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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst
Autoren: Anselm Grün
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Er lebt nicht für sich, sondern gegen sich. Er verwechselt Leben mit Hast und Hetze. Das führt
     häufig zu Schlaganfall und Herzinfarkt. Das, was man mit der Hetze alles erreichen wollte, wird einem jählings aus der Hand gerissen. Wer sich dagegen
     Zeit nimmt, der hat mehr Zeit für das, was er im Leben verwirklichen möchte. Er wird ruhig an sein Ziel kommen. Er erlebt schon seine Lebensfahrt als
     Vergnügen und braucht sich nicht nach einer anstrengenden Fahrt zu erholen. Er holt sich in jedem Augenblick das, was er zum Leben braucht. Wer leben
     will, der muss sich Zeit nehmen. Das Leben vollzieht sich in der Zeit. Und nur wer sich auf seinen ihm angemessenen Zeitrhythmus einlässt, schwingt in das
     Leben ein, das für ihn stimmt.
    Unruhe treibt uns an, weiter zu wachsen, nicht zu früh uns zur Ruhe zu legen, sondern wirklich zu leben. Aber dann braucht es auch wieder Phasen der
     Ruhe, in denen sich etwas setzen kann. Manchmal braucht die innere Unruhe gerade Zeiten der äußeren Ruhe, damit sie sich überhaupt zu Wort melden kann. Da
     bedarf es dann eines längeren Rückzugs, um die leisen Impulse zu hören, die einen beunruhigen und einem zeigen, dass das, was man gerade lebt, so nicht
     mehr stimmt.
Ewigkeit ist jetzt
    D ie Menschen verbringen ihre ganze Zeit mit Vorbereiten, Vorbereiten, Vorbereiten … Nur um dem nächsten
     Leben dann völlig unvorbereitet zu begegnen.« Das sagt der tibetische Weise Drakpa Gyaltsen über die Menschen im Westen.
    Viele Menschen bereiten sich in der Tat ständig nur darauf vor, wirklich leben zu können, anstatt das Leben zu ergreifen, das schon da ist. Das Leben
     ist in jedem Augenblick. Wer ganz im Augenblick ist, der lebt jetzt schon. Doch oft benutzen wir unsere spirituellen oder auch psychologischen Techniken
     und Methoden lediglich dazu, uns für die Zukunft zu wappnen. Wir glauben, uns erst dann den heutigen Anforderungen stellen zu können, wenn wir unsere
     gesamte Vergangenheit aufgearbeitet haben. Doch manche bleiben in der Aufarbeitung ihrer Verletzungsgeschichte stecken. Sie kommen nie zum Leben. Andere
     bereiten sich durch gute Vorsätze darauf vor, irgendwann einmal gelassen und heiter leben zu können. Aber sie kreisen immer nur um die Vorsätze, die sie
     doch nicht erfüllen. Und sie kommen nie zur inneren Heiterkeit, die schon in ihnen bereitliegt. Sie bräuchten nur ihren ganzen Druck loszulassen, mit dem
     sie sich zwingen, die Voraussetzungen des Lebens zu erfüllen. Der Druck erzeugt kein Leben. Er behindert es nur.
    Das Leben ist in jedem Augenblick gegenwärtig. Es liegt vor meinen Füßen. Ich muss es nur betreten. Ich brauche keine lange Vorbereitung. Der nächste
     Schritt ist ein Schritt ins Leben, wenn ich ihn bewusst vollziehe. Wer ganz im Augenblick lebt, der spürt hier und jetzt schon, dass Zeit und Ewigkeit
     zusammenfallen. Für den bricht die Ewigkeit in seine Zeit ein.
Lebe in der Gegenwart
    W enn uns Verzweiflung überkommt, liegt das gewöhnlich daran, dass wir zu viel an die Vergangenheit und an
     die Zukunft denken«: Verzweiflung kommt nach dieser Erkenntnis der heiligen Therese von Lisieux davon, dass wir zu viel an die Vergangenheit und Zukunft
     denken. Wenn wir ständig die Verletzungen der Vergangenheit betrachten, steigt in uns vielleicht Verzweiflung hoch über die Einsamkeit, die wir als Kind
     erfahren haben, über die Überforderung, über die Kränkung und die Demütigungen. Wir sollen die Vergangenheit nicht verdrängen. Aber es gibt auch ein
     Zuviel an Beschäftigung mit vergangenen Verletzungen. Genauso wenig hilft es uns, wenn wir ständig an die Zukunft denken: Wie wird sie sein? Werde ich den
     Anforderungen gerecht werden? Werde ich nicht krank, werde ich Krebs haben? Wird mein Ehepartner auch treu sein? Wird die Gemeinschaft mich tragen können?
     All diese Überlegungen um die Zukunft können mich in die Verzweiflung führen. Ich zweifle daran, dass die Zukunft gut wird. Ich male mir alles Schlimme
     aus. Und dann bleibt nicht nur der Zweifel, sondern die Verzweiflung, die völlige Hoffnungslosigkeit.
    Der einzige Weg, der Verzweiflung zu entrinnen, besteht darin, in der Gegenwart zu leben. Wenn ich ja sage zum Augenblick, zu dem, was gerade ist, dann
     zerbreche ich mir nicht den Kopf um Vergangenheit und Zukunft. Der Augenblick ist kurz. Er ist nur gerade jetzt. Wenn ich mich auf diesen Augenblick
     einlasse und ganz gegenwärtig bin, dann hat die Verzweiflung keinen Raum, in den sie eindringen
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