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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott
Autoren: born
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vorn. Er hob das Buch, hielt es aus dem Fenster und ließ es fa l len.
    Er erinnerte sich blitzartig an die Wurfspiele seiner Kindheit. Am Meer hatten sie Löcher in den Sand gegraben, und wer die meisten Steine darin versenkte, hatte gewonnen: Thomas traf nie! Fehlte ihm das Augenmaß? Machte er sich zu viele Geda n ken? Als er das Buch aus dem Fenster fallen ließ, handelte er automatisch, wie in Trance. Er sah die Metallbeschläge im Fa l len kurz aufblitzen. Dann hörte er einen dumpfen Laut. Der Mann schwankte und fiel der Länge nach zu Boden. Das Buch lag neben ihm im Schlamm. Thomas traute seinen Augen nicht: Er hatte gerade den Treffer seines Lebens gelandet!

43.
     
    Mein Gott!«, sagte Gutenberg. »Das schöne Missale.« Mit e i nem Tuch rieb er am Einband und befreite ihn vom Schmutz. Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick auf Henning, der an die Druckerpresse gefesselt war. Sein Kopf lag auf seiner Brust.
    »Ein herrlicher Band. Wertarbeit! Manchmal kommen mir Zweifel …«
    »Woran?«, fragte Thomas.
    »In ein paar Jahren gibt’s das nicht mehr. Wer macht sich die Mühe, einen Einband mit Metall zu schützen, wenn alle Welt Bücher besitzt?«
    Liebevoll fuhr Gutenberg mit der Hand über die harten Ka n ten. »Sagt selbst: Sind sie nicht wundervoll?!«
    Henning saß auf einem Stuhl. Thomas hatte seine Platzwu n de am Kopf mit Stoffstreifen verbunden und ihm das Gesicht mit Wasser abgerieben; trotzdem klebte in den Haaren noch Schlamm, und ein dünnes Rinnsal Blut lief ihm über die rechte Gesichtshälfte.
    »Ich glaube, er kommt gerade zu sich«, sagte Thomas.
    Gutenberg legte den Lappen zur Seite. »Dann gnade ihm Gott!«
    Henning hob den Kopf und blinzelte verwirrt. Seine Stirn legte sich in Falten, während er sich umschaute. Als sein Blick auf Gutenberg haften blieb, weiteten sich seine Augen schlaga r tig.
    Gutenberg ging zur Presse und blieb vor dem gefesselten Henning stehen. Er tätschelte ihm die Wange und lächelte freundlich. »Du wirst jetzt reden«, sagte er. »Entweder freiwi l lig – oder ich helfe dir ein wenig nach.«
    Henning rührte sich nicht und sagte kein Wort. Nur sein A damsapfel bewegte sich auf und ab.
    Gutenberg klappte mit Zeige- und Mittelfinger seine behaa r te Ohrmuschel nach vorn. »Also nicht freiwillig«, sagte er nach einer Weile. »Wie du möchtest!«
    Henning verzog das Gesicht wie ein Junge, der schmollt. »Ich lasse mich nicht erpressen.«
    »Erpressen«, wiederholte Gutenberg. »Da bringst du mich auf eine Idee!«
    Ehe Thomas eingreifen konnte, packte er Henning an den Haaren, klemmte seinen Kopf zwischen die Metallplatten der Presse und zog am Hebel. »Du sagst mir Bescheid, sobald du deine Meinung änderst.«
    Henning sträubte sich, während Gutenberg langsam den Druck erhöhte. Hennings Gesicht nahm eine rötliche Färbung an. Thomas fasste Gutenberg am Arm. »Das reicht erst mal.«
    »Wir werden dir jetzt ein paar Fragen stellen«, sagte Gute n berg. »Du solltest sie beantworten. Wenn ich merke, dass du lügst, wäre das nicht gut. Erste Frage: Für wen arbeitest du?«
    Henning bewegte das Gesicht, als versuche er den Kopf zu schütteln. »Für niemanden.«
    »Du lügst«, sagte Gutenberg. »Vor dem Tor standen Männer. Sie haben die Flucht ergriffen, als sie merkten, dass die Sache schief läuft. Ich würde mich bedanken, wenn ich solche Mita r beiter hätte. Da du kein Geld hast, sie zu bezahlen, stelle ich die Frage ein letztes Mal: Wer ist dein Auftraggeber?«
    Henning schwieg. Gutenberg zuckte mit den Schultern. Ruckartig bewegte er die Presse. Henning schrie und sein G e sicht färbte sich purpurn.
    »Es ist jemand, den Ihr in Straßburg kennen lerntet«, sagte Thomas unvermittelt.
    Henning keuchte mehr, als dass er sprach. Es hörte sich an, als bekomme er gleich keine Luft mehr. »Das ist richtig.«
    »Ein Geistlicher, nicht wahr?«, fuhr Thomas fort. »Ein hoher Würdenträger.«
    »Ja. – Johannes, ich ersticke.«
    »So schnell geht das nicht, mein Lieber«, sagte Gutenberg. »Ich möchte gern den Namen wissen.«
    Adern traten an Hennings Schläfen hervor, und die Augen schienen ihm aus dem Kopf zu quellen. Er flüsterte etwas.
    »Wir können dich nicht verstehen«, sagte Gutenberg.
    »Bologna.«
    »Du sollst uns nicht an der Nase herumführen. Das ist der Name einer Stadt.«
    »Guido Bologna.« Hennings Stimme wurde immer schw ä cher. »Johannes, lass mich los! Ich erzähle alles.«
    Gutenberg überlegte einen Moment. Dann fuhr er langsam
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