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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Autoren: Alexander Dumas
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Theilnahme stützte sich Jeder mit dem Ellenbogen auf den Tisch und horchte.
    Cagliostro's Stimme brach das Stillschweigen.
    »Was ist die erste Bedingung des Lebens?« fragte er, indem er mit einer zierlichen, leichten Geberde zwei schöne, weiße Hände, beladen mit Ringen, enthüllte, worunter der der KöniginCleopatra wie ein Polarstern glänzte. »Die Gesundheit, nicht wahr?«
    »Ja, gewiß,« antworteten alle Stimmen.
    »Und die Bedingung der Gesundheit ist?«
    »Diät,« sagte der Graf von Haga.
    »Sie haben Recht, Herr Graf, die Diät ist es, was die Gesundheit erhält. Nun denn! warum sollten diese Tropfen von meinem Elixir nicht die bestmögliche Diät bilden?«
    »Wer weiß es?«
    »Sie, Graf.«
    »Ja, allerdings, aber ...«
    »Nicht andere?« versetzte Madame Dubarry.
    »Madame, das ist eine Frage, die wir sogleich behandeln werden. Ich habe stets die Diät meiner Tropfen befolgt, und da sie die Verwirklichung des ewigen Traums der Menschen aller Zeiten sind, da sie das sind, was die Alten unter dem Namen Jugendwasser, die Neuern unter dem Namen Lebenselixir suchten, so habe ich beständig meine Jugend, folglich meine Gesundheit, folglich mein Leben bewahrt. Das ist klar.«
    »Es nützt sich jedoch Alles ab, Graf, der schönste Körper wie die andern.«
    »Der eines Paris, wie der eines Vulkan,« sagte die Gräfin.
    »Sie haben ohne Zweifel Paris gekannt, Herr von Cagliostro?«
    »Genau, Madame; es war ein sehr hübscher Junge; im Ganzen aber verdient er nicht, was Homer von ihm sagt und was die Frauen von ihm denken. Vor Allem war er roth.«
    »Roth! oh pfui! wie abscheulich!« rief die Gräfin.
    »Leider war Helena nicht Ihrer Ansicht, Madame,« erwiderte Cagliostro. »Doch kommen wir auf unser Elixir zurück.«
    »Ja, ja,« riefen alle Stimmen.
    »Sie behaupten also, Alles nütze sich ab. Herr von Taverney? Gut. Sie wissen aber auch, daß Alles sich wieder ausgleicht, sich regenerirt oder sich ersetzt, wie Sie wollen. Dasbekannte Messer des heiligen Hubert, das so oft die Klinge und den Griff gewechselt hat, ist ein Beispiel hievon, denn trotz dieses doppelten Wechsels ist es das Messer vom heiligen Hubert geblieben. Der Wein, den die Mönche von Heidelberg in ihrem Keller aufbewahren, ist immer derselbe Wein, man gießt aber jedes Jahr ein Quantum neuen in das Riesenfaß. Der Wein der Mönche von Heidelberg ist daher immer rasch, klar und schmackhaft, während der von Opimus und mir in irdenen Amphoren versiegelte Wein, als ich hundert Jahre später davon kosten wollte, nur noch ein dicker Koth war, der vielleicht gegessen, aber nicht getrunken werden konnte.
    »Nun denn! statt das Beispiel von Opimus zu befolgen, habe ich dasjenige errathen, welches die Mönche von Heidelberg geben mußten. Ich habe meinen Körper dadurch erhalten, daß ich jedes Jahr neue Principien darein goß, welche den Auftrag hatten, die alten Elemente zu regeneriren. Jeden Morgen hat ein junges und frisches Atom in meinem Blut, in meinem Fleisch, in meinen Knochen ein abgenutztes, träges Theilchen ersetzt. Ich habe die Trümmer wieder belebt, durch welche der gewöhnliche Mensch allmälig die ganze Masse seines Seins überwältigen läßt: ich habe alle die Soldaten in meinen Zügeln gehalten, die Gott der menschlichen Natur gegeben, um sich gegen die Zerstörung zu vertheidigen. Soldaten, welche der große Haufen verabschiedet oder im Müssiggang erlahmen läßt, habe ich zu einer beständigen Arbeit gezwungen, welche die Eingießung eines stets neuen Reizmittels erleichterte, sogar heischte; eine Folge von diesem unablässigen Studium des Lebens ist, daß mein Geist, meine Geberden, meine Nerven, mein Herz, meine Seele nie ihre Functionen verlernt haben; und da sich Alles in der Welt verkettet, da denjenigen eine Sache am besten gelingt, welche diese Sache immer treiben, so bin ich natürlich geschickter, als jeder Andere gewesen, um die Gefahren eines Daseins von dreitausend Jahren zu vermeiden, und zwar weil es mir gelungen ist, aus Allem eine solche Erfahrung zu ziehen, daß ich die Nachtheile jeder Lage vorhersehe und ihre Gefahren fühle. So werden Sie mich nie vermögen, in ein Haus einzutreten,das vom Einsturz bedroht ist. Oh! nein, ich habe schon zu viele Häuser gesehen, um nicht mit dem ersten Blick die guten von den schlechten zu unterscheiden. Sie werden mich nicht bewegen, mit einem ungeschickten Tölpel zu jagen, der seine Flinte schlecht handhabt. Seit Kephales, der seine Frau Prokris tödtete, bis auf den
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