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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin
Autoren: Alexandre Dumas
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Züge.
    »Es scheint«, sagte die Königin, »daß Ihr erster Besuch uns gilt, Herr von Taverney. Danke.«
    Philippe sah ihr liebenswürdiges Lächeln und erblaßte leicht.
    Nachdem den Höfl ichkeiten Genüge getan war, empfahl die Königin ihrem Schwager, des jungen Helden, der aus der Neuen Welt nun zurückgekehrt war, sich unbedingt anzunehmen.
    »Monsieur Philippe de Taverney war der erste Franzose, den ich erblickte, als ich derzeit von Österreich kam«, erklärte sie, »und ich hatte mir fest vorgenommen, das Glück des ersten Franzosen zu machen, dem ich begegnen würde.«
    Schwester und Bruder tauschten einen Blick, der ein schmerzliches Geheimnis zu bergen schien. Die Königin hatte ihn bemerkt und deutete ihn auf ihre Weise. Warum sollte der junge Mann nicht einer der vielen gewesen sein, die damals, 1774, für die junge Dauphine, Maria Theresias reizende Tochter, geschwärmt hatten? Und ihrer Schönheit sicher, sandte sie den Geschwistern ihr huldvollstes Lächeln zu. Sich noch immer geliebt zu glauben, welch eine Schmeichelei für eine reife Frau.
    Der Graf d’Artois trat zu Philippe, während die Damen über den Besatz eines Jagdkleides berieten.
    »Sagen Sie, ist Washington wirklich ein so großer General, wie man sagt?«
    »Ja, Monseigneur, er ist ein großer Mann.«
    »Und wie haben sich die Franzosen da drüben gemacht?«
    »Ebensogut, wie die Engländer schlecht.«
    »Herr de Taverney, Sie scheinen auch ein Anhänger der neuen Ideen zu sein, die dieser sogenannte Unabhängigkeitskampf überall verbreitet hat. Aber haben Sie je bedacht, daß wir dort nicht gegen die Indianer, nicht gegen die Engländer Krieg ge-führt haben, sondern womöglich gegen uns selbst?«
    »Der Gedanke, daß unser Kampf eine fatale Rückwirkung auf uns zeitigen könnte, ist mir nicht fremd, Monseigneur.«
    »Sehen Sie, darum fi nde ich die Siege der Herren Washington und La Fayette gar nicht so erfreulich wie manche Leute hier-zulande. Das ist Egoismus, zugegeben, aber nicht Egoismus in privater Sache.«
    »Oh, Monseigneur!«
    »Und wissen Sie, weshalb ich Sie tatsächlich nach Kräften fördern werde? Weil Sie Ihre Rückkehr in der Stille vollzogen haben, ohne in Paris mit Pomp und Gloria sich feiern zu lassen.«
    Darauf küßte der Prinz der Königin die Hand, grüßte die Geschwister und entschwand leichtfüßig, wie er eingetreten war.
    »Herr de Taverney«, wandte sich die Königin von ihrer Beschäfti-gung ab, »Sie dürfen mich noch nicht verlassen. Nehmen Sie mit uns eine Tasse Schokolade, und dann begleiten Sie mich im Schlitten nach meinem geliebten Trianon. Ich möchte mich heute mit einem Amerikaner zeigen – aus Politik, verstehen Sie?«
    Die Königin, der Etikette abgeneigt wie je, goß selbst die Schokolade ein und reichte dem jungen Mann die Tasse. Madame de Miséry blickte erstaunt. Philippe aber, nach den langen harten Jahren im fernen Ausland von der majestätischen Frau so von gleich zu gleich und so liebenswürdig heiter sich ausgezeichnet zu sehen, war überwältigt vor Glück, und Schwindel erfaßte ihn.
    Auf dem Schweizer See im Trianon-Park
    Die Lindenallee um die Eisfl äche war von Spaziergängern jeden Ranges, jeden Alters dicht besetzt. Blaue und rote Bediente wanden sich hier und dort durch die Menge der reich gezierten Toiletten. Besonders gewandte Schlittschuhläufer erregten laute Bewunderung. Damen in Pelzen ließen sich von Kavalieren in ses-selartigen Schlitten übers Eis fahren. Plötzlich ging ein Raunen durch die Gesellschaft.
    »Es lebe die Königin!« hallte ein Ruf, und alles machte Anstalten, die Seefl äche freizugeben und sich um die Majestät zu scharen.
    Aber die Königin bekundete durch ein Handzeichen, daß ein jeder in seinem Vergnügen fortfahren solle.
    Dennoch eilten sich die Damen und Herren der Hofgesellschaft, der Königin ihre Komplimente darzubringen.
    D’Artois, selbst einer der elegantesten Schlittschuhläufer, kurv-te heran und küßte ihr die Hand.
    »Haben Sie bemerkt«, fl üsterte er, »wie unser Bruder, Herr de Provence, mit seinem Gefolge verschwand, als Sie eintrafen?«
    »Sie meinen, er fürchtet meinen Groll?«
    »Er hat noch einen anderen Grund, Sie zu meiden, Schwägerin.
    Er hat erfahren, daß Herr de Suffren, der glorreiche Admiral, aus Indien zurückgekehrt ist und heute abend in Paris eintreffen wird, eine Nachricht, die er uns verheimlichen möchte.«
    Die Königin blickte auf eine Weise um sich, daß die neugieri-gen Höfl inge sich weit
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