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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum
Autoren: H. P. Lovecraft
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bekam, und seither habe ich es ständig mit Riten und Opfern versucht. Orabona war keine große Hilfe, denn er war immer dagegen, daß man Es aufweckt. Er haßt Es wahrscheinlich, weil er Angst hat, was Es bedeuten wird. Er trägt ständig eine Pistole bei sich, um sich zu schützen -dieser Narr, als ob er sich gegen Es schützen könnte! Wenn er jemals diese Pistole ziehen sollte, erwürge ich ihn. Er wollte Es töten und es in Wachs nachbilden, aber ich bin bei meinem Plan geblieben, und ich werde Erfolg haben, trotz all dieser Feiglinge wie Orabona und dem spöttischen Grinsen von Skeptikern wie Ihnen, Jones! Ich habe die Riten zelebriert und bestimmte Opfer gebracht, und letzte Woche kam die entscheidende Wende.Das Opfer wurde angenommen!«
    Rogers leckte sich die Lippen, während Jones unnatürlich steif dasaß. Der Schausteller erhob sich und ging durch den Raum zu dem Stück Rupfen, zu dem er so oft hingesehen hatte. Er bückte sich, packte den Fetzen an einer Ecke und sprach weiter.
    »Sie haben jetzt genug über meine Arbeit gelacht. Jetzt ist es Zeit, daß Sie ein paar Fakten vorgelegt bekommen. Orabona hat mir erzählt. Sie haben heute nachmittag hier einen Hund jaulen hören. Wissen Sie, was das bedeutete?«
    Jones starrte ihn an. Bei aller Neugier wäre er froh gewesen, das Kellergewölbe verlassen zu können, ohne irgend etwas über den Punkt zu erfahren, der ihn vorher so interessiert hatte. Aber Rogers war unerbittlich und begann, das Stück Rupfen hochzuheben. Darunter lag eine zermalmte, beinahe formlose Masse, die Jones nicht zu bestimmen wußte. Handelte es sich um ein einstmals lebendes Wesen, das auf irgendeine Art plattgepreßt, seines Blutes beraubt, an tausend Stellen durchlöchert und zu einer breiigen Masse zerstampft worden war? Doch es dauerte nicht lange, und Jones wußte, worum es sich handeln mußte. Es waren die Überreste eines Hundes, eines wahrscheinlich ziemlich großen Hundes von weißlicher Farbe. Seine Rasse war nicht mehr zu erkennen, denn er war auf die unaussprechlichste und gräßlichste Weise verstümmelt worden. Die Haare waren zum größten Teil abgesengt, wie durch die Wirkung einer besonders scharfen Säure, und die nackte, blutleere Haut war mit zahllosen kreisförmigen Wunden oder Einstichen übersät. Welche Art der Folter notwendig war, um solche Entstellungen herbeizuführen, überstieg Jones’ Vorstellungsvermögen.
    In einer Empörung, die seinen wachsenden Abscheu noch übertraf, sprang Jones wie elektrisiert auf.
    »Sie verdammter Sadist Sie Wahnsinniger Sie vollbringen eine solche Greueltat und wagen es noch, zu einem anständigen Menschen darüber zu sprechen!« Rogers ließ den Rupfen mit einem bösartigen Grinsen fallen und stellte sich seinem Gast entgegen. Seine Worte waren unnatürlich ruhig.
    »Warum, glauben Sie, Sie Narr, habe ichdas getan? Ich gebe ja zu, daß das Ergebnis von unserem begrenzten menschlichen Standpunkt aus unerfreulich ist, aber was soll’s? Schließlich ist es kein Mensch. Ich habe nur ein Opfer dargebracht. Ich habe den Hund Ihmgegeben. Was geschah, ist sein Werk, nicht meines. Es brauchte das Opfer als Nahrung, und Es nahm es auf Seine Art entgegen. Aber lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie Es aussieht.«
    Während Jones zögerte, kehrte der Sprecher an seinen Schreibtisch zurück und nahm das Foto in die Hand, das er mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch gelegt hatte. Jetzt reichte er es Jones mit einem merkwürdigen Blick. Jones nahm es entgegen und sah es ohne besonderes Interesse an. Aber im nächsten Moment wurde sein Blick schärfer, denn die satanische Kraft des abgebildeten Objekts übte eine fast hypnotische Wirkung aus. Rogers hatte sich selbst übertreffen, als er die gräßliche Ausgeburt modellierte, die das Foto zeigte. Es war ein Werk von» infernalischer Genialität, und Jones fragte sich, wie die Öffentlichkeit reagieren würde, wenn es erst einmal ausgestellt wurde. Ein so gräßliches Ding hatte keine Daseinsberechtigung, wahrscheinlich hatte die bloße Betrachtung des fertigen Werkes den Geist seines Schöpfers verwirrt und ihn zu dem brutalen Opfer verleitet. Nur ein fester Glaube vermochte sich gegen die heimtückische Vermutung zu wehren, daß es sich bei diesem lästerlichen Ungeheuer um etwas handelte, was tatsächlich lebte oder irgendwann einmal gelebt hatte.
    Das Ding auf dem Bild hockte auf einer täuschend echten Nachbildung des monströsen geschnitzten Throns auf der anderen Fotografie. Es
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