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Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation

Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation

Titel: Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
Autoren: Max Strom
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die Art und Weise, in der ich dachte . Die Art und Weise, in der mein Geist arbeitete, und die Entscheidungen, die ich traf, veränderten sich. Wie ich später erfuhr, ist dies darauf zurückzuführen, dass, sobald sich unser System für das Treffen von Entscheidungen verändert, sich auch der Lauf unseres Lebens verändert. Ob kleine oder große Dinge – wir beginnen andere Entscheidungen zu treffen. Statt hierhin zu gehen, gehen wir dorthin. Statt dies zu essen, treffen wir jene Wahl. Statt mit dieser Person Freundschaft zu schließen, schließen wir Freundschaft mit jener Person usw. Und alle diese Entscheidungen verändern unseren Lebenslauf.
    Etwa eineinhalb Jahre übte ich sechs Tage in der Woche und saß nach der Praxis immer ein Weilchen auf einem alten Sofa draußen vor dem Studio. Meist war es die Zeit des Sonnenuntergangs, und oft hatte das Licht einen goldenen, lachsfarbenen Glanz. So saß ich auch an einem denkwürdigen Abend im November dort. Es war schon ziemlich kalt, und ich saß in friedlicher, heiterer Gelassenheit auf dem Sofa. Ich war es absolut zufrieden, still und ohne die Gesellschaft einer anderen Person dort zu sitzen, nicht mit irgendjemandem sprechen zu müssen, hinsichtlich der Bequemlichkeit oder Lufttemperatur keine Rücksicht auf meinen Körper nehmen zu müssen. Ich hatte auf nichts Appetit. Es war nicht so, dass ich meine Gelüste zu zügeln versuchte, ich stellte einfach nur fest, dass ich nicht so viele Reize brauchte, um zufrieden und glücklich zu sein. An diesem kalten Novemberabend kamen mir die Implikationen dieser Tatsache wie mit Donnerhall zu Bewusstsein.
    Wenn ich keinen Appetit habe – dann, weil ich schon satt bin. Wenn ich nicht den Wunsch habe, irgendwohin zu gehen – dann, weil ich schon angekommen bin.
    Ich erlebte eine neue Wahrnehmung meines Daseins, ein Gefühl von Vollständigkeit. Als nächster Gedanke kam mir: Wenn ich dieses Sein/Gefühl durch regelmäßige Praxis verlängern konnte, würde ich immer weniger Dinge/Aktivitäten/gesellschaftliche Interaktionen/Stimulierungen brauchen, weil ich es einfach nicht begehrte. Mir wurde plötzlich klar, warum oder wie Asketen, über die ich gelesen hatte, die materielle Welt aufgaben. Entsagung bedeutet nicht Entbehrung; sie ist einfach ein fortwährender Zustand von Appetitfreiheit – ein fortwährender Zustand frei von Verlangen und Begehren. Ich esse keine Donuts, nicht weil ich sie mir versage, sondern weil ich kein Verlangen danach habe. Ganz einfach.
    Plötzlich maß ich der Praxis einen Wert von astronomischen Ausmaßen bei. Man könnte es gleichsam als eine drastische Kostensenkung beschreiben, die einen unerwarteten Gewinn nach sich zieht. Wenn wir im Geschäftsleben weniger ausgeben, hat das mehr Profit zur Folge. Die Gewinnspanne meines Lebens schoss nach oben, weil sich mein Verlangen/Begehren/Greifen radikal verminderte. Man konnte sagen, dass ich den Großteil der Zeit weitgehend »satt« oder »voll« war. Ich konzentrierte mich nicht mehr auf das, was ich mir im Leben sehnlich wünschte, da ich gewöhnlich »satt« war, stattdessen richtete ich mein Augenmerk auf das Beantworten der Frage »Wer bin ich?«. Die Ablenkungen des Begehrens/Wünschens wurden geringer, und so konnte sich meine Fähigkeit, zu sehen und zu erkennen, steigern. Als ich zu sehen begann, wer ich wirklich war, versuchte ich, dies auch zu manifestieren. Ich verpflichtete mich einem Leben, das ich ein authentisches Leben nenne, und wog den Wert von allem in dieser Welt gegen den im Innern entdeckten Wert ab.
    Ich hatte eine erneuerte spirituelle Verpflichtung und war entschlossen, alle Teile meines Lebens auszuräumen, die meinem Gefühl nach nicht authentisch waren oder sich mit der Integrität nicht vereinbaren ließen. Die Praxis hatte eine so tiefe Auswirkung auf mich, dass meinen Freunden die positiven Wirkungen auf meinen Körper und mein Verhalten auffielen, doch zögerten die meisten von ihnen, es selbst mit Yoga zu versuchen. Sie führten die üblichen Gründe an: Sie hatten nicht genug Zeit, oder es war zu teuer. Ich erklärte, dass ich, wenn ich mir jeden Tag die Zeit für Yoga nahm, in den restlichen Stunden des Tages mehr Sinn und Glück fand. Und was die Kosten anging, so meinte ich, dass Unglücklichsein und ein Leben in Angst teuer sei. Ein körperliches Wrack zu sein ist teuer. Von Sorgen zermürbt, schlaflos in der Nacht dazuliegen ist teuer. Beziehungen zu zerstören ist teuer. Medikamente zu nehmen, um
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