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Das graue distinguierte Leichentuch: Roman

Titel: Das graue distinguierte Leichentuch: Roman
Autoren: Henry Slesar
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er deinen Namen notiert. Und deshalb das B! Er hat sich nur daran erinnern wollen, daß er dir ein Geschenk schickt.«
    »Ja, um Gottes Willen, was hast du dir denn eingebildet? Daß ich hingefahren bin und ihn umgebracht habe?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich mir gedacht habe«, erwiderte Dave benebelt. »Ich wußte, daß es sich nicht um einen Unglücksfall handelte, sondern um die Absicht, Bob und gleichzeitig auch das Fotoarchiv zu beseitigen. Aber ich konnte ja nicht beweisen, daß man ihn bewußtlos geschlagen und dann den Brand angelegt hatte. Seine Leiche war so übel zugerichtet, daß sich keine Anhaltspunkte ergaben.«
    Janey schauderte. »So ein Ungeheuer!«
    »Aber Bob Bernstein sollte nicht das letzte Opfer sein. Sobald Willie Shenk sich bereit fand, den gefälschten Erpresserbrief zu schreiben, kam auch er auf die Mordliste.«
    »Warum aber ist Willie Shenk ins Büro gegangen? Warum hat er denn nicht im Hotel gewartet?«
    »Weil er im Hotel angerufen und anderswohin bestellt wurde.«
    »Aber wenn Willie Shenk dir und Max Theringer helfen wollte – warum hat er euch nicht von diesem Anruf verständigt?«
    Dave schnitt eine Grimasse. »Weil Willie sich etwas anderes vorstellte. In seinem Kopf tanzten lauter süße Feen, jede mit einem kleinen Dollarzeichen an der Stirn. Er hatte nur zugestimmt, um die Hunderttausend in die Hände zu bekommen. Von Anfang an war er entschlossen gewesen, uns hereinzulegen. Der Anruf im Hotel kam ihm gerade recht. Er schlich sich durch den Hintereingang davon und kam ins Büro, angeblich, um dort deinen Onkel Homer zu treffen und die Beute entgegenzunehmen.«
    »Aber hat denn der Nachtportier sie nicht ins Haus kommen sehen?«
    »Er hat nur Willie Shenk gesehen. Willie hat Homer Hagertys Namen in das Buch eingetragen und ist hinaufgefahren. Dort wartete sein Mörder bereits auf ihn – seit vier Uhr nachmittags hielt er sich auf der Toilette versteckt, war den Putzfrauen ausgewichen und hatte sich gerade nur hervorgewagt, um Willie Shenk anzurufen und dessen letztes Rendez-vous zu vereinbaren. Nachher hätte der Mörder dann nur die Nacht im Büro zubringen und frühmorgens weggehen müssen, bevor die Angestellten erschienen und den toten Shenk entdeckten. Bist du dir über die Konsequenzen im klaren? Wenn man Willie Shenk auf Onkel Homers Teppich angetroffen hätte, wären wir wirklich von dessen Schuld überzeugt gewesen. Und der wirkliche Mörder wäre entwischt.«
    »Onkel Homer aber hat sich nicht blicken lassen.«
    »Nein, weil er nicht das erforderliche Geld hatte, um Willie Shenk abzufinden. Das stellte er fest, als er mit Wilton Sheplow zur Bank kam. Dort erfuhr er, daß er seinen Anteil an der Firma nicht abheben könne, ohne das Geschäft zu schließen. Deshalb rief er seine neue Teilhaberin Grace Tait zu sich ins Büro und schilderte ihr seine Zwangslage. Sie weigerte sich, ihm zu helfen. Statt also die Verabredung im Hotel einzuhalten, ging Onkel Homer nach Hause, um sich still und leise zu besaufen.«
    Janey nagte nachdenklich an der Unterlippe. »Geld«, sagte sie. »Das Geld verleitet die Menschen zu furchtbaren Dingen.«
    »Mag sein«, brummte Dave. »Aber die Leute, die das Geld verdienen, die dafür arbeiten, sich plagen, ihren Stolz hinunterschlucken – das sind nicht die, die aus Geldgier zu Mördern werden. Die vom Geld leben, nehmen es besonders ernst. Darin liegt der Unterschied. Dein Onkel Homer liebt das Geld – das hat er mir selber offen gestanden. Aber für ihn ist es ein Maßstab, der ihm sagen soll, wieviel er selber wert ist. Selbst wenn wir den Burke-Auftrag verloren hätten, hätte er den Kragen gelockert, die Ärmel seines eleganten Hemdes hochgekrempelt und neues Geld verdient. Das gleiche gilt für Kermit Burke. Aber wenn du dir alle Beteiligten ansiehst, wirst du merken, wer ein anderes Verhältnis zum Geld hatte, wer es leidenschaftlich liebte, aber nie selber auch nur einen einzigen Cent verdient hatte.«
    »Noch etwas kommt dazu«, sagte Janey. »Simple Eifersucht.«
    »Richtig. Zwei Gründe, um Annie Gander zu beseitigen. Nicht nur, um das so überaus wichtige Geld zu verteidigen, sondern auch, um eine Rivalin loszuwerden. Diese beiden Zwecke wollte Grace Tait erreichen, als sie die Waffe abfeuerte.«
    Janey berührte mit der Hand leicht Daves bandagierten Arm.
    »Und wenn man sich überlegt, daß auch du um ein Haar hättest daran glauben müssen.!«
    »Ja, ich habe Glück gehabt. Mehr Glück als Annie Gander, als Bob Bernstein,
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