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Das große Wawuschel-Buch

Das große Wawuschel-Buch

Titel: Das große Wawuschel-Buch
Autoren: dtv
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Zirkus noch weniger. Nicht einmal ein Zelt hatte er. Die Käfige mit den Tieren und Wuschels Käfig standen draußen im Freien. Weder ein Pferd noch eine Seiltänzerin gab es in diesem sogenannten Zirkus, sogar der dumme August fehlte. Kein Wunder, dass bis jetzt nur sehr wenige Leute dumm genug gewesen waren, ihr Geld bei Zacharias Löwenherz auszugeben. Doch jetzt, mit seinem echten Wawuschel, wollte er endlich ein reicher Mann werden. Deshalb hatte er die ganze Nacht so fleißig gearbeitet.
    Am nächsten Morgen saß Wuschel bereits in seiner eingerichteten Wohnung. An und für sich war es dort sehr gemütlich. Sogar einen Teppich hatte er und in der Ecke stand ein Glas Marmelade, aus dem er essen konnte, so viel er nur wollte. Aber all das änderte nichts daran, dass es sich bei dieser Wohnung um einen Käfig handelte, einen Käfig mit festem Schloss davor. Und den Schlüssel trug Zacharias Löwenherz in der Hosentasche! Nein, Wuschel kümmerte sich weder um die Möbel noch um die Marmelade. Er starrte nur finster vor sich hin.
    »Nun lach doch mal«, sagte Zacharias Löwenherz. »Wenn nachher die Leute kommen und dich mit solchem Gesicht sehen, denken sie womöglich, dir geht’s nicht gut bei mir. Dabei sorgt doch der gute Zacharias Löwenherz so großmütig für euch alle.«
    Zacharias Löwenherz liebte es, blöde Redensarten von sich zu geben. Auf Wuschel allerdings machten sie keinen Eindruck.
    »Mir geht’s auch nicht gut«, knurrte er. »Ich will nach Hause.«
    Zacharias Löwenherz lachte verächtlich.
    »Das könnte dir so passen! Die ganze Nacht schufte ich und jetzt, wenn das Geld klimpern soll, will das Herrchen nach Hause! Nein, mein Lieber, hier bist du und hier bleibst du, so wahr ich Zacharias Löwenherz heiße.«
    Bei diesem Namen hätte er lieber nicht schwören sollen, denn in Wirklichkeit hieß er ja Anton Kluck. Dass bei solchem Schwur nichts Vernünftiges herauskommen kann, ist klar. Doch daran dachte Zacharias Löwenherz nicht, und was Wuschel betraf, so hatte er leider keine Ahnung, wie wenig wert dieser Schwur war. Sonst hätte er gewiss gleich viel fröhlicher dreingeschaut. So aber wurde sein Gesicht noch finsterer als zuvor, was wiederum Zacharias Löwenherz in Zorn brachte. Bisher war er einigermaßen freundlich zu Wuschel gewesen   – abgesehen davon, dass er ihn gefangen hielt. Jetzt aber zeigte er sein wahres Gesicht.
    »Du verdammtes kleines Biest«, schrie er plötzlich, »dir geht es wohl zu gut, was? Du bekommst wohl zu viel zu essen, was? Und zu wenig Prügel, was? Na, dir kann geholfen werden!«
    Er riss die Käfigtür auf, schnappte Wuschel und machte sich daran, ihm das Hinterteil zu versohlen. Zwarschlug er nur mit dem Zeigefinger und mit halber Kraft zu. Aber bei Wuschels kleinem Hinterteil war auch das schon schlimm genug.
    »Auauauauau!«, schrie er. »Auauauau!«   – so laut und so lange, bis Zacharias Löwenherz schließlich einhielt.
    »So«, sagte er befriedigt, »das hat dir hoffentlich gutgetan. Vielleicht benimmst du dich jetzt so, wie es sich für jemanden gehört, der die Ehre hat, im Zirkus Löwenherz aufzutreten.«
    Das war wieder eine von den blöden Redensarten, die Zacharias Löwenherz besser für sich behalten hätte. Wuschel konnte er damit ohnehin nicht imponieren.

    Im Gegenteil, Wuschel wurde nur noch bockiger. Wenn er auch jämmerlich »auauau« geschrien hatte   – grinsen tat er noch lange nicht auf Befehl. Vor allem nicht, wenn man ihn in einen Käfig sperrte und behauptete, das sei eine Ehre. Nein, Zacharias Löwenherz mochte schimpfen und drohen, so viel er wollte   – Wuschel hockte sich in eine Ecke und starrte finster vor sich hin. Nicht einmal die neuen Stühle benutzte er. Sollte sich doch der schreckliche Zacharias Löwenherz daraufsetzen! Und Marmelade aß er auch nicht. Er wollte lieber verhungern.
    So stand es um Wuschel, als sich die ersten Besucher einstellten. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass es auf dem Jahrmarkt einen Wawuschel zu betrachten gäbe. Ein Wawuschel? Niemand konnte sich etwas darunter vorstellen, ein doppelter Grund für die Leute, gespannt zu sein.
    »Vielleicht ist es eine Art Bär«, vermuteten sie, »oder ein Schaf. Oder ein besonders langhaariger Affe. Aber grün?« Das kam ihnen sehr unwahrscheinlich vor.
    »Sicher so ein Jahrmarktschwindel«, meinten sie. »Viel zu schade, Geld dafür hinauszuschmeißen.«
    Sie taten es dennoch, jedenfalls eine ganze Reihe von ihnen. Und da machten sie große
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