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Das Haus in Georgetown

Das Haus in Georgetown

Titel: Das Haus in Georgetown
Autoren: Emilie Richards
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Geschäftsreisen übernachtete er immer dort, und Karina wohnte in der Nähe der Universität, also in derselben Gegend. Er war durch einen Trick an ihre Adresse gekommen, und denselben Kunstgriff wollte er einsetzen, wenn er sie anrief.
    Er checkte ein und genehmigte sich eine lange, heiße Dusche im schmucken, mit Marmor ausgekleideten Badezimmer. Nach zehn Minuten war er so weit aufgetaut, dass er ohne Zähneklappern sprechen konnte. Er trocknete sich ab und wickelte sich in einen Bademantel, griff aber nicht gleich zum Telefonhörer. Faith’ Abschiedsworte vom Flughafen klangen ihm in den Ohren.
    „Verschreck sie nicht, Pavel. Lern sie erst ein bisschen kennen. Werdet warm miteinander. Dann kannst du ihr erzählen, dass ihr ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut ist.“
    Er hatte hinzugefügt: „Und dass sie gnadenlos von der Presse gehetzt werden wird, sobald die Sache rauskommt.“
    „Und dass meine Mutter sie braucht. Dass ihr Herz brechen wird, wenn Hope ... Karina sie zurückweist.“
    „Wenn sie mich zum Essen einlädt, sollte uns das durch die Vorspeise bringen.“
    Faith’ musste lachen. „Ich würde ja mitkommen. Wirklich. Aber wir wollen sie nicht abschrecken.“
    „Du bist diejenige, die verschreckt ist.“
    Sie nickte.
    Auch Pavel war nervös. Er war immer allein gewesen, und meistens hatte ihm das nichts ausgemacht. Seine familiären Erfahrungen waren nicht gerade berauschend: ein Vater, der sich aufgehängt, und eine Mutter, die sich zu Tode gesoffen hatte. Entfernte Cousins, die nichts mit ihm zu tun haben wollten, und jetzt deren obdachloser Vater, der vielleicht für immer untertauchen würde.
    Sandor – Alec der Tonnenmann – war klug genug gewesen, Washington zu verlassen. Nach ihrer Unterhaltung hatten Pavel und Faith ihm alles Gute gewünscht, und Pavel hatte dem alten Mann jeden Cent aus seinem Portemonnaie sowie seine mörtelbekleckste Rolex zugesteckt. Auf dem Heimweg waren Faith und er übereingekommen, die Behörden nicht früher über Karina zu unterrichten als unbedingt nötig. So hatte Alec einen guten Vorsprung, bis die Sache in die Nachrichten kam. Pavel war sich sicher, dass sie den Mann nie wiedersehen würden.
    Pavel fragte sich, ob er auch die verwandtschaftliche Beziehung zu Karina in den Sand setzen würde. Als Sohn und als Cousin hatte er versagt. Er war für keine Frau je die „bessere Hälfte“ gewesen. Was für einen Bruder würde er abgeben? Und allem voran: Würde sie ihm eine Chance geben, das herauszufinden?
    Er gab sich einen Ruck, ergriff den Hörer und wählte die Nummer, die er Karinas Literaturagentin entlockt hatte.
    Ein Kind ging an den Apparat: seine Nichte, wie er annahm. Ihre Stimme war hell und süß, und als sie den Hörer fallen gelassen hatte, kam sie noch einmal zurück und entschuldigte sich. Dann holte sie ihre Mutter.
    Während er warten musste, räusperte er sich zweimal und stellte fest, dass seine Nervosität allmählich in Panik überging. Als Karina sich meldete, räusperte er sich noch einmal.
    Karina klang zum Glück anders als Faith. Er war sich nicht sicher, ob er das verkraftet hätte; womöglich wäre er dann sofort mit der Tür ins Haus gefallen. Stattdessen stellte er sich als Präsident von „Scavenger“ vor, der in Toronto Geschäftliches zu erledigen hatte. Dann ließ er die geplante Lüge vom Stapel.
    „Wir möchten eventuell eine Website für Kinder gestalten. Einen sicheren Ort, an dem sie Spiele spielen, online Bücher lesen und etwas über Computer lernen können.“ Er fand die Idee wirklich nicht schlecht und nahm sich vor, sie später mit Alex zu diskutieren.
    „Ihr Name kam uns in den Sinn“, fuhr er fort, „als wir über mögliche Berater nachgedacht haben, und Ihre Agentin meinte, das könnte Sie durchaus reizen.“
    Sie antwortete in einem sanften Tonfall; offenbar hatte sie es nicht nötig, sich aufzuplustern. Sie klang nicht wie eine Frau ohne Selbstbewusstsein, sondern wie eine, für die das nie ein Problem gewesen war. „Mary Ann hat Ihren Anruf schon angekündigt.“
    Pavel war froh, dass diese Fremde ihm den Weg geebnet hatte. „Es tut mir Leid, dass das so plötzlich und so kurz vor Weihnachten passiert, aber diese Reise hat sich kurzfristig ergeben. Und jetzt sitze ich hier und habe am Abend nichts vor. Können wir uns vielleicht zum Abendessen in meinem Hotel treffen?“
    So früh konnte sie nicht, da sie für ihre Kinder sorgen musste,aber sie versprach ihm, später auf einen Drink in die
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