Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Autoren: Jessica Andersen
Vom Netzwerk:
kleinen Micah gefeiert hatten, so endete.
    Ihr nächster Atemzug war ein Schluchzen, aber sie sagte nur: „Wir müssen uns beeilen.“
    Er wich langsam zurück, behielt ihre zitternden Hände aber in seinen. „Sag mir, was ich tun muss.“
    „Nein!“, brüllte Dayn. Schmerz brannte in seiner Brust, als die Vision schwand. „Bei allen Göttern, nein!“ Mehr noch. Als die Gedankensprache verklang, hörte er das eindeutige Rauschen, das eine Erinnerung auszeichnete. Was er gesehen hatte, war bereits geschehen. Er wehrte sich gegen die unsichtbare Kraft, die ihn im Zentrum des Wirbelsturms festhielt, schlug nach ihr, verfluchte sie. „Malachai!“, brüllte er. „Zur Burg!“ Aber es kam keine Antwort, und der Wald schien plötzlich unendlich weit entfernt.
    Dayn. Das Wort wurde in seinem Kopf gesprochen, von einer vertrauten tiefen und grollenden Stimme.
    „Vater?“ Hoffnung keimte in ihm auf. „Den Göttern sei Dank. Hol mich hier raus. Ich rufe die Dorfbewohner zusammen und …“
    Es ist zu spät. Die Burg ist gefallen und wir mit ihr.
    „Sag das nicht.“ Seine Stimme wurde unsicher, sein Atem abgehackt. „Halt durch. Halt einfach durch. Ich hole Nicolai. Wenn wir zusammenarbeiten …“
    Der Zauber ist gesprochen, unser Lebensblut vergossen. Ich weiß nicht einmal, wie lange ich dich noch erreichen kann, du musst also zuhören.
    „Nein!“ Dayn schüttelte wild den Kopf. Er weigerte sich, das zu glauben, und hörte auch nicht auf die flüsternden Echos, die sagten, dass sein Vater schon auf der Schwelle zwischen Leben und Tod stand. „Vater … Mutter … bei allen Göttern …“ Er schämte sich nicht über das Schluchzen, das aus seiner Kehle kam, als schreckliche Schuldgefühle seine Wörter verzerrten. „Ich hätte meine Geduld nicht verlieren dürfen, ich hätte nie wegreiten dürfen. Wenn ich bei euch gewesen wäre …“
    Schweig! fuhr Aelfric ihn an, so wie er es mit seinen Männern auf dem Schlachtfeld tat.
    Dayn kam wieder zu sich, aber seine Stimme bebte, als er sagte: „Ich erwarte Euren Befehl.“ Er hatte die Worte schon so oft gesagt, wenn auch in letzter Zeit meistens voller Unmut. Jetzt bekamen sie eine neue tiefere Bedeutung, weil er nicht wusste, was als Nächstes zu tun war. Nicolai finden? Eine Armee aufstellen? Ein magischer Angriff? Rückzug? Nicht in seinen wildesten Träumen hätte er sich vorgestellt, dass die Burg erobert werden könnte und seine Eltern nicht mehr leben würden. Aber er durfte die wenige Zeit, die seinem Vater noch auf der Schwelle des Lebensblieb, nicht verschwenden, also flüsterte er: „Sprich, Vater. Ich werde tun, was immer du befiehlst.“
    Gut, dann hör mir zu. Unsere Verletzungen und die Macht des Magiers haben den Zauber verändert, den deine Mutter und ich gesprochen haben. Die Magie hat dich und deine Brüder und deine Schwester weit fortgeschickt, wie wir geplant hatten, aber sie hat euch auch an die Burg gebunden und einen Countdown in Gang gesetzt. Vier Nächte, bevor diese Zeitspanne endet – und nicht vorher –, müsst ihr alle auf die Insel zurückkehren, die Burg zurückerobern und den Blutmagier umbringen. Wenn ihr es nicht tut, müsst ihr sterben, und Elden ist verloren. Aber ihr müsst warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
    Dayns Atem rasselte in seinen Lungen, und seine Gedanken rasten. „Woher weiß ich, wann die Zeit gekommen ist?“ Bei den Göttern, passierte das alles wirklich?
    Eine Frau wird kommen und dich nach Hause führen. Der Countdown beginnt, wenn sie ankommt, und endet mit der vierten Nacht. Du musst dich von ihr führen lassen, aber denk daran: Bleib dir selbst treu, und denk an deine Prioritäten. Versprich mir das.
    Ein Schluchzen steckte in seiner Kehle fest. „Ich verspreche es. Bei allen Göttern, Vater …“ Er wurde unterbrochen, als der Tornado plötzlich mit einem Brüllen beschleunigte. Sekunden später wurde er aus dem ruhigen Auge des Sturms wieder in Richtung der wirbelnden Wand aus Wind geschleudert. „Nein!“, heulte er, als der Sturm ihn packte und mitriss. Sofort wurde er vom Wirbelsturm davongetragen, überschlug sich wieder und wieder, und er konnte nur noch in den Wind brüllen: „Es tut mir leid,dass ich euch nicht im Kampf beistehen konnte!“
    Donner grollte, und in ihm explodierte eine Energie, die sein Fleisch versengte und ihm die Luft aus den Lungen trieb. Schmerz überwältigte ihn, er bäumte sich auf, sein Körper schien auf einmal von innen her zu zerreißen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher