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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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»Meinen Sie nicht, dass es jetzt Zeit ist?«, fragte sie.
    Ruth nickte, bat um Ruhe und hob ihr Glas. »Horatio, du möchtest jetzt sicher wissen, was wir außer Sekt zu trinken und sentimental zu werden in dieser Kanzlei noch zu tun haben.«
    Horatio lächelte, legte den Arm um seinen Vater und trank Ruth und Leonore zu. »Ich bin so glücklich«, sagte er bewegt. »Ganz gleich, was jetzt noch kommt. Ihr habt mir die größte Freude meines Lebens gemacht. Ruth. Mein Vater. Die Freiheit. Mehr geht nicht.«
    »Willst du mich trotzdem noch heiraten, Horatio Mwasube?«, fragte Ruth, zaghaft lächelnd.
    Die Antwort kam prompt: »Nein.«
    »Was?« Leonore riss die Augen auf, während Ruth wie eingefroren dastand.
    »Nein. Nicht so. Sondern altmodisch, wie es sich für eine gute Familie gehört.« Horatio stellte sein Glas auf dem Schreibtisch ab, kniete vor Ruth nieder, griff ihre Hand und fragte: »Ruth Salden, ich bitte dich hier vor meinem Vater und den anderen, meine Frau zu werden.«
    »Ja!«, rief Ruth aus. »Ja, ja! Tausendmal ja.«
    Als der Beifall verklungen war und Ruth und Horatio sich voneinander gelöst hatten, klatschte Leonore Bekaart in die Hände. »Also dann«, sagte sie und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz. »Es müssen noch einige Formulare und Anträge unterschrieben werden.« Sie sah lächelnd in Horatios verwundertes Gesicht. »Ihr werdet in Amerika heiraten. In New York. Schon in sechs Wochen. Es fehlen nur noch eure Unterschriften.«
    Zwei Stunden später brachen Horatio und Ruth nach Salden’s Hill auf.
    »Lass mich fahren«, bat er, als Ruth nach dem Griff der Fahrertür langte. »Ich fahre, und du erzählst mir, was sich zugetragen hat.«
    »Schade«, erwiderte Ruth mit leisem Lachen und betrachtete bewundernd den Ring, der seit einer halben Stunde an ihrem Finger prangte. Es war ein schmaler Goldreif mit einem kleinen Diamanten in der Mitte. Er war schlicht, aber für Ruth war es das schönste Schmuckstück der Welt. Gleich nach der Unterzeichnung der Papiere hatten Ruth und Horatio dessen Vater zum Zug gebracht und waren in ein Juweliergeschäft gegangen. Seither ließ Ruth keinen Augenblick vergehen, ohne den Ring zu bewundern. »Schade«, wiederholte sie.
    Horatio lachte. »Du möchtest doch nur fahren, damit du den Verlobungsring immer vor Augen hast. Aber das ist mir zu gefährlich, denn bestimmt schaust du dabei viel zu selten auf die Straße. Also lass mich fahren und erzähl. Beim Reden kannst du die Hand ja immer schön hochhalten.«
    Ruth knuffte ihn in die Seite. »Du kennst mich besser, als es gut für dich ist.«
    Als sie die Stadtgrenze von Swakopmund passiert hatten, begann Ruth zu berichten. Sie sprach von Corinne, von Willem, von Santo. Nur über ihre Nacht mit Robert Outwater schwieg sie. Vielleicht würde sie Horatio später einmal davon erzählen. Im Augenblick wollte sie ihm auf keinen Fall wehtun. Erst hinter Gobabis beendete Ruth ihren Bericht.
    »Wow!« Horatio schüttelte sich leicht. »Es ist schwer zu glauben, dass Corinne mich in eine Falle gelockt hat, um ihre Ehe zu retten. Von Willems Taten will ich gar nicht sprechen. Liegt er wirklich im Krankenhaus?«
    »Ja«, bestätigte Ruth. »Er hat sich noch während des Telefonates mit dem Rechtsanwalt Sammer in den Kopf geschossen. Er hat überlebt, und ich glaube beinahe, er wollte sich niemals wirklich töten.« Sie reckte sich, schaute wieder auf ihren Ring. »Jedenfalls wird er nun vor Gericht gestellt werden. Mir ist es gleichgültig, ob und zu wie viel Jahren Gefängnis sie ihn verurteilen. Die größte Strafe hat er sich selbst verhängt. Der Schuss hat seine Sehnerven zerstört. Willem wird für den Rest seines Lebens blind sein. Das sagt jedenfalls der Arzt.«
    »Hmm.« Horatio nickte gedankenversunken. Sie waren nur noch zwei Meilen von Salden’s Hill entfernt.
    »Hast du Angst?«, fragte Ruth.
    »Nein, Angst habe ich nicht. Ich weiß nur nicht, wie ich deiner Mutter begegnen soll. Und Corinne. Vor allem Corinne.«
    »Das verstehe ich.«
    Schweigend fuhren sie die letzten Meter.
    Als sie aus dem Dodge stiegen, kam Rose auf die Veranda. Sie streckte Horatio ihre Hand hin. Zum ersten Mal. »Willkommen auf Salden’s Hill«, sagte sie und fügte nach einem tiefen Seufzen hinzu: »Willkommen daheim.«
    Horatio hielt ihre Hand und schüttelte sie. Sie standen einander gegenüber wie Gäste beim Farmerball, doch dann, gerade als der Moment in Peinlichkeit umschlagen wollte, umarmte Horatio Rose
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