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Das große Hörbe Buch

Das große Hörbe Buch

Titel: Das große Hörbe Buch
Autoren: Otfried Preußler
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machen, ja? Das Wetter ist viel zu schön, um Reisig zu hacken - das finde ich auch. Und der Nörgelseff? Dem Seff kann's nicht schaden, wenn Leubner nicht immer nach seiner Pfeife tanzt!"
    Hörbe war überrascht, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. „Dann aber nichts wie los! Worauf warten wir eigentlich noch?"
    Er packte den kleinen Leubner beim Ärmel und wollte ihn mit sich fortziehen. Aber der kleine Leubner - er war und blieb eben eine Schneiderseele. Und Schneiderseelen sind von Natur aus zaghaft.
    „Sag mir erst, wo es hingeht", wollte er wissen und trat einen Schritt zurück.
    „Dahin und dorthin", erwiderte Hörbe leichthin. „Wir lassen uns überraschen."
    „Dahin und dorthin?" Leubner legte die Stirn in Falten und winkte ab. „Dann will ich dir mal was sagen, Hörbe: Das ist mir zu ungewiss! Da könnte man ja aus Versehen sogar in die Worlitzer Wälder geraten, zum Beispiel..."
    „Wie kommst du denn auf die Worlitzer Wälder?"
    „Nun ja", meinte Leubner mit einem Achselzucken. „Die Worlitzer Wälder gibt es ja - oder etwa nicht? Und es gibt auch den Plampatsch, der in den Worlitzer Wäldern haust..."

    „Ach was!", sagte Hörbe. „Glaubst du vielleicht, ich bin blöd und will mich vom Plampatsch fressen lassen? Wie könnte ich jemals freiwillig in die Worlitzer Wälder gehen!"
    „Weiß man's?", fragte der kleine Leubner und griff nach dem Hackmesser. „Ich für meine Person bleibe jedenfalls lieber zu Hause und hacke Reisig klein ..."

Dieser Leubner war wirklich ein Hasenfuß durch und durch! Es gab nichts auf der Welt, wovor er nicht Angst hatte. Wie er nur auf die Worlitzer Wälder gekommen war!
    Hörbe war ja kein Dummkopf, er war nicht auf Abenteuer erpicht, bei denen man Kopf und Kragen verlieren konnte. Ein bisschen wandern, ein bisschen die Nase hinausstecken in den Wind - mehr hatte er nicht im Sinn. Und am Abend, bevor es zu dunkeln anfing im Siebengiebelwald, wollte er wieder daheim sein.
    Mochte der kleine Leubner doch Reisig und Reisig hacken, wenn ihm das lieber war!
    Hörbe schritt kräftig aus, das emsige Tack-tack-tack verfolgte ihn tief in den Wald hinein. Nur gut, dass es langsam schwächer wurde und schließlich verklang.
    r~
    Noch immer hatte er kein besonderes Ziel. Der Hutzelmannspfad, auf dem er dahinschritt, führte nun eine Zeit lang durch dichtes Heidelbeerkraut. Dann wandte er sich bergan - bis Hörbe zu einer Stelle kam, wo der Steig sich gabelte. Rechter Hand ging es weiter aufwärts zum Siebengiebelstein. Und wer sich nach links hielt, wie Hörbe es tat, der hatte den Weg gewählt, der hinunterführte zum Alten Hüttenbach.
    Der Alte Hüttenbach war ein schmaler Wasserlauf, dem folgten die Hutzelmänner, wenn sie hinauswollten in das Land, wo die Menschen hausten.
    „Was will ich im Menschenland?", fragte sich Hörbe. „Was hätte ich dort verloren?"
    War es nicht besser, wenn er den Alten Hüttenbach überquerte und drüben weiterging?
    Jenseits des Baches begann eine Gegend, wo Hörbe noch nie gewesen war. Eigentlich ja ein Grund für ihn sich einmal dort umzusehen ...
    Es machte ihm wenig Mühe, ans andere Ufer zu kommen. Gestützt auf den Wanderstecken, sprang er von Stein zu Stein, bis er drüben war.
    Und was nun?
    Es gab keinen Pfad mehr auf dieser Seite. Von jetzt an musste sich Hörbe den Weg auf eigene Faust suchen.
    Vor langer Zeit waren Wurzeldittrich und Humpelkeil einmal hier gewesen, das wusste er. Und was Dittrich und Keil gekonnt hatten, konnte Hörbe auch.
    Hauptsache, dass man hinterher wieder nach Hause zurückfand.
    Hörbe wusste sich da zu helfen. Er brauchte bloß dann und wann einen dürren Zweig zu knicken am Wegrand. Und wenn er von Zeit zu Zeit mit dem Wanderstecken ein Kreuz in den Boden kratzte - was konnte dann schief gehen?
    „Nichts", dachte Hörbe. „Gar nichts."
    Er knickte Zweige, er kratzte Kreuze - mehr noch: Zuweilen klaubte er ein paar Kieselsteine zusammen und machte Häufchen daraus.
    Einmal kam er an einem verlassenen Fuchsbau vorbei, gegen Mittag erblickte er einen großen Ameisenhaufen im Wald.
    „Dem sollte ich lieber ausweichen ..."
    Ein Hutzelmann braucht sich vor einzelnen Ameisen nicht zu fürchten. Ameisen werden Hutzelmännern bloß dann gefährlich, wenn sie in Scharen kommen.
    Hörbe war nicht der kleine Leubner - und trotzdem! Beim Anblick des Ameisenhaufens musste er unwillkürlich an Humpelkeil denken.
    Vor Jahren war Humpelkeil eines Tages in einen Amei-senschwarm geraten. Damals hatte nicht
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