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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Autoren: Alexander Dumas
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die Vorzimmer, um zu horchen, ob nicht einer der Bedienten laure.
    Aber das Haus des Herrn Marschalls von Richelieu war, wie gesagt, ein wohlbestelltes Haus, und Herr von Favras fand im Vorzimmer nur einen alten Intendanten, der streng wie eine Schildwache auf einem verlorenen Posten die Zugänge des Speisesaales zur feierlichen Stunde des Nachtisches vertheidigte.
    Er kam zurück, setzte sich nieder und bedeutete den Gästen, sie seien allein.
    »Wenn es so ist,« sprach Madame Dubarry, die Versicherung des Herrn von Favras erwidernd, als wäre sie laut gegeben worden, »wenn es so ist, erzählen Sie uns, was des armen Laperouse harrt.«
    »Immer zu, Herr von Cagliostro,« sagten die Männer.
    »Ja, wir bitten Sie wenigstens darum.«
    »Wohl, Herr von Laperouse geht ab, wie er Ihnen gesagt hat, in der Absicht, die Welt zu umsegeln und die Reisen Cooks, des armen Cook, fortzusetzen, der, wie Sie wissen, auf den Sandwichsinseln ermordet worden ist.«
    »Ja! ja! wir wissen es,« machten nicht sowohl alle Stimmen als vielmehr alle Köpfe.
    »Alles weissagt der Unternehmung einen glücklichen Erfolg. Herr von Laperouse ist ein guter Seemann; überdieß hat ihm König Ludwig XVI. seine Reise geschickt vorgezeichnet.«
    »Ja,« unterbrach ihn der Graf von Haga, »der König von Frankreich ist ein geschickter Geograph; nicht wahr, Herr von Condorcet?«
    »Ein geschickterer Geograph, als es für einen König nöthig ist,« erwiderte der Marquis. »Die Könige sollten Alles nur nach der Oberfläche kennen, dann ließen sie sich vielleicht durch die Menschen leiten, die den Grund kennen.«
    »Das ist eine Lection, Herr Marquis,« sagte lächelnd der Graf von Haga.
    Erröthend entgegnete Condorcet:
    »Oh! nein, es ist eine einfache Betrachtung, ein einfacher philosophischer Satz.«
    »Er reist also ab,« sagte Madame Dubarry, die sich beeiferte, jedes Privatgespräch abzubrechen, das von dem Wege, den das allgemeine Gespräch genommen, hätte ablenken können.
    »Er reist also ab,« wiederholte Cagliostro. »Glauben Sie aber nicht, daß er, so eilfertig er Ihnen geschienen hat, sogleich in See geht; nein, ich sehe ihn viel Zeit in Brest verlieren.«
    »Das ist Schade,« fügte Condorcet, »es ist die Zeit der Abfahrten. Es ist sogar schon ein wenig spät, Februar oder März wäre besser gewesen.«»Oh! werfen Sie ihm diese paar Monate nicht vor, Herr von Condorcet, er lebt wenigstens während dieser Zeit, er lebt und hofft.«
    »Ich denke, man hat ihm doch wohl gute Gesellschaft gegeben?« fragte Richelieu.
    »Ja,« erwiderte Cagliostro, »derjenige, welcher das zweite Schiff befehligt, ist ein ausgezeichneter Officier. Ich sehe ihn noch jung, abenteuerlich, leider muthig.«
    »Wie, leider?«
    »Nun wohl! ein Jahr nachher suche ich diesen Freund und sehe ihn nicht mehr,« sprach Cagliostro, ängstlich sein Glas befragend. »Niemand von Ihnen ist mit Herrn von Langlé verwandt?«
    »Nein.«
    »Niemand kennt ihn?«
    »Nein.«
    »Nun denn! der Tod wird mit ihm anfangen. Ich sehe ihn nicht mehr.«
    Ein Gemurmel des Schreckens drang aus der Brust aller Anwesenden hervor.
    »Aber er ... er ... Laperouse?« fragten mehrere keuchende Stimmen.
    »Er schwimmt auf der See, er landet, er schifft sich wieder ein. Ein Jahr, zwei Jahre glücklicher Schifffahrt. Man erhält Nachrichten von ihm Der Officier, der die letzten Nachrichten, die man von Laperouse erhielt, überbrachte, war Herr von Lesseps, der einzige Mensch der Expedition, der Frankreich wiedersah. . Und dann ...«
    »Und dann?«
    »Die Jahre vergehen.«
    »Nun?«
    »Der Ocean ist groß. Der Himmel ist düster, da und dort tauchen immer frische Länder empor, da und dort werden Gestalten, so häßlich wie die Ungeheuer des griechischen Archipelssichtbar. Sie belauern das Schiff, das, von der Strömung fortgerissen, im Nebel zwischen den Riffen hinflieht, dann der Sturm, der Sturm, gastlicher als das Gestade, dann unheilvolle Feuer. Oh! Laperouse, Laperouse! Wenn Du mich hören könntest, würde ich zu Dir sagen: Du segelst ab wie Christoph Columbus, um eine Welt zu entdecken; mißtraue unbekannten Inseln!«
    Er schwieg.
    Ein eisiger Schauer durchlief die Versammlung, während über den Tisch noch seine letzten Worte vibrirten.
    »Warum hatten Sie ihn aber nicht gewarnt?« rief der Graf von Haga, der wie die Anderen dem Einfluß dieses außerordentlichen Menschen erlag, welcher nach seiner Laune alle Herzen bewegte.
    »Ja, ja,« sprach Madame Dubarry. »Warum ihm nicht nacheilen,
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