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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)
Autoren: Alexander Dumas
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inne.«
    »Ja, ja, Sie wissen furchtbare Geheimnisse, mein Herr,« versetzte Oliva bebend; »was ist nun ...«
    Sie schaute den Unbekannten an, als könnte sie durch seine Maske lesen.
    »Was ist nun aus ihm geworden?«
    »Ich glaube, Sie könnten das besser sagen, als irgend Jemand.«
    »Großer Gott! warum?«
    »Weil, wenn er Ihnen von Taverney nach Paris gefolgt ist. Sie ihm von Paris nach Trianon gefolgt sind.«
    »Ja. das ist wahr, doch das ist schon vor zehn Jahren geschehen. Ich spreche auch nicht von jener Zeit, sondern von den zehn Jahren, welche abgelaufen sind, seitdem ich entflohen bin und er verschwunden ist. Mein Gott! in zehn Jahren ereignen sich so viele Dinge.«
    Der blaue Domino schwieg.
    »Ich bitte Sie inständig,« sprach Nicole beinahe flehend, »sagen Sie mir, was aus Gilbert geworden ist? Sie schweigen, Sie wenden den Kopf ab. Vielleicht verwundet, betrübt Sie diese Erinnerung?«
    Der blaue Domino hatte wirklich den Kopf, nicht abgewendet, aber geneigt, als wäre das Gewicht seiner Erinnerungen zu schwer gewesen.
    »Als Gilbert Fräulein von Taverney liebte ...« sagte Oliva.
    »Leiser die Namen,« flüsterte der blaue Domino, »haben Sie nicht bemerkt, daß ich selbst sie nicht ausspreche?«
    »Als er so verliebt war,« fuhr Oliva mit einem Seufzer fort, »daß jeder Baum von Trianon seine Liebe kannte.«
    »Sie lieben ihn nicht mehr?«
    »Im Gegentheil, mehr als je, und diese Liebe war es, mich zu Grunde richtete. Ich bin schön, ich bin stolz, und wenn ich will, bin ich trotzig. Ich würde eher meinen Kopf auf den Block legen, daß man mir ihn abschlüge, als daß ich von mir sagen ließe, ich habe den Kopf gebeugt.«
    »Sie haben Herz, Nicole.«
    »Ja, ich hatte ... in jener Zeit,« sagte das Mädchen seufzend.
    »Unser Gespräch macht Sie traurig?«
    »Nein, im Gegentheil, es thut mir wohl, wieder zu meiner Jugend zurückzugehen. Es ist mit dem Leben, wie mit den Bächen: der trübste Bach hat eine reine Quelle. Fahren Sie fort und merken Sie nicht auf einen armen verlorenen Seufzer, der aus meiner Brust hervordringt.«
    »Ah!« erwiderte der blaue Domino mit einem sanften Wiegen, das ein unter der Maske erschlossenes Lächeln verrieth: »von Ihnen, von Gilbert und von einer andern Person, mein armes Kind, weiß ich Alles, was Sie selbst wissen können.«
    »Dann sagen Sie mir, warum Gilbert aus Trianon entflohen ist,« rief Oliva; »und wenn Sie mir's sagen ...«
    »Werden Sie überzeugt sein? Nun denn, ich sage es Ihnen nicht, und Sie werden noch besser überzeugt sein.«
    »Wie so?«
    »Wenn Sie mich fragen, warum Gilbert Trianon verlassen habe, so ist es nicht eine Wahrheit, die Sie durch meine Antwort bestätigen wollen, es ist eine Sache, die Sie nicht wissen und die Sie zu erfahren wünschen.«
    »Ganz richtig.«
    Plötzlich bebte sie noch heftiger als zuvor, faßte krampfhaft seine Hände und stammelte:
    »Mein Gott! mein Gott!«
    »Was haben Sie?«
    Nicole schien sich zu erholen und den Gedanken zu entfernen, der sie zu dieser Kundgebung veranlaßt hatte.
    »Nichts.«
    »Doch, Sie wollten mich etwas fragen.«
    »Ja, sagen Sie mir ganz offenherzig, was aus Gilbert geworden ist.«
    »Haben Sie nicht sagen hören, er sei gestorben?«
    »Ja, doch ...«
    »Wohl! er ist todt!«
    »Todt?« wiederholte Nicole mit einer Miene des Zweifels.
    Dann sagte sie mit einem plötzlichen Zucken:
    »Mein Herr, ich bitte Sie, thun Sie mir einen Gefallen.«
    »Zwei, zehn, so viel Sie wollen, meine liebe Nicole.«
    »Nicht wahr, ich habe Sie vor zwei Stunden in meinem Hause gesehen, denn Sie waren es?«
    »Allerdings!«
    »Vor zwei Stunden suchten Sie sich nicht vor mir zu verbergen?«
    »Keines Wegs, ich suchte mich im Gegentheil sehr sichtbar zu machen.«
    »Oh! ich Thörin, die ich bin, ich, die ich Sie oft angeschaut habe! Thöricht, toll, albern, Weib, nichts als Weib, wie Gilbert sagte.«
    »Lassen Sie doch Ihre schönen Haare. Schonen Sie sich!«
    »Nein, ich will mich dafür bestrafen, daß ich Sie angeschaut, ohne Sie gesehen zu haben.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Wissen Sie, was ich mir von Ihnen erbitte?«
    »Bitten Sie.«
    »Nehmen Sie Ihre Maske ab.«
    »Hier? unmöglich.«
    »Oh! es ist nicht die Furcht, von anderen Blicken als den meinigen gesehen zu werden, was Sie abhält; denn dort, hinter jener Säule, im Schatten der Gallerie. würde Sie Niemand sehen, als ich.«
    »Was hält mich denn ab?«
    »Sie befürchten, ich erkenne Sie!«
    »Ich?«
    »Und rufe aus: ›Sie sind es. es
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