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Das Heerlager der Heiligen

Das Heerlager der Heiligen

Titel: Das Heerlager der Heiligen
Autoren: Jean Raspail
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Zeichnung veröffentlicht, seine Zeitung sofort verboten wird. Wenn die Staatsgewalt und die Ideologie sich jäh ändern, dann kann man nur weiter höhnen, spotten und anschwärzen, wenn man seine Weste wechselt. Wie seine Mitarbeiter später aussagten, wurde er anschließend so traurig, daß sein Gesicht den herzzerreißenden Ausdruck eines sterbenden Clowns bekam. Er ging höflich durch seine Büroräume, drückte jedem die Hand und wiederholte fortgesetzt: »Macht ohne mich weiter, wenn ihr könnt, wenn ihr könnt …«
    Ich sehe im Geist die Zusammensetzung der multirassischen Volksversammlung der Stadt Paris vor mir, die am Ostermontag um drei Uhr nachmittags in der Arbeiterbörse zusammenkam. Seitens der Vertreter der weißen Rasse waren wenige da, aber genügend viele, die ihre fachliche Zuständigkeit in die Waagschale werfen konnten und auch guten Willen zeigten: der Polizeipräsident, zwei oder drei Minister und einige hohe Beamte. Es waren solche, von denen der Präsident der Republik noch vierundzwanzig Stunden vorher gesagt hat, »daß sie im Hinblick auf das Ereignis schon eine Verschwörung gebildet hätten und vielfachen Kontakt aufnehmen würden und unter der Hand die Bildung einer provisorischen Regierung anstreben würden.« Er hat sie mit den prophetischen Worten gebrandmarkt: »Der Inhalt der Macht kümmert Sie wenig, wenn Sie ihre Ausübung behalten dürfen!« Unter den Verschwörern befand sich ein einziger, zwielichtiger General namens Fosse, von dem man nur wußte, daß er einst aus dem Mannschaftsstand hervorgegangen war und die goldenen Tressen und den Spitznamen »Septiker« dafür erhalten hatte, daß er in Oran das Feuer gegen die eigenen Landsleute eröffnen ließ.
    Bezüglich der Kontakte untereinander waren diesmal viele Leute da. Voran die geistigen und moralischen hohen Behördenvertreter, die über die Trümmer wie Fakire über eine Kohlenglut hinweggingen. Natürlich auch der Großmufti. Vertrat er nicht mehr als sechs Millionen Araber und schwarze Muselmanen, die in Frankreich wohnten? Er bekam später in der ersten provisorischen Regierung das Portefeuille der Gleichheit, ein neues Ministerium, so ähnlich wie das Ministerium für menschliche Beziehungen, das gegen rassistische Umweltverschmutzung kämpfte.
    Sodann der unvermeidliche Kardinal-Erzbischof von Paris, der rührend vor lauter gutem Willen war. Er umarmte öffentlich den mit einem großen, weißen Burnus bekleideten Mufti, der wie immer undurchschaubar war. Er schenkte ihm dreißig Kirchen, die in Moscheen verwandelt wurden. Das war einer der bewegendsten Augenblicke des Tages.
    Ferner Präsidenten verschiedener humanitärer Ligen, mit Ausnahme des wortstärksten unter ihnen, der, wie er angekündigt hatte, in die Schweiz gereist war, »um gleichgesinnte westliche Kollegen zu Rate zu ziehen«.
    Sogar der Großrabbiner war da, der vom Antirassismus so übermannt wurde, daß Israel nicht mehr mitkam. Dann der Gesandte vom Ganges in zahlreicher Begleitung seiner Kollegen aus Indien, Bengalen und Pakistan. Alle vier waren Befehlshaber siegreicher Armeen geworden. Und weitere Gesandte der Dritten Welt, die laut redeten, da sie sich angesichts all dieser Flotten, die zur gleichen Zeit ankamen, sehr stark fühlten. Ausnahmslos plapperten alle von brüderlichen Prinzipien. Die Weißen unter ihnen entschuldigten sich beinahe, daß sie die anderen, die Großzügigen, so schlecht empfangen hatten. Die Minderheiten wurden im Namen der »neuen Welt« beruhigt. In der Nacht vom 4. August wurden die Rassenschranken aufgehoben. Die Lerche und das Pferd schworen, sich nicht mehr zu trennen. Den Abschluß der Reihe bildete der Dritte Stand, der drei Viertel der Versammlung ausmachte und mit vollem Gewicht auftrat.
    Es war auch eine beträchtliche Anzahl weißer Frauen anwesend, die, wie Elise, mit Männern einer anderen Rasse verheiratet waren. Man hörte sie aufmerksam an, die meisten mit Begeisterung, etliche mehr zurückhaltende Weiße mit einem gewissen Mißbehagen, denn ihnen war bewußt, daß diese Frauen den Tod der weißen Rasse symbolisierten. Einige Jahre zuvor hatte Ralph Ginzburg, ein bekannter amerikanischer Schriftsteller, in der Revue EROS ein Foto veröffentlicht, das viel Staub aufgewirbelt hatte. Auf dem weißen Bauch einer Frau, genau unter ihren Brüsten waren zwei Hände friedlich verschlungen, eine männliche schwarze Hand und eine weibliche weiße. Der Text zum Foto lautete: »Morgen gilt dieses Paar als Pionier
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