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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen
Autoren: Evelyn Sanders
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Zeit für eine Signierstunde hätte? Wo? Im Kaufhof Heilbronn!

22
    Acht Jahre sind vergangen seit jenem Tag, an dem ich meinen ersten Vertrag unterschrieben habe – Zeit genug also für eine Zwischenbilanz. Was ist geblieben von den Illusionen, den Träumen, die ich an diese Unterschrift gehängt hatte.
    Eins vorweg: Berühmt geworden bin ich nicht! Vielleicht ein bißchen bekannter als damals, aber auch das hält sich in Grenzen. Eine neu zugezogene Nachbarin, vom Briefträger über mein Doppelleben aufgeklärt, konnte mit dem Namen nichts anfangen. »Evelyn Sanders? Nie gehört!«
    Dafür kannte mich der Direx vom Gymnasium. Er rief mich eines Tages an und bat um meine Mitwirkung beim bevorstehenden Schulfest. »Könnten Sie nicht Ihre Bücher verkaufen? Die bekommen Sie doch bestimmt billiger, und der Differenzbetrag zum Ladenverkaufspreis wäre ein schöner Zuschuß für die Klassenkasse Ihrer Töchter.«
    Nicht mal unser Hauswirt weiß, wer unter seinem Dach wohnt. Er hat sich nur gewundert, daß wir die letzte Mieterhöhung kommentarlos geschluckt haben. Wir leben nämlich immer noch in der Doppelhaushälfte, sind weder Eigentümer eines repräsentativen Bungalows noch Besitzer eines Ferienhauses. Und die Segeljacht, auf der berühmte Leute mit ihren mindestens ebenso berühmten Gästen durchs Mittelmeer schippern, besteht bei uns aus einem Schlauchboot mit kaputtem Außenbordmotor.
    Reich bin ich also auch nicht geworden! Sascha bedauert das mehr als ich, er wartet noch immer auf seinen Porsche. Und ich auf meine Kreuzfahrt durch die Karibik. Dazu hat es eben doch noch nicht gelangt. Aber wenigstens bis Rom bin ich gekommen!
    ERSTER TAG: Die ewige Stadt! Seit Cäsars Zeiten hatte sie sich um einiges verändert, das merkte ich schon auf der Fahrt vom Flugplatz zum Hotel. Kein einziger Streitwagen, dafür Tausende von Autos, deren Fahrer sich alle nach dem gleichen Prinzip vorwärts bewegten: Fuß auf dem Gas, Finger auf der Hupe, Augen zu und dann los! Da wir in einem Bus saßen, rechnete ich mir gewisse Überlebenschancen aus, zumal uns unser Chauffeur an Eides Statt versichert hatte, die Narben in seinem Gesicht stammten nicht von einer Karambolage, sondern vom Holzhacken.
    Das Hotel lag an der Via Aurelia, zum Glück weit genug weg vom Verkehr und deshalb relativ ruhig. Wir mußten drei Hinterhöfe durchqueren, die so schmal waren, daß der Bus nicht durchkam. Also Gepäck an der Straße ausladen, das eigene suchen und zusehen, wie man seine 18,5 kg netto über das Kopfsteinpflaster zum Hotel schleifte. Der zweite Bürgermeister erbarmte sich meiner. Er kam aus einer Kreisstadt in Bayern, was man ihm schon äußerlich ansah, denn er wuchtete meinen Koffer mit derselben Leichtigkeit hoch, mit der er wohl sonst seinen Maßkrug stemmt. Wir hatten zwar gewisse Verständigungsschwierigkeiten, doch ich begriff immerhin, daß ich für seine Tasche verantwortlich war, wenn er sich bei gegebener Notwendigkeit um meinen Koffer kümmern würde. Manchmal hat Hinken auch seine Vorteile!
    Auf dem Zimmer erwarteten mich ein Blumenstrauß, eine Flasche Wein sowie eine frankierte Ansichtskarte für den ersten Gruß an die Lieben daheim, eine Aufmerksamkeit des Reiseveranstalters. Ich fand das sehr großzügig. Aber auch nur so lange, bis mich Frau Marquardt darüber aufklärte, daß ich ein VIP sei.
    »Warum bin ich eine very impertinent person? Benehme ich mich wirklich so?«
    »Unsinn, aber ich hab mal so ein bißchen durchblicken lassen, was Sie in Ihrer Freizeit treiben. Seien Sie doch froh! Sie haben das ruhigste Zimmer gekriegt und sogar einen Sessel. Die anderen haben bloß Stühle. Außer dem Bürgermeister natürlich, der reist ebenfalls mit dem VIP-Status.«
    Wir bekamen auch die besten Plätze im Bus gleich hinter dem Fahrer, was uns einen ungehinderten Blick auf das Verkehrschaos ermöglichte und zumindest meinen Blutdruck in gefährliche Höhen trieb. Den Fensterplatz überließ ich künftig dem Herrn Bürgermeister, auf diese Weise hatte ich wenigstens auf der linken Seite einen respektablen Prellbock.
    Der erste Nachmittag war dem antiken Rom vorbehalten. Deshalb fuhren wir auch am Petersplatz vorbei, dessen Besichtigung zur Kategorie »christliches Rom« gehörte und erst morgen dran war.
    Erste Station: Pantheon. Ein sehr altes und sehr großes Bauwerk, das wir ehrfürchtig von außen umrundeten, denn rein konnten wir nicht, weil es mittwochs geschlossen ist. Zweitausend Jahre sei es alt, erzählte
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