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Das Herz der Puppe

Das Herz der Puppe

Titel: Das Herz der Puppe
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ein fürchterlicher Sturm getobt, deshalb seien sie früher nach Hause gekommen.
    »Es gibt Stürme auf See und Stürme im Bauch«, flüsterte Widu, und jetzt war es wieder Nina, die lachen musste.

Achte nur auf deinen Traum
    Eines Tages fand Nina Widu richtig gemein . Aber als sie die kluge Puppe verstanden hatte, lachte sie und drückte sie an ihr Herz.
    Es hatte ganz harmlos damit angefangen, dass Nina erzählte, was sie herausgefunden hatte.
    »Erwachsene sagen manchmal Sachen, die gar nicht stimmen«, sagte sie.
    »Im Klartext: Sie reden Quatsch«, sagte Widu.
    »So darf man das auch wieder nicht sagen«, protestierte Nina.
    »Schon gut, schon gut. Aber warum machst du sie nicht darauf aufmerksam, wenn sie was Falsches sagen?«
    »Und was werden sie dann von mir denken?«
    »Solange du niemanden verletzt oder beleidigst, ist es völlig schnuppe, was die anderen von dir denken. Das ist doch logisch!«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Doch!«
    »Nein!«
    »Pass auf, wir machen ein Spiel, und du wirst sehen, dass du es den Leuten sowieso nie recht machen kannst. Also wozu die Mühe? Wir wetten, und ich bin sicher, du wirst die Wette verlieren.«
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst, in der Schule gewinne ich nämlich die meisten Wetten. – Und was soll das für ein Spiel sein?«, fragte Nina, ein bisschen genervt von Widus Hochnäsigkeit.
    »Du reitest doch jede Woche, stimmt’s? Und dein Pony Snoopy ist ein kräftiger Bursche. Nehmen wir also an, es gibt einen schönen Flohmarkt oder ein Fest in einem Dorf in der Nähe, und dein Vater ist leider mit dem Auto unterwegs. – Wie kommst du dann mit deiner Mutter zum Flohmarkt?«
    »Mit dem Pony natürlich. Ich reite ganz langsam, und Mama geht neben uns her«, sagte Nina.
    »Hahaha! Da werden die Leute schön schimpfen über deine Unverschämtheit: Ein starkes Mädchen wie du reitet breitbeinig auf dem Pony und lässt seine arme Mutter zu Fuß gehen. – Dafür hat sie dich also neun Monate lang in ihrem Bauch getragen!«
    »Na gut, dann lasse ich Mama reiten und halte Snoopy am Zügel. Ich gehe gern zu Fuß.«
    »Hahaha! Wieder daneben: Die Leute werden auf die herzlose Mutter schimpfen, die so egoistisch ist, dass sie auf dem Pony reitet und ihr zartes kleines Mädchen nebenherlaufen lässt.«
    »Dann reiten wir eben zusammen auf Snoopy«, sagte Nina, und diesmal war sie sich hundertprozentig sicher, dass es die richtige Antwort war.
    »Hahaha!«, lachte Widu so laut, dass Nina tief drinnen große Lust verspürte, sie an die Wand zu schmeißen. »›Schaut euch die herzlosen Menschen an!‹, werden die Leute sagen. ›Hocken mit ihren zwei dicken Hintern auf einem kleinen Pony!‹«
    Nina musste lange überlegen, bis ihr überhaupt noch eine Lösung einfiel. »Dann steigen wir eben ab und gehen zu Fuß und führen Snoopy am Zügel«, sagte sie, aber richtig überzeugt klang sie nicht, das hörte sie selber.
    Widu hatte auch schnell eine Antwort parat, aber dieses Mal lachte sie nicht mehr.
    »Meine Liebe, du kennst die Leute nicht. ›Schaut euch die zwei Verrückten an‹, werden sie sagen. ›Sie gehen zu Fuß, obwohl sie ein Pony haben!‹ Soll ich dir was verraten: Die geschichte erzählt man sich seit einer Ewigkeit, mal mit einem Pony, mal mit einem alten Pferd oder Esel. Vielleicht steht eine davon sogar in deinem Lesebuch«, sagte Widu.
    Da musste Nina eine Weile überlegen, dann nickte sie und nahm Widu fest in den Arm.

Fabian im Wilden Westen
    Nina wollte ihren Klassenkameraden Fabian besuchen . Er hatte sie schon ein paarmal gefragt, ob sie nicht mit ihm spielen wolle, und sie hatte jedes Mal Nein gesagt. Doch dann hatte sie Mitleid mit ihm bekommen. Er war blass und klein und spielte nur selten mit den anderen Jungen auf dem Schulhof. Manchmal lachten ihn die anderen sogar aus. Er sei ein Bettnässer, ein Angsthase, deshalb wollten sie nicht mit ihm spielen und ihn schon gar nicht besuchen. Und nie luden sie ihn zu ihren geburtstagsfeiern ein.
    Am Freitag hatte ein größerer Junge gelacht und gerufen: »Du kannst mit Stinktieren spielen, weil du selber stinkst, und besuchen werden dich noch nicht mal die.«
    Da hatte Fabian geweint, und Nina war zu ihm gegangen und hatte ihm versprochen, ihn bald zu besuchen, vielleicht morgen schon. Er wohnte auf halber Strecke zwischen ihrem Haus und der Schule.
    Auf dem Nachhauseweg zeigte er ihr das Haus, in dem er wohnte, und die Türklingel mit seinem Familiennamen. Nina wunderte sich, dass er überhaupt nicht
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