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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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ihren Kopf im Kopfkissen und fragte sich zum tausendsten Mal, warum sie das nur ertrug. Warum? Warum?
    Einige Minuten später, nachdem sie die Wohnungstür ins Schloß hatte fallen und den Aufzug nach unten hatte fahren hören, hob sie ihr trockenes, brennendes Gesicht, richtete sich auf und atmete tief durch.
    Als es an ihrer Tür klopfte, zwinkerte sie schnell und stand auf, bevor sie »Herein!« rief.
    Peter kam ins Zimmer und lehnte sich genau wie sie vorher mit dem Rücken an die Tür. Sein Gesicht war weiß, seine Augen wirkten besonders groß. In diesem Augenblick ähnelten sie einander noch mehr als sonst. Er fragte unvermittelt: »Warum bringst du es nicht zu Ende?«
    »Was?«
    Ungeduldig stieß er sich von der Tür ab und rief: »Hör zu! Keine Ausflüchte mehr. Erinnere dich daran, daß dies mein achtzehnter Geburtstag ist. Er hat dir immer vorgeworfen, mich zu verhätscheln. Also, laß es endlich sein. Laß uns die Dinge aussprechen. Ich frage dich, warum machst du nicht Schluß, warum verläßt du ihn nicht? Ich … ich habe gehört, was er darüber sagte, daß deine Mutter deinen Vater verlassen hat. Ich habe das nicht gewußt, du hast es mir nie erzählt. Bist du all die Jahre wegen mir mit ihm zusammen geblieben? Hör zu …« Er drehte sie zu sich herum. »Es macht mich wahnsinnig, wenn ich nur daran denke. Sieh mal, Mutter, verdammt noch mal …«
    Sie senkte den Kopf und zitterte, als sie sagte: »Benutze nicht diesen Ausdruck, Peter.«
    »Gut, aber es muß schon etwas schärfer sein, damit du es verstehst. Sag mir … sag mir, bist du wirklich wegen mir bei ihm geblieben?«
    Jetzt sah sie ihn direkt an und antwortete: »Nein, nein, im Grunde nicht.«
    »Bist du sicher?« Seine Stimme war sanft.
    »Ja. Sieh mal, er war nicht immer so. Er ist … er ist sich seiner selbst nicht sicher, das war schon immer so. Er brauchte jemanden …«
    »Hör auf! Hör bitte auf!« Peter wandte sich von ihr ab und schüttelte den Kopf, als ob er das Bild, das sie von seinem Vater entwarf, loswerden wollte. »Ich weiß, was er braucht. Ich habe nicht diese ganzen Jahre gelebt, um nicht zu wissen, was er braucht, oder was er meint zu brauchen.« Er wandte sich ihr schnell wieder zu und sagte langsam und nachdrücklich: »Ich weiß alles darüber. «
    Es lag ihr auf der Zunge zu erwidern: ›Das kannst du nicht. O nein, Peter, du kannst nicht alles darüber wissen.‹ Ihr Junge war gerade erst achtzehn. Sicher wußte er nichts von dem, was seinen Vater quälte, sicher nicht. O Gott, hoffentlich nicht.
    Sie hatte vor drei Jahren gedacht, daß die Seuche ausgerottet sei. Sie war blöd genug gewesen, das zu glauben, weil er tatsächlich auf Knien zu ihr gekommen war und sie angefleht hatte, ihm zu vergeben, und ihr versprochen hatte, daß es niemals, niemals wieder passieren würde, daß es vorbei sei. Es kostete einen Mann wie Jim viel, auf Knien zu einer Frau zu kommen, aber er hatte es getan. Er hatte sie aber nicht um Trost gebeten. Er war nicht in ihr Zimmer gekommen und hatte sie auch nicht mit in seins genommen.
    Peter sagte gerade: »In einem hatte er Recht: Du hättest mir nie das Auto kaufen sollen, wenn du so knapp bei Kasse bist.«
    »Du hättest nicht lauschen sollen, Peter.« Constance warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Wie dem auch sei, ich bin nicht knapp bei Kasse.«
    »Wenn wir jetzt von deinem Kapital leben, wird es nicht mehr lange dauern, dann bist du es, nicht wahr?« Er ging zu ihr und blieb vor ihr stehen. »Denk doch nur ein einziges Mal an dich! In zwei Monaten gehe ich zur Universität. Mach einen sauberen Schnitt, laß dich von ihm scheiden. Weißt du …« – er schüttelte langsam den Kopf, und seine Augen wanderten über ihr Gesicht – »du könntest jeden haben. Das habe ich schon immer gedacht. Warum hast du ausgerechnet ihn aufgegabelt? Du bist immer noch schön, aber als du jung warst, achtzehn, neunzehn, als du ihn geheiratet hast, mußt du … also« – er schüttelte den Kopf und suchte nach einem passenden Wort – »aufregend gewesen sein.«
    Ihre Lippen formten ein unsicheres Lächeln, sie streichelte sein Gesicht und sagte: »Es ist schön, jemanden das sagen zu hören, auch wenn es nicht wahr ist. Du siehst mich so. Ich bin siebenunddreißig, Peter, und ich fühle mich wie siebenundsechzig, und ich kann mir nicht vorstellen, daß ich mich noch einmal jünger fühlen werde.«
    »Sei nicht dumm!« Er stieß sie fast brutal an. »Hör zu! Tu, was ich sage, zieh einen
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