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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Autoren: Barbara Büchner
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einer weiteren Person zu befinden, verließ mich.
    Ein Plattenweg führte zur Eingangstüre, links und rechts flankiert von frostverdorrten Rosenbüschen. Die bläulich-grünen Zypressen ragten steif in den Himmel. Ich war nie eine Gärtnerin gewesen, deshalb war ich froh, dass der Garten trotz seiner Größe nicht so aussah, als würde er viel Arbeit machen. Das meiste war Rasen und Immergrün.
    Am Ende des Plattenweges saß das Haus und wartete auf uns. Ich empfand es so sehr als belebtes Ding, dass ich mich unbehaglich fühlte. Es war nicht angenehm, von etwas angestarrt zu werden, das zwei Stockwerke hoch und vier Fenster breit war. Das närrische Gefühl überkam mich, dass es auf uns wartete wie ein schüchterner Hund, vorne noch ruhig, aber hinten bereits schweifwedelnd. Kein Zweifel, es nahm unsere Anwesenheit zur Kenntnis! Es beobachtete aufmerksam, wie wir uns Schritt für Schritt näherten. Ich konnte fühlen, was es dachte.
Sind sie das? Sind das die Richtigen? Die Leute, auf die ich gewartet habe? Ja, das sind sie ... sie sind da, sie sind gekommen ... willkommen, ich habe lange auf euch gewartet ...
    In meinen Büchern hatte ich immer unbekümmert Gebrauch von den traditionellen Requisiten des Schreckens gemacht, auch, was Häuser anging. Wenn mir nichts Besseres einfiel, musste es eben die krumme viktorianische Villa mit den grinsenden Wasserspeiern und winselnden Wetterhähnen sein. Oder das wacklige Motel mit dem schindelgedeckten Turm. Oder das einsame, halb verfallene amerikanische Farmhaus. Aber dieses Haus hier war anders. Es sah so verflixt brav aus wie ein Mauerblümchen in einem grauen Kleid mit weißen Blenden. Man musste ihm tief in die Augen blicken um herauszufinden, dass die kleine Unschuld es faustdick hinter den Ohren hatte.
    Ich verstand nichts von Architektur und hätte nicht sagen können, ob es überhaupt einem bestimmten Stil zuzuordnen war. Leidlich hübsch war nur der Eingang mit dem fächerförmigen Oberlicht über der Türe und dem von zwei schlanken dorischen Säulen getragenen Vordach, an dem eine Wagenlaterne hing. Zwei Stufen führten zu der Eingangstüre hinauf. Auf diesen Stufen saß – in einer Haltung, als würde sie dafür bezahlt, dort zu sitzen – eine schwarze Katze von beträchtlicher Größe. Ihr Schweif, der sich lässig um die Vorderpfoten ringelte, war so buschig wie der eines Waschbären.
    Alec hatte einen guten Griff getan. Soweit ich erkennen konnte, wies das Gebäude keine größeren Schäden auf. Die Fassade war trocken, das Dach komplett, die Fensterscheiben alle heil. Es brauchte gewissermaßen nur jemanden, der ihm die Zähne putzte, die Nase schnäuzte und die Schnürsenkel richtig band. Nicht schlecht für ein Super-Sonder-Billigangebot. Aber ich war ja engagiert worden, um so zu tun, als wollte ich meinen Gefährten mit allen Mitteln vom Kauf abbringen.
    „Sieht reichlich gammelig aus“, bemerkte ich sauertöpfisch. „Da muss man wahrscheinlich Millionen hineinstecken, um es bewohnbar zu machen.“
    „Das sind nur Äußerlichkeiten, gnädige Frau“, beeilte sich der Agent zu versichern. „Ein bisschen frischer Putz, ein paar Dosen Farbe, und es ist wie neu. Die Substanz ist ausgezeichnet. Gute Fundamente, trockene Mauern, tadelloses Dach.“
    „Aber schiefe Türen“, ergänzte ich, denn in dem Augenblick schwang die Eingangstüre mit dem Rautenglas weit auf und blieb offen stehen. Die Katze sprang mit einem eleganten Satz beiseite und schritt mit erhobenem Schweif ins Haus. Wir warteten alle darauf, dass jemand heraustreten würde, aber niemand kam. Die Türe blieb sperrangelweit offen und ließ erkennen, dass sich in dem Flur dahinter kein Mensch befand.
    Der Agent lächelte etwas gequält. „Das kann nur Zugluft gewesen sein. Sicher hat jemand die Hintertüre aufgemacht.“ Er beeilte sich, uns in Innere des Hauses zu komplimentieren.
    Ich trat mit einem gewissen Misstrauen ein. Das Gebäude wirkte nicht bösartig, aber es war auch zweifellos kein gewöhnliches Haus. Es war beseelt, und es war intelligent. Noch bevor ich den Fuß auf die Schwelle setzte war ich entschlossen, es zu behandeln wie einen lebenden Menschen, der meine Bekanntschaft zu machen wünschte und über dessen Absichten ich mir vorderhand nicht im Klaren war.
    Meine Einstellung zum Übernatürlichen war durchaus zwiespältig. Einerseits war es mein tägliches Brot, andere Leute das Gruseln zu lehren, und ich entwarf haarsträubende Szenarien des Schreckens mit
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