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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Autoren: Wilhelm Grimm
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seinem Reiter ans Ufer. Es eröffnete ihm nun, wenn er nach Haus käme, so würden ihn seine Brüder bei seinem Vater verleumden und dann würde er in eine Löwengrube geworfen und darin müsste er drei Vierteljahre zubringen. In die Löwengrube aber solle er seine Flöte mitnehmen, die er sehr gut zu blasen verstand, und wenn er fleißig darauf spiele, so würde ihm kein Tier etwas tun. Hierauf hieß ihn das Pferd, es an einen Baum im Eichenholze binden und ihm wieder einen Scheffel Hafer bringen.
    Wie seine Brüder ihn kommen sahen, verleumdeten sie ihn sogleich bei seinem Vater und sprachen, er sei ein lüderlicher Mensch geworden. Die Prinzessin aber, welche sie ihm entführt hatten, war nicht mehr bei ihnen, sondern war nach einem großen Schlosse entflohen, das ihr auch gehörte und das viel schöner war als das alte, woran das Pferd angebunden war.
    Der König ließ den Ungescheuten auf die Verleumdungen seiner Brüder hin sogleich ergreifen und in die Löwengrube werfen. Da bat er sich nur aus, dass er seine Flöte mitnehmen dürfe, und wie er die in der Löwengrube spielte, schmeichelten die Tiere sich mehr und mehr an ihn. Sie ließen ihn am Leben und er nährte sich mit von dem Fleische, das ihnen vorgeworfen wurde.
    Um diese Zeit aber verlangte die schöne Prinzessin in dem schönen Schlosse sehnlichst nach ihrem Erlöser. Sie ließ deshalb einen Weg zu dem Schlosse machen, der war in der Mitte mit Sammet ausgeschlagen und auf beiden Seiten ordinär. Als der Weg fertig war, schickte sie zu dem Könige und ließ ihn auffordern, den einen von seinen Söhnen, der ihr Verlobter sei, zu ihr zu senden. Da sendet ihr der König seinen ältesten Sohn. Als der den Sammet sieht, der zu ihrem Schlosse führt, tut es ihm leid darum und er reitet an der Seite der Straße, wo gewöhnlicher Weg ist, daran erkennt sie, dass es nicht der rechte ist, denn der hätte gewiss in seiner Liebesbrunst nicht darauf geachtet, den Sammet zu schonen. Sie schickte ihn also wieder fort. Hierauf sendet ihr der König seinen zweiten Sohn, der reitet auch wieder an der Seite des Weges. Da schickt sie auch den wieder nach Hause und droht dem Könige, mit ihren Truppen sein ganzes Königreich zu überziehen und in Feuer und Flammen zu setzen, wenn er ihr nun nicht den dritten Sohn sende. Wäre er nicht mehr am Leben, lässt sie dem Könige sagen, so wolle sie zum wenigsten seine Knochen haben.
    Da ließ der König seinen Löwenbändiger kommen, der sollte in die Löwengrube steigen und die Gebeine seines jüngsten Sohnes herausholen. Als er aber in die Löwengrube kam, blies der Ungescheute die Flöte und alle Löwen hörten ihm andächtig zu. Da war große Freude in dem Lande, weil die Leute nun sicher waren vor dem Zorne der mächtigen Prinzessin.
    Als der Ungescheute aus der Löwengrube kam, dachte er zuerst an sein treues Pferd, das noch im Eichenforste stand. Er nahm einen Scheffel Hafer und brachte ihm den. Das Pferd aber bat ihn, ihm den Kopf abzuhauen, und wie er das nach einigem Weigern tat, stand da vor ihm auch ein schöner Prinz.
    Der Ungescheute nahm jetzt ein Pferd aus seines Vaters Stalle und ritt nach dem prächtigen Schlosse seiner Braut. Er achtete nicht des kostbaren Sammets, sondern jagte in seiner Liebesbrunst auf der Mitte des Weges daher, sodass die Fetzen des Sammet in der Luft herumflogen. Daran erkannte die Prinzessin, dass er der Rechte war. Sogleich wurde die Hochzeit angestellt, der Ungescheute wurde ein mächtiger König und seine falschen Brüder mussten zu seinen Füßen um Gnade bitten.
     

Der Brunnen
    Ein Vater war krank und sagte zu seinen drei Töchtern: „Im Brunnen am Walde ist gut Wasser, holet mir davon, dass ich gesunde.“ Da ging die Erste an den Brunnen, da tönte daraus eine Stimme, die sprach: „Nimmst du mich, so gebe ich dir Wasser.“ Da ging sie, ohne Wasser aus dem Brunnen zu haben, wieder heim und schickte die Zweite. Als die Zweite an den Brunnen kam, tönte die Stimme wieder: „Nimmst du mich, so gebe ich dir Wasser.“ Da ging die Zweite heim und schickte die Dritte; die hatte ihren Vater am liebsten von Allen. Als nun die Stimme wieder sprach: „Nimmst du mich, so gebe ich dir Wasser“, da gab sie das Jawort, bekam Wasser aus dem Brunnen und da wurde ihr Vater gesund. Als das aber geschehen war, da klopfte es an die Stubenthür, und es kam ein Ding herein mit Stacheln wie ein Igel und wollte über Nacht bei der dritten Schwester bleiben. Die weigerte sich anfangs, musste aber
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