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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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er es erfährt, und früher oder später wird er es. Ich bete zu Gott, daß sie verschwindet, einfach wegläuft. Weißt du, wenn ich von Mädchen höre, die von zu Hause weggelaufen sind, denke ich bei mir, warum, in Gottes Namen, warum tut sie das nicht?« Millie schloß jetzt ihre Augen, senkte den Kopf und sagte: »Es ist schon recht seltsam, solche Dinge über die eigene Tochter sagen zu müssen.«
    »Oh, Millie.« Constance streckte ihre Hände aus und legte sie sanft auf die molligen Arme. Sie hatte Millie immer sehr gemocht. Es hatte sogar Zeiten gegeben, wo sie gern ihren Kopf an ihre Brust gelegt und sich Trost geholt hätte. Millie war nur ein Jahr älter als sie, aber sie verströmte Mütterlichkeit, Wärme und Sicherheit. Ihre Tochter jedoch brauchte nichts von alledem. Sie hatte einfach kein Herz. Sie hatte nicht einmal ein Herz für all die Jungen und Männer, mit denen sie sich einließ. Sie wollte nur eins von ihnen und wurde ihrer dann sehr schnell überdrüssig. Es war schon merkwürdig, dachte Constance, aber Ada hätte Jims Tochter sein können. Ihr Charakter war dem seinen ähnlich. Und noch merkwürdiger war, daß ihr eigener Sohn Harry glich. An irgendeinem Punkt hatten sich die Bahnen der Vererbung gekreuzt.
    »Das Schwierigste ist«, sagte Millie jetzt, »gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenn ich ernst bin oder ein bißchen blaß aussehe, läßt er nicht locker und will wissen, was los ist.«
    »Millie! Millie! Komm mal eben … erzähl’s Connie.«
    Harrys Stimme unterbrach ihr Gespräch, und als Constance das Tablett anhob, nahm Millie es ihr aus den Händen und sagte: »Das ist unheimlich schwer. Laß mich es tragen.«
    Diese kleine vertraute Geste gab Constance ein bißchen Trost. Millie wollte immer die Last auf sich nehmen, und es gab nur wenige solcher Menschen – zumindest in ihrem Leben.
    Als sie das Wohnzimmer betraten, rief Harry durch den Raum: »Ich habe das Haus ganz vergessen! Ich habe Peter gerade erzählt, wie wir darauf gestoßen sind.«
    »Oh, das Haus.« Millie lächelte ihn an. Dann wandte sie sich an Constance und sagte: »Oh ja, ich wollte es dir erzählen, Connie. Als wir es sahen, haben wir sofort an dich gedacht, nicht wahr, Harry?«
    »Ja, das stimmt. Es war komisch. Wir sahen hinauf und sagten gleichzeitig dasselbe.« Sie nickten sich zu, als sie sich an der Vorfall erinnerten. Dann neigte Millie ihren Kopf zur Seite. »Da standen wir und sagten: ›Connie würde es mögen. Es ist einfach ihr Haus.‹ Weißt du … Es war die Art Gebäude, die zu dir passen würde.«
    »Also, in Ordnung, Tante Millie.« Peter stand jetzt neben ihr und lachte. »Wir nehmen dich beim Wort. Mutter würde das Haus mögen. Aber erzähl uns, wie es ist und wo es liegt.«
    »Also, es war so«, sagte Millie. »Am letzten Sonntag waren wir unterwegs und wir fuhren bis … wie hieß der Ort doch gleich, Harry? Du weißt, wie schlecht ich mir Namen merken kann.«
    »Chollerford«, sagte Harry geduldig. »Du warst schon ein Dutzend Mal dort, meine Liebe. Chollerford!«
    »Ja, genau, erzähl du weiter«, sagte Millie.
    »Ich kenne Chollerford«, sagte Peter. »Das ist doch da, wo die Brücke mit den zierlichen Bögen steht, oben am nördlichen Tyne.«
    »Genau. Erinnerst du dich, daß wir da mal alle zusammen ein Picknick gemacht haben? Das war vor Jahren, als du in den Ferien hier warst.«
    »Oh, ich erinnere mich gut«, sagte Peter. »Aber erzähl weiter von diesem Haus.«
    »Also, wir fuhren nach Humshaugh und weiter nach Barrasford, sahen uns die Forellenzucht an, und ich konnte es Millie ausreden, mit der Fähre zu fahren.« Er nickte seiner Frau zu. »Einmal auf einer Fähre, und ich hätte sie nie mehr herunter bekommen. Millie und ihre Fähren! Wark-on-Tyne ließen wir aus. Da war es voll wie auf einem Rummelplatz. Wir fuhren weiter und hielten bei Woodpark, in der Nähe von Lea Hall, wißt ihr, aber auf dieser Seite des Flusses, und da wollten wir uns die Beine ein bißchen vertreten … Also, wir entdeckten einen Weg, der weiter und weiter führte, bis wir oben auf einem Hügel ankamen …«
    »Eher ein kleiner Berg!«
    »In Ordnung, wie du willst. Ein kleiner Berg.« Harry nickte Millie zu. »Jedenfalls konntest du meilenweit sehen.«
    »Er sagte, er könne von dort aus das Meer sehen. Aber das Meer ist viel zu weit entfernt. Er sah nur den Himmel. Es schien dort oben nichts als Himmel zu geben. Es war großartig. Los, erzähl weiter.«
    »Also, ich dachte, ich würde fast
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