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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin
Autoren: Alexandre Dumas
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Schuld ist, daß ich zuviel über die Königin weiß!«
    Weiter kam sie nicht. Polizisten erklommen das Gerüst und knebelten die Rasende. Von allen Seiten niedergezwungen, wurde sie wehrlos der Vollstreckung ausgesetzt. Dennoch, mit über-menschlichem Widerstandswillen bäumte sie sich ein letztes Mal auf, und das glühende Eisen, das sich auf ihre Schulter nieder-senkte, traf ihre rechte Brust. Das Instrument grub seinen rau-chenden, stinkenden Abdruck in das lebendige Fleisch und entriß dem Opfer trotz des Knebels ein Brüllen, wie es mit keinem Wort sich beschreiben läßt.
    Jeanne brach zusammen. Ihren Lippen entrang sich kein Laut mehr, ihre Glieder zuckten nicht einmal mehr. Sie wurde wie leblos hinausgetragen.
    Die Menge, ob sie diesen Strafvollzug billigte oder darüber entsetzt war, ob sie diese Frau verachtet oder für ihren Widerstand bewundert hatte, war verstummt und räumte hastig den Platz.
    Die Hochzeit
    An demselben Tag zur Mittagsstunde sah man in Versailles der Hochzeitsmesse für Olivier de Charny und Andrée de Taverney entgegen.
    Durch das Spalier der Höfl inge, die in den Galerien warteten, schritt der König, lächelte den einen zu und maß die anderen mit einem strengen Blick, je nach der Partei, die sie in dem nun endlich beschlossenen Prozeß gewählt hatten.
    So gelangte er in den viereckigen Salon, wo die Königin, fest-lich geschmückt und bleich unter ihrer Schminke, im Kreis ihrer Damen und Herren saß. Das Gespräch tröpfelte, wie es geschieht, wenn die Aufmerksamkeit aller Beteiligten nur geheuchelt ist.
    Als der König hereintrat, eilte man, Herrn de Charny zu holen.
    Die Königin wandte der Tür den Rücken und preßte die Hand auf ihr Herz. Die Braut war noch nicht eingetroffen.
    »Eure Majestät möge die Verzögerung entschuldigen«, sagte Charny zum König, »Mademoiselle de Taverney hat seit dem Tod ihres Vaters das Bett gehütet. Sie befi ndet sich noch immer nicht sehr wohl. Doch wäre sie bereits hier, wenn nicht eine Ohnmacht sie neuerlich befallen hätte.«
    »Nun, ich denke«, sagte Ludwig, »daß ein guter Gatte sie über den Verlust des Vaters trösten wird. Herr de Breteuil«, wandte er sich an den Siegelbewahrer, »haben Sie den Verbannungsbefehl gegen Cagliostro ausgefertigt?«
    »Ja, Sire.«
    Es war so still im Raum, daß man den Atem eines Vogels ge-hört hätte.
    »Und diese La Motte«, fuhr Ludwig fort, »die sich brüstete, eine Valois zu sein, ist heute ihrer Strafe unterzogen worden, nicht wahr?«
    »Zur Stunde muß der Befehl bereits vollstreckt sein«, antwortete der Siegelbewahrer.
    »Es wird den Herrn Kardinal empfi ndlich treffen, daß seine Komplizin gebrandmarkt worden ist«, sagte der König streng und blickte Beifall heischend um sich.
    Kein Laut der Zustimmung erhob sich. Der König stand mit dieser Schmähung des Mannes, den das Pariser Gericht soeben freigelassen hatte, allein.
    Nun erschien an der Hand ihres Bruders, in feierlicher Starre einherschreitend, als ginge sie in den Tod, Andrée, weiß gewan-det wie eine Braut, weiß von Angesicht wie ein Geist.
    Alle Damen nahmen Aufstellung hinter der Königin, alle Herren hinter dem König. Der Gouverneur de Suffren reichte seinem Neffen die Hand und führte ihn der Braut entgegen.
    Dann mischte er sich unter die Gruppe der nahen Freunde und Verwandten.
    Philippe, die Schwester zur Seite, ging aufrecht seinen Weg bis vor den König, ohne daß sein Blick sich Olivier zugewen-det hätte, ohne daß er Andrée durch einen Händedruck aus ihrer Betäubung geweckt und ihr bedeutet hätte, daß ihr Bräutigam gekommen war.
    Vor dem König angelangt, öffnete Andrée weit ihre Augen und sah, daß Ludwig ihr gutmütig zulächelte.
    »Mademoiselle«, sagte er und nahm ihre Hand, »Sie haben auf meine Bitte hin eingewilligt, Ihre Heirat zu vollziehen, noch ehe Ihre Trauerzeit abgelaufen ist. Ich danke Ihnen. Mehr wird Ihr künftiger Gatte es Ihnen danken. Das Glück uns so treu ergebener Edelleute, wie Sie, Mademoiselle, und Herr de Charny es sind, liegt mir am Herzen. Ich hätte es bedauert, Ihrer Hochzeit fernbleiben zu müssen, denn wie Sie wissen, trete ich morgen mit der Königin eine Reise durch das Land an. So aber haben Sie mir die Freude gewährt, Ihren Heiratsvertrag zu unterzeichnen und der Zeremonie in meiner Kapelle beizuwohnen. Begrüßen Sie die Königin, Mademoiselle, und danken Sie ihr, denn Ihre Majestät hat es stets gut mit Ihnen gemeint.«
    Er führte Andrée nun selber zu
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