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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Autoren: Alexander Dumas
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ist Gilbert!‹«
    »Ahl Sie haben wohl gesagt: Thörin! Thörin!«
    »Nehmen Sie Ihre Maske ab.«
    »Gut! es sei; doch unter einer Bedingung.«
    »Sie ist zum Voraus bewilligt.«
    »Unter der, daß Sie, wenn ich will, Ihre Maske ebenfalls abnehmen ...«
    »Ich werde sie abnehmen. Thue ich es nicht, so reißen Sie mir sie ab.«
    Der blaue Domino ließ sich nicht lange bitten; er ging nach dem dunklen Ort, den ihm die junge Frau bezeichnet hatte; hier löste er seine Maske und stellte sich vor Oliva, die ihn eine Minute mit dem Blick verschlang.
    »Ach! nein,« sagte sie, während sie mit dem Fuß auf den Boden stampfte und mit den Nägeln in das Innere ihrer Hände einschnitt. »Ach! nein, es ist nicht Gilbert.«
    »Und wer bin ich?«
    »Was liegt mir daran, sobald Sie nicht er sind?«
    »Und wenn es Gilbert gewesen wäre?« fragte der Unbekannte, indem er seine Maske wieder festband.
    »Wenn es Gilbert gewesen wäre!« rief das Mädchen voll Leidenschaft.
    »Ja!«
    »Wenn er zu mir gesagt hätte: ›Nicole! Nicole, erinnere Dich an Taverney-Maison-Rouge.‹ Oh! dann! ...«
    »Dann?«
    »Sehen Sie, dann hätte es keinen Beausire in der Welt mehr gegeben.«
    »Mein liebes Kind, ich habe Ihnen gesagt, Gilbert sei todt.«
    »Nun, das ist vielleicht besser,« seufzte Oliva.
    »Ja, Gilbert hätte Sie nicht geliebt, so schön Sie auch sind.«
    »Wollen Sie damit sagen, Gilbert habe mich verachtet?«
    »Nein, er fürchtete Sie vielmehr.«
    »Das ist möglich. Ich hatte etwas von seiner eigenenNatur in mir, und er kannte sich so gut, daß ich ihm bange machte.«
    »Es ist also, wie Sie gesagt, besser, daß er todt ist.«
    »Warum meine Worte wiederholen ... in Ihrem Munde verletzen Sie mich. Sagen Sie, warum ist es besser, daß er todt ist?«
    »Weil Sie heute, meine liebe Oliva – Sie sehen, ich gebe Nicole auf – weil Sie heute, meine liebe Oliva, eine ganz glückliche, reiche, glänzende Zukunft in Aussicht haben.«
    »Glauben Sie?«
    »Ja, wenn Sie entschlossen sind, Alles zu thun, um zu dem Ziel zu gelangen, das ich Ihnen verspreche.«
    »Oh! seien Sie unbesorgt.«
    »Nur müssen Sie nicht seufzen, wie Sie vorhin geseufzt haben.«
    »Gut! ich würde um Gilbert seufzen, und da es keine zwei Gilbert in der Welt gab, da Gilbert todt ist, so werde ich nicht mehr seufzen.«
    »Gilbert war jung? ei hatte die Fehler und die guten Eigenschaften der Jugend. Heute ...«
    »Gilbert ist heute nicht älter, als vor zehn Jahren.«
    »Gewiß nicht, da Gilbert todt ist.«
    »Sie sehen wohl, er ist todt; die Gilbert altern nicht, sie sterben.«
    »Oh!« rief der Unbekannte, »o Jugend! o Muth! o Schönheit! ewige Keime der Liebe, der Tapferkeit, der Ergebenheit, wer dich verliert, verliert wahrhaft das Leben. Nie Jugend ist das Paradies, sie ist der Himmel, sie ist Alles. Was uns Gott hernach gibt, ist nur der traurige Ersatz für die Jugend. Je mehr er den Menschen gibt, nachdem die Jugend einmal verloren ist, desto mehr hat er sie entschädigen zu müssen geglaubt. Aber, großer Gott! nichts ersetzt die Schätze, die diese Jugend an den Menschen verschwendete!«
    »Gilbert hätte gedacht, was Sie so gut sagen; doch genug diesen Gegenstand.«
    »Ja, sprechen wir von Ihnen.«
    »Sprechen wir, von was Sie wollen.«
    »Warum sind Sie mit Beausire entflohen?«
    »Weil ich Trianon verlassen wollte, und weil ich mit irgend Einem entfliehen mußte. Es war mir unmöglich, länger für Gilbert ein Nothnagel, ein verachteter Ueberrest zu bleiben.«
    »Zehn Jahre der Treue aus Hochmuth,« sagte der blaue Domino, »oh, wie theuer haben Sie diese Eitelkeit bezahlt!«
    Oliva lachte.
    »Oh! ich weiß wohl, worüber Sie lachen,« sagte der Unbekannte mit ernstem Tone: »Sie lachen darüber, daß ein Mensch, der Alles zu wissen behauptet, Sie einer zehnjährigen Treue beschuldigt, während Sie sich nicht bewußt sind, daß Sie sich einer solchen Lächerlichkeit schuldig gemacht. Oh! mein Gott! wenn von der materiellen Treue die Rede ist, armes junges Weib, so weiß ich, woran ich mich in diesem Punkte zu halten habe. Ja, ich weiß, daß Sie mit Beausire in Portugal gewesen sind; von da haben Sie sich nach Indien ohne Beausire mit einem Fregatte-Capitän begeben, der Sie in seiner Cajüte verbarg und in Chandernagor auf dem Festlande sitzen ließ, als er nach Europa zurückkehrte. Ich weiß, dah Sie zwei Millionen Rupien in dem Hause eines Nabobs auszugeben hatten, der Sie hinter drei Gittern einschloß. Ich weiß, daß Sie entflohen, indem Sie über
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