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Das Herz der Puppe

Das Herz der Puppe

Titel: Das Herz der Puppe
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Schneemann, dem er eine krumme dicke Karotte als Nase ins gesicht steckte.
    »Ist der Typ mit dem Salz nicht derselbe, der mit seinem furchtbar lauten Laubbläser dauernd die Herbstblätter vom Bürgersteig auf die Straße pustet und jeden Samstag sein Auto wäscht?«, fragte Widu, die neben Nina am Fenster saß.
    »Ja, genau der«, sagte Nina, die den Mann unsympathisch fand. »Auch die Pflanzen in seinem garten stehen wie Soldaten in Reih und glied.«
    »Idiot! Hör auf zu stänkern und geh nach Hause!«, rief Widu, und seltsam: Der Mann nahm seine Schippe und sein Salz und verschwand.
    Drüben in Lulus Wohnung war es dunkel. Lulu hatte am Vortag erzählt, dass sie mit ihrer Mutter nach Paris fahren wolle. Dort lebe ihre Tante, die Schwester ihrer Mutter. Aber obwohl Lulu nicht da war, fühlte sich Nina ihr nahe.
    Als die Mutter Nina ein wenig später fragte, ob sie mit ihr einkaufen gehen wolle, freute sich Nina über die Abwechslung.
    »Klar«, sagte sie und sprang von ihrem Platz am Fenster auf. »Willst du auch mit?«, fragte sie Widu.
    »Logisch!«
    So gingen sie zu dritt aus dem Haus. Der Schnee schwebte langsam und geräuschlos auf die Erde wie Federn. Widu liebte den Schnee.
    »Sieh mal an, der alte traurige Clown!«, rief Widu plötzlich, als sie auf der Terrasse eines Einfamilienhauses einen Clown sitzen sah. »Hallo, Balbuzie!«
    »Ja, we-we-wen sehe ich denn da? Wid-Wid-Widu?«
    »Ja, mein Freund. Und das ist Nina, von der ich dir erzählt habe. Wie geht es dir?«
    »Kommst du endlich?!«, rief Ninas Mutter, die schon etwas weiter die Straße hinunter vor einem Schaufenster stand.
    Aber Nina hörte sie nicht.
    Dann kam ein Junge auf die Terrasse und sah Nina böse an. »Was glotzt du denn? Hau ab!«
    »Lass uns gehen!«, sagte Nina, packte Widu fester und eilte davon.
    »Ein unangenehmer Bursche«, sagte Widu. »Seit er den kleinen Esel zerfetzt hat, mit dem Balbuzie immer zusammen war, kann der arme alte Clown nicht mehr richtig sprechen. Er hat den Esel geliebt. Und dann hat er sich auf den Weg gemacht, damit er den bösen Jungen nie wieder sehen muss. Aber irgendjemand hat ihn in seinem Versteck unter einer Bank im Stadtpark gefunden und ihn zum alten Moritz gebracht.«
    »Ich liebe Esel«, sagte Nina.
    »Ich auch«, sagte die Mutter.
    Im Kaufhaus fragte Nina ihre Mutter: »Darf ich in die Spielzeugabteilung gehen, bis du fertig bist?«
    Die Mutter lächelte. »Meinetwegen, aber du bleibst dort, bis ich komme. So wie beim letzten Mal.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Nina und fuhr mit der Rolltreppe in den ersten Stock.
    Ganz in der Nähe der Rolltreppe standen Puppen aus Plüsch, Kunststoff und Holz. Sie schienen Widu alle zu kennen, denn sie begrüßten sie.
    »Hast du von Balbuzie gehört?«, erkundigte sich Widu bei einem Clown.
    »Ja, klar, der Arme ist in die falsche Familie geraten. Er steckt täglich Schläge ein und wird immer stummer.«
    »Und was wollt ihr machen?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir schicken einen fiesen Rambo in die Familie, der ihnen ordentlich einheizt.«
    »Könnte man dem Jungen nicht einfach ein geschenk machen und dafür Balbuzie retten?«, schlug Nina vor.
    »Dieser Idiot mag immer nur Fußball spielen, und wir verstehen uns leider nicht mit den Bällen. Sie sind perfekte Schönheiten, vollkommene Kugeln, aber ohne Verstand und Seele.«
    » Ich kann das übernehmen«, wandte Nina ein. »Ich kann einen schönen Ball für den Jungen kaufen und dafür Balbuzie zu mir nehmen.«
    »Wenn das möglich wäre, gern«, sagte der Clown, aber ganz überzeugt klang er nicht.
     
    Als die Mutter Nina abholen kam, wunderte sie sich, dass Nina unbedingt einen Fußball kaufen wollte, aber schließlich war sie einverstanden. Wenn das Kind unbedingt Sport treiben wollte …
    Die Mutter machte allerdings große Augen, als Nina auf dem Rückweg an einem Einfamilienhaus mit Terrasse stehen blieb und klingelte.
    »Was willst du denn hier?«, fragte die Mutter.
    »Nur rasch den langweiligen Ball gegen eine schöne Puppe eintauschen«, erklärte Nina.
    Der Junge grinste beim Anblick des Mädchens mit dem Ball, aber als Nina ihm ihr Angebot machte, rannte er ins Haus, kehrte mit dem großen schönen Clown zurück, schnappte sich den Ball und knallte Nina die Tür vor der Nase zu. Das alles ging so schnell, dass die Mutter kaum folgen konnte.
    Abends, nachdem der Vater von ihrem Abenteuer erfahren hatte, kam er lächelnd in Ninas Zimmer.
    »Das ist ein schöner Clown«, sagte er.
    Nina saß
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