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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Autoren: Wilhelm Grimm
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nicht wenig, und so sprach der Königssohn endlich: der Sultan möge ihm doch erlauben einmal das Pferd zu besteigen, er wüsste gern, wie es sich darauf säße und wie sich's auf so einem türkischen Pferde ritte. Der König lässt behutsam das Pferd vor ihn führen und der edle Ritter setzt sich auf. Anfangs wankt er im Sattel hin und her, wie ein gar ungeschickter Reiter. Plötzlich gibt er aber dem Roß die Sporen und jagt aus dem Lagerfelde. Da verwundern sich die Türken gar sehr, am meisten aber die Tochter des türkischen Sultans. Doch sprach sie kein Wort, sondern sah ihm nur gar lange nach, wie er mit der Stute davonjagte, und ging dann stillschweigend ins Zelt. Viele Türkenoffiziere dagegen jagten hinter ihm drein, sie konnten ihn aber nicht einholen, denn das ist so ein Pferd gewesen, dass in funfzehn Stunden dreißig Meilen damit abgemacht sind.
    Der König von Frankreich freute sich sehr über diese neue Heldentat des Ritters. Aber einige Tage später kündigte der Türke um das Pferd die Schlacht an, denn das Pferd war dem Sultan beinahe theurer als seine Tochter. Als das erste Scharmützel stattfand, ging der Ritter verkleidet zum Zelte des Sultans und raubte ihm sein einziges Kind. Glücklich gelangte er mit ihr nach Paris und gab sie seinem Pflegevater in Verwahrung.
    Da nun die Tochter des Sultans in den Händen der Franzosen war, Schloss der Sultan eilig Frieden, denn sein Kind war doch sein einziger Trost, seit er seinen Riesen und sein Reitpferd verloren. Der König von Frankreich legte die Regierung nieder und machte den edeln Ritter, der des Sultans Tochter geraubt hatte, zum Könige und zu seinem Nachfolger, weil er selbst kinderlos war. Der Sultan musste als Freund der Hochzeit beiwohnen und kehrte dann in die Türkei zurück. Der junge König von Frankreich lebte aber gar herrlich, denn wenn er es müde war, mit der Tochter des Sultans zu scherzen, so setzte er sich auf sein türkisches Reitpferd, und da tat ihm Eins immer wohler als das Andere.
     
     

Der Bäckerlehrling
    Es war einmal ein dreister Bäckerlehrling, den wollten die Bäckermeister zu fürchten machen, schickten ihn in der Nacht, als sie einmal beisammen waren, noch nach Bier aus und lauerten ihm dann am Wege auf, ihn zu erschrecken. Er aber schlug den einen Bäckermeister mit der Bierkanne auf den Kopf, dass er tot am Wege liegen blieb. Da musste der Bäckerlehrling am andern Morgen aus der Stadt entfliehen und als er eine Strecke weit gegangen war, gelangte er in ein Gewölbe, wo er zu übernachten beschloss. Als es gegen elf Uhr hin kam, wurde aus dem Gewölbe eine lange Kegelbahn; auch traten elf Männer herein und fingen an zu kegeln, der Bäckerlehrling aber setzte ihnen die Kegel auf. Um zwölf Uhr war Alles verschwunden, der Lehrling aber ärgerte sich, dass er kein Geld fürs Kegelaufsetzen bekommen hatte. Er blieb den Tag über in dem Gewölbe, und am nächsten Abende ging wieder Alles so, wie das erste Mal: der Bäckerlehrling stellte wiederum den elf Männern die Kegel auf und bekam abermals kein Geld dafür. Er blieb nun auch noch den folgenden Tag dort im Gewölbe, und aus dem wurde Abends um elf Uhr wieder eine Kegelbahn. Diesmal aber wollte er sich mit der Bezahlung besser vorsehen, darum ergriff er um drei Viertel auf zwölf Uhr den König aus der Mitte der Kegel, lief damit hinauf zu den elf Männern und wollte seine Bezahlung haben. Alle schauten ihn starr an und Niemand vermochte ihm zu antworten. Da schlug er sie mit dem Kegelkönig Alle zum Gewölbe hinaus, schlief die Nacht ruhig darin und setzte den andern Morgen seine Reise fort, nahm aber den Kegelkönig unter dem Arme mit. So war er mehrere Jahre lang schon in der Welt umhergezogen und kam einstmals vor dem Schlosse vorbei, da schaute der König heraus. Er hatte sich aber ein gelbes Schild machen lassen, das er vor der Mütze trug und worauf geschrieben stand: dass er sich vor Nichts fürchte. Als der König das las, winkte er ihn zu sich herauf und sprach: „Wie du siehst, steht meinem Schlosse gegenüber noch ein älteres Schloss. Darin ist es nicht geheuer, und herrscht eine Verwünschung darin; wenn du die lösen kannst, so sollst du die Prinzessin zur Gemahlin haben.“
    Da ließ sich der Bäckerlehrling den Abend in das alte Schloss führen, und die Thür wurde hinter ihm verschlossen. Er aber setzte sich hin und rauchte eine Pfeife Taback. Nachts um elf Uhr entstand ein großer Lärm; sechs Männer kamen auf ihn losgestürmt und fragten,
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