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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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daß er einen Käufer für das Haus erwartete. Er war in Ordnung und zeigte uns alles. Ach, Connie …« – er betonte jedes Wort – »es war wirklich schön. Eine Art Familienhaus, weißt du. Oben gibt es fünf Räume, drei davon sind miteinander verbunden. Und diese große Küche, die genauso lang wie die Rückseite des Hauses ist, und einen großen Raum an der Vorderfront. Es ist einfach gebaut, aber es hat Atmosphäre. Ich sagte zu Millie: ›Das war mal ein glückliches Haus.‹ Und sie sah es genauso, nicht wahr?«
    »Ja, so war’s.« Millie sah in die Ferne, und ihr Gesicht war jetzt traurig. »Ich sagte, daß ich gern dort leben würde, weg von allem.«
    »Was diesen Kerl betrifft …« warf Peter ein, »war das der Besitzer?«
    »Das hat er nicht gesagt, und wir haben ihn nicht gefragt«, sagte Harry.
    »Er war so groß«, sagte Millie und lächelte jetzt.
    »Wohnt er dort?« fragte Constance.
    »Nein. Es gab keine Möbel in dem Haus.«
    »Er hatte ein Messer in der einen und ein Stück Holz in der anderen Hand«, sagte Millie, »und schnitzte einfach weiter.«
    »Aber er sagte kaum etwas«, sagte Harry.
    »Er fragte dich, ob du an Häusern interessiert seist.«
    »Ja, das tat er. Und ich sagte, ja, sehr.« Harry senkte den Kopf. »Er war ein großer Bursche. Ich hatte das Gefühl, mit ihm einer Meinung sein zu müssen, wißt ihr.« Das brachte alle zum Lachen. Nur Jim konnte nichts Komisches daran finden, daß sein Bruder erzählte, wie ihm auf einem Hügel von einem großen Mann ein leeres Haus gezeigt worden war.
    Harry sagte zu Constance: »Warum fährst du nicht mal raus und siehst es dir an, nur so zum Spaß? Ich zeichne dir eine Karte. Es liegt irgendwo zwischen Sheperdshiel Moor, Green Moor und Allerybank Moor, sozusagen von ihnen eingeschlossen. Jedenfalls mach ich dir eine Karte, bevor wir gehen.«
    »Du machst gar nichts.« Jims Stimme war laut. »Sei nicht so blöde und schick die Leute auf Wildgänsejagd. Was glaubst du, wer dort draußen leben soll? Ich nicht, sowieso nicht, und sie auch nicht. Was führst du im Schilde?«
    »Was ich im Schilde führe?« Harry hob den Kopf und sah seinem Bruder zum ersten Mal, seit er das Haus betreten hatte, voll ins Gesicht. »Mann, ich möchte nur, daß Connie sich das mal ansieht.«
    »Wozu?«
    Harry runzelte die Stirn, bevor er sagte: »Ich weiß nicht.« Dann wurde seine Stimme höher. »Ich weiß nicht! Sie soll es sich einfach nur ansehen. Wir dachten, es könnte ein wunderbares Wochenendhaus werden. Es ist wahrscheinlich für einen Apfel und ein Ei zu haben.«
    »So, du weißt also nicht, warum sie es sich ansehen soll. Gut, dann werde ich dir sagen, daß wir kein Wochenendhaus brauchen. Diese Wohnung reicht uns an den Wochentagen, und sie wird es auch an den Wochenenden tun.«
    Harry senkte den Kopf. Seine Kiefer waren fest zusammengepreßt. Er war zur Geburtstagsparty seines Neffen gekommen, und wenn er seinem Bruder so antworten würde, wie er es gern täte, würde er gehen müssen. Als er den Kopf wieder hob, sah er in Connies Gesicht. Ihre großen braunen Augen flehten ihn an. Für einen Augenblick enthüllten sie die Qual, die sie normalerweise hinter der Fassade ihrer guten Erziehung verbarg, und deshalb zwang er sich, so ruhig wie möglich zu sagen: »In Ordnung, in Ordnung, lassen wir’s einfach. Vergiß, daß ich es überhaupt erwähnt habe.«
    In diesem Moment klingelte es an der Tür, und Constance ging, um zu öffnen. Sie dachte, daß es schon merkwürdig war, daß Harry und Millie an sie gedacht hatten, als sie dieses Haus sahen. Wenn möglich würde sie es sich am nächsten Tag mal ansehen. Nicht, daß sie auch nur davon träumte, es zu kaufen. Wenn sie schon in der Stadt Angst hatte, alleine zu bleiben, hätte sie draußen in der Wildnis schließlich noch mehr Angst, aber es war eine Gelegenheit, mal rauszukommen, und Harry und Millie würden sich freuen.

2
    »Das kommt alles nur daher, weil dieser dämliche Idiot von diesem Haus gesprochen hat!«
    »Das hat gar nichts damit zu tun.« Constance’ Stimme war ruhig. »Warum willst du der Tatsache nicht ins Auge sehen, daß wir nicht so weitermachen können, wie wir es in den letzten zehn Jahren getan haben? Ich habe es dir immer wieder zu sagen versucht, aber du wolltest einfach nicht zuhören. Jetzt mußt du es: Ich werde die Wohnung verkaufen.«
    »Oh!« Er beugte langsam seinen Kopf zu ihr hinunter. Seine blauen Augen waren hinter den zusammengekniffenen Lidern ganz schwarz
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