Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das graue distinguierte Leichentuch: Roman

Titel: Das graue distinguierte Leichentuch: Roman
Autoren: Henry Slesar
Vom Netzwerk:
einzige Sorge sein. Junge, Junge, ist dieses Steak erbärmlich!« sagte Theringer und schlang es hinunter.
    Theringers Ermahnungen waren nicht leicht zu befolgen. Um halb drei hatte Dave sämtliche Zigaretten aus seinem Paket bis zur Hälfte aufgeraucht. Louise kam herein. Als sie die Aschenschale sah, schnalzte sie vorwurfsvoll mit der Zunge.
    »Während Sie weg waren, hat Celia angerufen. Mr. Hagerty hat Sie gesucht.«
    »So?« Er nahm den Hörer zur Hand und rief im Büro des Generaldirektors an.
    Celia sagte: »Jetzt ist er weggegangen, Mr. Robbins. Er ist mit Mr. Sheplow zur Bank gegangen, wird aber gegen halb vier wieder zurück sein.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, starrte er den Hörer an. Zur Bank! Hieß das, daß er gewillt war, Willies Weisungen zu befolgen?
    Er holte sich ein frisches Paket Zigaretten aus dem Automaten im Korridor und füllte die zweite Aschenschale. Um vier Uhr kam Louise mit der Mitteilung: Hagerty sei da und wünsche ihn zu sprechen.
    Dave betrat das Büro des Generaldirektors und sah einen alten, zitternden Mann in Hagertys Drehstuhl sitzen. Das Atmen schien ihm schwerzufallen, er hatte den Kragen um den faltigen Hals gelockert, seine Lippen waren blau.
    »Hallo, Dave!« krächzte er. »Nehmen Sie Platz!«
    Dave setzte sich, den Blick wie gebannt auf die verwandelten Züge Onkel Homers geheftet.
    »Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen«, sagte Hagerty. Jedes einzelne Wort fiel ihm schwer. »Ich fühle mich nicht so wohl, Dave, gar nicht so wohl. Diese ganze Angelegenheit belastet mich zu sehr. Wissen Sie, es lohnt sich nicht. Schauen Sie sich Gordon an.«
    »Sie sollten es leichter nehmen, Mr. Hagerty.«
    »Ja, das meine ich auch. Leichter. Zum Beispiel – diese BabyKampagne. Mein Gott, es handelt sich doch nur um schäbige Reklame. Die Welt wird nicht untergehen, wenn wir sie einstellen, habe ich recht?«
    »Sie haben recht.«
    »Zu viele Fallgruben, das ist der Jammer! Sie haben es gestern selber gesagt. Als ob man auf Dynamit säße. Man weiß nie, wann es losgeht. Ich habe gründlich darüber nachgedacht und halte es für das beste, die Sache fallen zu lassen.«
    »Das Burke-Baby?«
    »Ja, das gottverdammte Burke-Baby. Ich will von diesem Balg nichts mehr hören. Morgen rufe ich Kermit an und sage ihm meine Meinung. Na schön, er wird Zeter und Mordio schreien. Die Verkaufskurven gefallen ihm so gut. Aber ich hoffe, ihn davon überzeugen zu können, daß dies nicht die einzige Werbekampagne auf der Welt ist. Und wenn er uns Schwierigkeiten machen will – na schön«, fuhr Hagerty düster fort, »ich kann mich wehren.«
    Dave stieß einen Pfiff aus. »Das ist aber eine Überraschung, Mr. Hagerty! Nach allem, was Sie gestern sagten!«
    »Das meiste gilt auch heute noch, Dave. Sie bekommen Ihre Aktienoption, seien Sie unbesorgt. Wir werden vielleicht einige Berichtigungen vornehmen müssen. Ich hatte in der letzten Zeit unvorhergesehene Ausgaben. Aber ich werde Sie dafür schadlos halten, Dave, das verspreche ich Ihnen.«
    Dave erwartete, mehr zu hören, aber Hagerty schien fertig zu sein. Dave stand auf und ging zur Tür. »Ist das alles, Mr. Hagerty?«
    Der Generaldirektor öffnete den Mund, machte ihn wieder zu und nickte.
    Dann: »Dave!«
    »Ja, Sir?«
    »Sagen Sie Joe Spiegel, er soll sich etwas Neues einfallen lassen. Wir brauchen eine neue Kampagne – und eine verdammt gute Kampagne – so schnell er sich was ausdenken kann. In Ordnung?«
    »In Ordnung, Mr. Hagerty.«
    Spiegel saß über einem Kreuzworträtsel. Seine Brille schaukelte auf der Nasenspitze. Er wollte mit Dave nicht reden, bevor er nicht ein Wort mit zehn Buchstaben für eine Eidechsenart gefunden hatte. Als Dave ihm den ›Salamander‹ lieferte, dehnte er seine Hosenträger, ließ sie schnellen und erlaubte dann Dave zu erzählen, was los sei.
    »Eine neue Kampagne?« sagte er erstaunt. »Ja, warum denn, zum Donnerwetter?«
    »Eines Tages werde ich Ihnen die Zusammenhänge erklären. Die Hauptsache ist – Hagerty kann den kleinen Donald nicht mehr leiden.«
    »Dann suchen wir uns doch ein neues Kind!«
    »Das ist eine gute Lösung. Aber dieses Burke-Baby ist noch nicht einmal sechs Monate alt. Es gibt keinen Vorwand, um jetzt schon umzusatteln. He – einen Augenblick!« Dave schnippte mit den Fingern. »Wie denn, wenn wir wirklich diese Serie abbrechen und eine neue beginnen – aber mit einer klaren Begründung?«
    »Mit was für einer Begründung?«
    »Machen wir doch aus dem Burke-Baby einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher