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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman
Autoren: Richard Laymon
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Jura studieren.«
    »Ich möchte die Menschen lieber heilen als abzocken.«
    Mit einem Lachen lenkte Dad den Wagen auf den Parkplatz des Gemeindezentrums. Obwohl es noch früh war, waren die meisten der Parkbuchten in der Nähe der offenen Türen der Halle bereits besetzt. Eltern und Kinder luden Klapptische und Exponate aus Pkws, Lieferwagen und Pick-up-Trucks. Dad fuhr so nah an den Eingang wie möglich, was immer noch ein ziemliches Stück entfernt war, und parkte.
    Sie stiegen aus und gingen zum Kofferraum. Als Dad ihn öffnete, schwappte ihnen der beißende Geruch von Formaldehyd entgegen. Vicki beugte sich hinein und nahm die Sezierschale heraus. Die sterilen Latexhandschuhe und das Präparierbesteck, das sie für das Sezieren der Ratte brauchte, lagen in der Wanne. Sie reichte sie ihrem Vater und hob vorsichtig das Einmachglas mit der Ratte heraus, die sie während der Ausstellung sezieren würde. Sie klemmte das Glas unter ihren Arm und nahm den Schaukasten aus Holz aus dem Kofferraum, in dem sie die Teile einer bereits »zerlegten« Ratte sorgfältig fixiert und etikettiert hatte.
    »Hi, Vicki.«
    Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte sie nicht zuordnen. Sie drehte sich um.
    »Melvin.«
    Er hielt seinen großen, runden Kopf zur Seite geneigt, und er blinzelte und grinste, während er die Hände aneinanderrieb. »Brauchst du Hilfe?«, fragte er.
    »Guter Mann«, sagte Dad. »Sie haben dir einen Tag frei gegeben, wie?«
    »Ja.«
    »Glaubst du, sie kommen ohne dich zurecht?«
    Er rollte den Kopf hin und her.
    »Schätze, dein Vater muss das Benzin heute selber pumpen, wie?«
    »Und die Windschutzscheiben putzen«, fügte Melvin hinzu.
    Dad zog den Klapptisch aus dem Kofferraum und reichte ihn Melvin.
    »Musst du nicht dein eigenes Projekt aufbauen?«, fragte Vicki.
    »Hab ich schon.«
    Dad schloss den Kofferraum, und die drei bewegten sich über den Parkplatz Richtung Halle. Melvin ging, den Tisch auf seinem Kopf balancierend, voran.
    Er hatte nach dem Zwischenfall mit Randy Montclair am Montag kein Wort mit Vicki gesprochen. Obwohl sie nicht unbedingt erpicht auf ein Gespräch mit ihm war, hätte sie von ihm zumindest ein Wort des Dankes erwartet. Letztlich war sie zu dem Schluss gelangt, dass er wahrscheinlich gar nicht mitbekommen hatte, was sie getan hatte. Das erschien ihr jetzt nicht mehr so wahrscheinlich. Ihr zu helfen, ihr Projekt in die Halle zu tragen, war offenbar seine Art, seine Dankbarkeit zu zeigen.
    Als er die Tür erreichte, ließ er den Tisch von seinem Kopf rutschen, hielt ihn mit beiden Händen vor der Brust und schob sich seitlich durch die Tür.
    Vicki und ihr Vater folgten ihm. Das Areal, das für die Abschlussklasse der High School reserviert war, befand sich auf der anderen Seite der Halle. Sie entdeckte Ace, die damit beschäftigt war, den Inhalt eines Kartons auf einen Tisch zu räumen. Ohne Zögern steuerte Melvin auf das großgewachsene Mädchen zu. Er ließ den Kartentisch auf die leere Fläche neben Aces Exponaten sinken. Als sie etwas zu ihm sagte, deutete er mit dem Daumen über seine Schulter. Ace erblickte die näherkommende Vicki und nickte.
    Melvin klappte die Beine des Tischs aus und stellte ihn auf.
    »Vielen Dank für deine Hilfe«, sagte Vicki.
    Ein Winkel seines Munds kroch nach oben. Er nickte, wurde rot und wandte sich ab. Mit ein paar watschelnden Schritten überquerte er die freie Fläche, die als Durchgang zwischen den beiden Reihen der ausgestellten Projekte diente. Er zog ein zerfleddertes Taschenbuch aus der Gesäßtasche seiner ausgebeulten Shorts, dann setzte er sich, das Gesicht den Mädchen zugewandt, auf einen Stuhl und begann zu lesen. Das Buch war Frankenstein .
    »Soll ich dir beim Aufbauen helfen?«, fragte Dad.
    »Nein, das mach ich schon. Danke.«
    »Okay. Wir kommen später wieder. Viel Spaß.«
    Er sagte Ace auf Wiedersehen und ging dann.
    Vicki stellte die eingelegte Ratte auf den Tisch.
    »Wie ich sehe, hast du an das Mittagessen gedacht«, bemerkte Ace.
    »Und du an das Brot, den Käse und die Getränke. Das wird ein Festschmaus.«
    Aces Brot und Käse, säuberlich auf ihrem Tisch aufgereiht, waren von Schimmel überzogen. Sie hatte auch Einmachgläser mit Kaffee, Rotwein und Apfelsaft dabei, die alle aussahen, als hätte jemand eine Handvoll Staubsaugerbeutelinhalt hineingeworfen. Auf zwei handgeschriebenen Plakaten, die mit Tesafilm aneinandergeklebt waren, fanden sich die nützlichen Eigenschaften von Schimmel aufgelistet.
    »Du
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