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Das Gurren der Tauben (German Edition)

Das Gurren der Tauben (German Edition)

Titel: Das Gurren der Tauben (German Edition)
Autoren: A. Schneider
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ö nnen die Zigarette ruhig in die Hand nehmen. Wenn Sie ziehen wollen, hebe
ich meinen Arm mit hoch. ”
    Ich war ü berrascht, denn
bisher war ich nur eisigen Blicken begegnet. Der Dicke war zwar freundlich,
doch er hatte K ö rpergeruch. Immer wenn er sich bewegte, zog ein Schwall in meine Nase ...
    Ein paar Minuten
sp ä ter betrat Dr.
Bleuler den Raum. Er stellte sich mit vollem Titel vor und sch ü ttelte jedem au ß er mir die Hand.
Der Dicke entschuldigte sich, dass er ihm nicht seine rechte anbieten konnte.
    Der Anwalt
fragte mich, ob es Probleme g ä be.
    Ich verneinte.
    Er stand noch
einen Moment sich die H ä nde reibend da, dann sagte er: “ Nun, dann geh ich mal wieder. ”
    Irgendwann
schaute der Leutnant auf die Uhr. Die Knebelkette schwang wieder um mein
rechtes Handgelenk und ich wurde in den Gerichtssaal gef ü hrt. Der war bis
zum letzten Platz gef ü llt. Ein Murmeln ging durch die Menge und alle Augen waren auf mich
gerichtet. Einige, die weiter hinten sa ß en, verrenkten sich die H ä lse.
    Die erste Reihe
war zur Anklagebank umfunktioniert worden. J ö rg, Burkhard und Andreas sa ß en bereits dort – J ö rg und Andreas ebenfalls in Schlips und Kragen. Alle drei waren wie ich an
einen W ä rter gefesselt.
Die beiden freien St ü hle am Anfang der Reihe waren f ü r meinen Aufpasser und mich.
    Beim Hinsetzen,
beugte ich mich nach vorn und nickte gr üß end in die Richtung von Andreas. Er sagte leise “ Hallo! ” . Der Leutnant
signalisierte sofort den Feldwebeln, dass sie gef ä lligst besser aufpassen sollen und sah Andreas und
mich warnend an. Dann setzte er sich an den Kopf unserer Reihe und beobachtete
uns scharf.
    Die Verteidiger
sa ß en an Tischen
vor uns. Andreas und ich hatten je einen, w ä hrend Burkhard und J ö rg sich einen teilten.
    Ich drehte mich
um, weil ich sehen wollte, ob ich meinen Vernehmer ausmachen konnte. Ich sah
ihn. Er sa ß in einer der
vorderen Reihen. Er erwiderte meinen Gru ß nicht. Als ich mich wieder umdrehte, hob der Leutnant
drohend den Zeigefinger.
    Ein paar Minuten
sp ä ter trat das
Gericht ein, drei M ä nner und eine Schriftf ü hrerin. Alles wurde still. Der Dicke zog mich mit hoch.
    Der Vorsitzende
stellte sich und die anderen Verfahrensbeteiligten vor. Die Anklage vertraten
Bezirksstaatsanwalt Meckert und Staatsanwalt Rau. Letzterer war bei den
Untersuchungsgefangenen als “ harter Hund ” verschrien.
    Der Vorsitzende,
Oberrichter Schmidt, rief uns nacheinander auf und fragte nach unseren
Personalien. Dann ü bergab er an die Staatsanwaltschaft. Rau erhob sich und begann die
Anklageschrift zu verlesen oder besser gesagt zu schreien:
    “ Ausgehend von der pers ö nlichen Entwicklung, der Einstellung der
Beschuldigten zum Sozialismus in der DDR und ihrer Inhaftierung in der
U-Haftanstalt Frankfurt (Oder), Collegienstra ß e, war der
Beschuldigte Baganz mit dem U-Gefangenen Matthias P. im Verwahrraum 316 der
vorgenannten Anstalt untergebracht. Am 11.9.1981 wurden in diesem Verwahrraum die
Beschuldigten J ö rg L. und Burkhard S. untergebracht.
    Am gleichen und
dem n ä chsten Tag
schilderten die Beschuldigten sich gegenseitig ihre bisherigen jeweiligen
Straftaten und gerichtlichen Verurteilungen, wobei J ö rg L. zum
Ausdruck brachte, dass er, wenn er die zu erwartende Strafe verwirklicht hat,
die DDR ungesetzlich verl ä sst. Dabei betonte er, dass er dieses mittels
Waffengewalt unternehmen wird und die Grenzsicherungskr ä fte r ü cksichtslos
niederschie ß t, um sein Ziel zu erreichen. Dabei, so legte er dar, ist der Doppelm ö rder Weinhold
sein Vorbild. Sein Leben muss erhalten bleiben, das der anderen, so legte er
dar, interessiere ihn nicht.
    F ü r den
gewaltsamen bewaffneten Grenzdurchbruch wollte sich der Beschuldigte von seinem
Onkel, der Funktion ä r der GST ist, den Schl ü ssel zur Waffenkammer der GST in Gabow/Schiffm ü hle beschaffen.
Hierbei legte er dar, dass er mit einer Maschinenpistole umgehen kann und erl ä uterte den
Mitbeschuldigten die Handhabung einer solchen Waffe. Die Gespr ä che ü ber einen
gewaltsamen bewaffneten Grenzdurchbruch setzten die Beschuldigten bis zum 15.9.1981
fort, woran sich auch der Zeuge Matthias P. beteiligte.
    Nachdem der
Beschuldigte Baganz von der Brutalit ä t und R ü cksichtslosigkeit der Mitbeschuldigten ü berzeugt war,
ging er davon aus, mit diesen Mith ä ftlingen seinen lang gefassten Plan, in die BRD zu
gelangen, zu verwirklichen. Er und der Beschuldigte Burkhard S. sagten J ö
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