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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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Strich. Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, und ich werde keine Ruhe haben, schon gar nicht, wenn ich nicht mehr da bin. Ich werde nicht arbeiten können, wenn ich weiß, daß du hier bist und es dir miserabel geht.«
    »Durham ist nicht weit. Du kannst immer vorbeikommen.«
    »Aber … aber ich dachte, daß du die Wohnung aufgibst! Du hast doch gesagt …«
    »Ja, ich muß sie verkaufen und mich nach etwas Preiswerterem umsehen, aber es wird etwas hier in der Stadt sein.«
    »Warum fährst du nicht los und siehst dir Onkel Harrys Haus mal an?«
    Sie starrte ihn ein paar Sekunden lang an, dann nickte sie und sagte: »Ja, aber das wird uns, wird mir nicht von Nutzen sein. Es hört sich so an, als liege es weit draußen in der Wildnis, es wird dort keinen Strom geben, kein Wasser und keine Toilette, und wahrscheinlich könnte ich allein dort gar nicht leben.«
    »Nein, natürlich nicht.« Er nickte. »Aber wenigstens würdest du mal rauskommen. Laß uns etwas zu essen mitnehmen und uns einen schönen Tag machen, was hältst du davon?«
    Sie gab nicht zu, daß sie auch schon daran gedacht hatte, sich das Haus anzusehen, und antwortete: »Ja, ich würde gern für einen Tag wegfahren.«
    »Das ist also abgemacht.« Er beugte sich zu ihr und küßte sie auf die Wange. An der Tür zeigte er auf das Schloß und sagte: »Ich an deiner Stelle würde hierauf ein Auge haben. Er könnte sonst ungebeten hereinplatzen.«
    Constance gab keine Antwort, und nachdem Peter gegangen war, zog sie sich langsam aus. In welchem Zustand auch immer ihr Ehemann nach Hause kommen würde, es bestand keine Notwendigkeit, die Tür abzuschließen. Er würde über sie schimpfen, aber er würde nicht in ihr Zimmer kommen. Wie sie Peter gegenüber schon festgestellt hatte, war sie siebenunddreißig, und die oberste Altersgrenze, die zur Linderung seiner Krankheit nicht überschritten werden durfte, war achtzehn oder genau so weit darunter, wie er es wagte.

3
    »Bist du sicher, daß wir hier richtig sind, Peter?«
    »Ja, Harry sagte, daß es gut zwanzig Minuten dauern würde, bis man zu dem Weg kommt.«
    »Es kommt mir schon länger als zwei Stunden vor.« Constance lachte. »Komm, ich helf dir mit dem Korb.«
    »Nein, es geht schon. Paß auf, wo du hintrittst, das Gras ist rutschig. Gut, daß du flache Schuhe angezogen hast.«
    »Ja, das stimmt.« Constance blieb für einen Augenblick auf einer grasbewachsenen Böschung stehen, um Atem zu schöpfen, und blickte dabei auf die rauhe Landschaft, die sich, so weit das Auge reichte, zu ihrer Linken ausdehnte. Auf der rechten Seite war das Land hügelig und zerschnitt den Anblick. Genau unterhalb von ihr gab es ebenfalls eine Senke, die zu einer anderen Erhebung hin anstieg. Sie ging weiter, und Peter rief ihr zu: »Hier ist er, der Weg.« Constance seufzte und sagte zu sich selbst: »Gott sei Dank!« Seit Jahren war sie nicht mehr so weit gelaufen, wenigstens nicht so.
    »Es muß da auf der Anhöhe sein.« Peter zeigte aufgeregt nach vorn. Er ging schneller und rannte schließlich über den verwilderten Pfad. Sie folgte ihm gemächlich, und als sie sah, daß er stehen blieb, wußte sie, daß er das Haus gesehen hatte. Er drehte sich weder zu ihr um noch sprach er, als sie ihn erreichte. Dann erblickte auch sie es.
    Sie war müde, ihr war heiß, sie war durstig, und sie war in großen Schwierigkeiten. Sie hätte, um Harrys und Millies Eindruck bestätigen zu können, etwas wie Begeisterung fühlen müssen, aber das tat sie nicht. Peter sah sie an, und sie erwiderte seinen Blick und lächelte, aber sie sagte nichts. Er schwieg ebenfalls. Aber sein Gesicht zeigte genug Begeisterung für sie beide.
    Eine Böschung hinunter, über eine flache, grasbewachsene Ebene, auf die geflieste Terrasse – und schon standen sie vor der Eingangstür. Es war eine abgenutzte schwarzbraune Eichentür. Sie hatte einen schwarzen, eisernen Griff in der Mitte, wie sie oft an Kirchentüren zu sehen sind. Peter hatte den Korb auf den unebenen Steinen der Terrasse abgesetzt, nahm seine Mutter jetzt bei der Hand und zog sie zum rechten Fenster. Beide näherten ihr Gesicht der Scheibe und spähten hinein. Dann traten sie an das linke Fenster und betrachteten von dort aus den Raum.
    »Es ist so, wie Onkel Harry gesagt hat, er reicht über die ganze Breite des Hauses. Die Vordertür ist in der Mitte. Sieh, da ist die Treppe!«
    Constance beschattete ihre Augen und entdeckte die Treppe, die der Vordertür gegenüber lag.
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