Lösung
ausrechnen. So gesehen, war die Aufgabe viel leichter.
     
    13 Uhr 12
     
    »Natürlich hat Bourne das alles geplant«,
sagte Jack. »Er hat sich den Job verschafft, um in die Nähe der Kleinen zu
kommen. Er hat sich die Familie gezielt ausgesucht und hat dann dafür gesorgt,
dass er in dem Haus ein und aus gehen konnte.«
    »An dem Tag hatte er schon Feierabend
gemacht und war nach Hause gegangen«, sagte Jim. »Aus welchem anderen Grund
hätte er denn noch einmal zurückkommen sollen?«
    »Das Werkzeug«, antwortete Maureen. »Er
hatte es liegen lassen, und es war das Wertvollste, was er besaß. Was hat der
Psychologe noch mal gesagt? Bourne hat sich das Werkzeug aus irgendwelchen
fremden Garagen zusammengestohlen, und er fand das auch nicht falsch, weil er
es ja brauchte und es bei den anderen Leuten eigentlich bloß Staub ansetzte.«
    »Vielleicht hat er das Werkzeug
absichtlich liegen lassen«, gab Ted zu bedenken. »Wenn es wirklich so wertvoll
für ihn war, dann hätte er es doch wohl mitgenommen, wie sonst auch immer.«
    Alle pflichteten ihm bei. »Also, sind wir
uns einig, dass Planung und Vorsatz vorliegen?«, fragte Ted. »Ich bitte um
Handzeichen.«
    Die Hälfte der Hände hob sich, meine
eingeschlossen. Die Übrigen folgten zögernd. Als Maureen als Letzte die Hand
hob, umkringelte ich den Punkt an der Tafel.
    »Das macht zwei aus Liste B«, sagte Ted.
    »Eine Zwischenfrage«, sagte Jack. »Wo
bleibt eigentlich das Mittagessen? Müsste das nicht längst da sein?«
    Dachte er ernsthaft ans Essen, wo wir
gerade dabei waren, über Leben oder Tod eines Menschen zu entscheiden?
    Marilyn seufzte. »Ich finde, wir sollten
über den Umstand sprechen, dass das arme Mädchen keine Unterwäsche trug, als es
gefunden wurde.«
    »Ich glaube, das dürfen wir gar nicht«,
sagte Maureen. »Vor unserer Beratung, ob wir ihn schuldig sprechen sollten, hat
der Richter uns doch noch gesagt, dass der sexuelle Mißbrauch an Elizabeth
nicht mehr verhandelt wird und deshalb bei unserer Entscheidung nicht ins
Gewicht fallen darf. Dann sollten wir ihn doch wohl jetzt auch nicht
miteinbeziehen.«
    »Jetzt ist das was anderes«, sagte Vy.
»Wir haben ihn bereits schuldig gesprochen.«
    »Der Mann wollte die Kleine
vergewaltigen«, sagte Marilyn. »In meinen Augen ist das ein besonders grausames
und perverses Verhalten.«
    »Aber es gab eigentlich keine Beweise
dafür«, sagte Mark.
    Marilyn hob eine Augenbraue. »Wie bitte?
Das Mädchen hatte keine Unterwäsche an. Siebenjährige laufen normalerweise
nicht ohne Schlüpfer herum. Und Bourne hatte den Schlüpfer in seiner Tasche ...
wie hätte der sonst da hinkommen sollen?«
    »Spielt das denn eine Rolle? Wir sind uns
doch einig, dass der Punkt >Schutzlosigkeit aufgrund jungen Alters< auf
Elizabeth zutrifft. Mehr brauchen wir gar nicht aus Rubrik B.« Maureen runzelte
die Stirn. »Oder hab ich irgendwas falsch verstanden? Ich glaube,
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