Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
bildete.
    Der blaue Domino stieß einen Schrei geheuchelter Angst aus, Oliva einen Schrei des Schreckens.
    Drei bis vier Schreie des Erstaunens antworteten auf diesen doppelten Ausruf.
    Der Cardinal wurde beinahe ohnmächtig. Wäre er in diesem Augenblicke gefallen, so würde er auf die Kniee gefallen sein. Frau von La Mothe hielt ihn aufrecht.
    Eine von der Strömung fortgezogene Woge von Masken hatte den Grafen von Artois vom Cardinal und von Frau von La Mothe getrennt.
    Der blaue Domino, der rasch wie der Blitz die Capuze Oliva's niedergeschlagen und die Maske wieder befestigt hatte, näherte sich dem Cardinal, drückte ihm die Hand und sprach:
    »Mein Herr, das ist ein unersetzbares Unglück; Sie sehen, daß die Ehre dieser Dame Ihrer Gnade anheimgegeben ist ...«
    »Oh! mein Herr,« murmelte der Prinz Louis, sich verbeugend. Und er fuhr über seine von Schweiß triefende Stirne mit einem Sacktuch, das in seiner Hand zitterte.
    »Gehen wir geschwind,« sagte der blaue Domino zu Oliva.
    Und sie verschwanden.
    »Ich sehe nun, was der Herr Cardinal für unmöglich hielt,« sprach Frau von La Mothe zu sich selbst; »er glaubte, diese Frau sei die Königin, und das ist die Wirkung, welche diese Aehnlichkeit auf ihn hervorbringt. Gut, abermals eine Beobachtung, die wir zu bewahren haben.«
    »Wollen Sie, daß wir den Ball verlassen, Gräfin?« fragte Herr von Rohan mit schwacher Stimme.
    »Wie es Ihnen beliebt, Monseigneur,« antwortete Jeanne ruhig.
    »Ich sehe hier kein großes Interesse, nicht wahr?«
    »Oh! nein, ich sehe auch keines.«
    Und sie bahnten sich mühsam einen Weg durch die Plaudernden. Der Cardinal, der hoch gewachsen war, schaute überall umher, ob er die verschwundene Vision nicht fände.
    Aber blaue, rothe, gelbe, grüne und graue Dominos wirbelten nun vor seinen Augen in dem leuchtenden Dunst und vermischten ihre Nuancen wie die Farben des Prisma. Alles war aus der Ferne blau für den armen Herrn: nichts war es in der Nähe.
    In diesem Zustand erreichte er den Wagen, der ihn und die Gräfin erwartete.
    Dieser Wagen rollte seit fünf Minuten, und noch hatte der Prälat kein Wort an Jeanne gerichtet.

XXIV.
Sappho.
    Frau von La Mothe, die sich nicht vergaß, entzog den Prälaten seiner Träumerei.
    »Wohin fühlt mich dieser Wagen?« fragte sie.
    »Gräfin, seien Sie unbesorgt,« rief der Cardinal; »Sie sind von Ihrem Hause ausgegangen. Wohl denn! der Wagen führt Sie dahin zurück.«
    »Mein Haus ... im Faubourg?«
    »Ja, Gräfin ... Ein sehr kleines Haus, um so viele Reize zu enthalten.«
    Indem er diese Worte sprach, ergriff der Prinz eine von Jeanne's Händen und erwärmte sie mit einem galanten Kuß.
    Die Carrosse hielt vor dem kleinen Hause, wo so viele Reize zu weilen versuchen sollten.
    Jeanne sprang leicht aus dem Wagen; der Prälat schickte sich an, sie nachzuahmen.
    »Es lohnt sich nicht der Mühe, Monseigneur,« flüsterte ihm dieser weibliche Dämon zu.
    »Wie, Gräfin, es lohnt sich nicht der Mühe, einige Stunden bei Ihnen zuzubringen?«
    »Und schlafen, Monseigneur?« sagte Jeanne.
    »Ich glaube wohl, daß Sie mehrere Schlafzimmer in Ihrem Hause finden werden, Gräfin.«
    »Für mich, ja, aber für Sie?«
    »Für mich nicht?«
    »Noch nicht,« erwiderte sie mit einer so anmuthigen und herausfordernden Miene, daß die Weigerung einem Versprechen gleichkam.
    »Gott befohlen also!« sagte der Cardinal, der, auf das Lebhafteste gereizt, einen Augenblick die ganze Scene vom Ball vergaß.
    »Auf Wiedersehen, Monseigneur.«
    »Es ist mir im Ganzen lieber so,« sagte er, während er sich entfernte.
    Jeanne trat allein in ihr neues Haus.
    Sechs Lakaien, deren Schlaf durch das Klopfen des Läufers unterbrochen worden war, stellten sich in Reihe und Glied in der Hausflur auf.
    Jeanne schaute sie alle mit jener Miene ruhiger Ueberlegenheit an, die das Glück nicht jedem Reichen verleiht.
    »Und die Kammerfrauen?« fragte sie.
    Einer von den Bedienten trat ehrerbietig vor und antwortete:
    »Zwei Frauen warten im Zimmer, Madame.«
    »Rufet sie.«
    Der Bediente gehorchte. Zwei Frauen traten nach einigen Minuten ein.
    »Wo schlafen Sie gewöhnlich?« fragte Jeanne.
    »Wir sind noch nicht mit der Einrichtung bekannt,« antwortete die Aeltere; »wir werden schlafen, wo es der gnädigen Frau beliebt.«
    »Die Schlüssel zu den Zimmern?«
    »Hier sind sie, gnädige Frau.«
    »Gut, für diese Nacht werden Sie außer dem Hause schlafen.«
    Die Frauen schauten ihre Gebieterin mit Erstaunen an.
    »Sie haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher