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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott
Autoren: born
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dritt am Tisch, aßen und berichteten Maria, was geschehen war. »Der Henning«, sagte sie und wollte es nicht glauben.
    Thomas beobachtete Gutenberg und Maria; er verstand nicht, warum Gutenberg die Beziehung zu ihr geheim hielt. Thomas gehörte jetzt zu Gutenbergs Familie, auch wenn er noch nicht ermessen konnte, was das bedeutete. Für ihn begann ein neuer Lebensabschnitt. Danach hatte er immer gesucht – mehr unb e wusst als bewusst. Eines Tages würde er selbst Bücher machen. Er dachte an das Gespräch mit Gutenberg über die deutsche B i bel …
    Es klopfte an der Haustür und Thomas wurde aus seinen Träumereien herausgerissen. Gutenberg zuckte zusammen, stand auf und ging zum Fensterladen, wo er durch einen Spalt nach draußen schaute.
    »Wer ist das?«, fragte Maria.
    Gutenberg gab keine Antwort. Er ging zur Tür und entriegel te das Schloss. Dann stand plötzlich Katharina im Zimmer. Es kam Thomas unwirklich vor, wie eine Szene aus einem Traum. Er ging auf sie zu, und sie umarmten sich.
    »Na, na«, sagte Gutenberg. »Doch nicht in aller Öffentlic h keit!«
    Maria stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Du musst es ja nicht gleich unter die Presse schieben!«, fauchte sie.

Anhang

Geschichtlicher Hintergrund
    Das Heilige Römische Reich
     
    Mitte des 15. Jahrhunderts regierte der Habsburger Friedrich III. das Heilige Römische Reich. Sieben Kurfürsten wählten den König, drei geistliche (die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier) und vier weltliche (der Pfalzgraf bei Rhein, der He r zog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der K ö nig von Böhmen). Das Wort Kur bedeutet im alten Sprac h gebrauch Wahl. Die Wahlregeln waren in der Goldenen Bulle festgelegt, einer Art Reichsverfassung für die damalige Zeit. Meistens folgte auf die Königswahl die Kaiserkrönung in Rom; der Her r scher erhielt vom Papst die geistliche Legitimation für sein Amt.
    Im Westen des Heiligen Römischen Reiches hatten die be i den Großmächte England und Frankreich einen einhundert Ja h re dauernden Krieg ohne förmlichen Friedensschluss beendet. Im Osten bedrohten die Osmanen das Reich. 1453 eroberten sie Konstantinopel, die Hauptstadt des einst mächtigen Byzantin i schen Reiches. Byzanz war christlich; sein Fall löste im Aben d land Entsetzen aus. Der Kampf gegen den vordringenden Islam war fortan eines der Hauptanliegen der Kaiser. Die von Gute n berg gedruckten und im Roman kurz erwähnten »Türkenkale n der« gehören in diesen Zusammenhang (ein Aufruf an die christlichen Stände, gegen die osmanische Bedrohung vorzug e hen).
    Das Heilige Römische Reich zerfiel in eine Vielzahl klein e rer und größerer Herrschaftsgebiete. Die Städte hatten oft einen Sonderstatus, indem sie direkt dem Kaiser unterstanden. Man sprach dann von Freien Reichsstädten. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts zählte man im Heiligen Römischen Reich mehr als 300 Staaten, Kleinstaaten und Reichsstädte, die größtenteils nach Autonomie strebten.
    Die tatsächliche Macht des Kaisers war deshalb oft sehr b e grenzt und nicht vergleichbar etwa mit der Position des Sultans im Osmanischen Reich. Oft bestand seine Hauptaufgabe im R e präsentieren, etwa auf Reichstagen. Wenn der Kaiser in den Krieg ziehen wollte, musste er sich mit den Fürsten und Großen im Reich abstimmen, damit sie die nötigen Gelder bewilligten. Der Ritterstand verlor an Bedeutung. Söldnerheere übernahmen seine Funktion, finanziert von mächtigen Territorialfürsten.
     
    »Stadtluft m acht frei«
     
    Wenn Historiker definieren, worin sich das Mittelalter von der Neuzeit unterscheidet, gibt es drei Ereignisse, die sie fast immer als Wendepunkte nennen: Gutenbergs Erfindung der Druc k kunst, Kolumbus’ Entdeckung Amerikas und Luthers Reform a tion der Kirche. Vieles spricht dafür, dass ohne Gutenberg w e der die Seereisen der Portugiesen und Spanier noch L u thers Thesenanschlag stattgefunden hätten – zumindest aber wären sie ohne nachhaltige Wirkung geblieben. Erst die Druc k kunst ermöglichte die Verbreitung neuer Ideen und Erkenntni s se.
    Keimzelle für wirtschaftlichen und wissenschaftlichen For t schritt waren in einer ansonsten landwirtschaftlich geprägten Welt die Städte. Sie waren – nach heutigem Standard – größere Dörfer, ihre Einwohnerzahl schwankte zwischen zweitausend und zehntausend. Vielen Städten gelang es, sich der Herrschaft eines Feudalherren zu entziehen. Innerhalb ihrer Mauern lebte man vergleichsweise unabhängig,
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