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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman
Autoren: Richard Laymon
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stand bereits neben dem reglos auf der Brüstung liegenden Mädchen. »Hey, glaubst du, sie ist so weit rausgeschleudert worden?«
    »Ganz sicher nicht.« Er gab ihr einen Klaps auf den nackten Hintern. Die Pobacken bebten ganz leicht, doch sie zuckte nicht und schrie auch nicht auf. Er beugte sich über sie. »Hey, Wes«, sagte er. »Ich glaube, ich weiß, was sie verloren hat.«
    Wes gefiel der hohe, merkwürdig schrille Ton in Mannys Stimme überhaupt nicht. »Was denn?«
    »Ihren Kopf.«
    »Lass die Witze.«
    »Schau doch selbst nach.«
    Wes schob sich seitlich an Manny vorbei und beugte sich vor.
    Ihre linke Schulter lag auf der Mauer. Die rechte ragte über den Rand der Brüstung hinaus. Ihr Arm hing schlaff herab und schien auf den Fluss zu deuten.
    Wes wusste , dass ihr Kopf direkt zwischen den Schultern sein hätte sollen , doch er konnte ihn tatsächlich nicht entdecken.
    »Nein«, sagte er. »Er muss doch da sein.« Diese Seite der Mauer wurde nicht vom Lichtschein des Feuers erhellt. Deshalb konnte er Darlenes Kopf nicht sehen.
    »Die Schlampe wurde glatt enthauptet.« Um zu beweisen, dass er Recht hatte, zog Manny an einem der nackten Beine der Toten.
    Wes stieß einen erschreckten Schrei aus und machte einen Satz rückwärts, als der Körper sich auf ihn zubewegte, von der Brüstung rollte und vor seinen Füßen auf den Gehsteig fiel.
    »Siehst du?«, sagte Manny und machte einen Schritt zur Seite, damit sein Schatten sie nicht mehr verdeckte.
    Wes sah es jetzt auch. Er sah den Stumpf ihres Halses zwischen den Schultern.
    »Das ist tatsächlich Darlene«, brummte Manny. »Sonst hat keine solche Titten.«
    »Ich finde, wir sollten sie nicht so angaffen«, sagte Wes. »Schließlich ist sie tot.«
    »Ja, sieht ganz so aus.« Manny ging in die Hocke, um alles besser in Augenschein nehmen zu können.
    Wes war wütend auf Manny und angewidert von sich selbst. Er wusste, es war nicht richtig, sie anzustarren, doch er konnte nicht damit aufhören.
    »Hast du schon mal eine gesehen?«, fragte Manny.
    »Nur Steve.«
    »Keine Leiche, Mann. Ich rede von einer nackten Frau.«
    »Klar«, log er.
    Manny strich mit der Hand über ihren Schenkel.
    »Hey, lass das!«
    »Greif zu, Mann. Anders kommt ein Loser wie du an so eine Klassefrau nicht ran.«
    »Nimm die Finger von ihr, verdammt.«
    »Es könnte ruhig ein bisschen heller sein.« Manny fing an, ihr Bein zur Seite zu ziehen.
    Wes versetzte ihm einen Tritt gegen die Schulter, und er fiel vornüber.
    »Hey!«
    »Fummel nicht an ihr rum. Lass sie in Ruhe!«
    »Arschloch!« Manny sprang auf und wirbelte zu Wes herum. Er ballte die Fäuste.
    Wes registrierte, dass er noch immer die Bierflasche in der Hand hielt. »Bleib, wo du bist!«, zischte er warnend. »Ich schlag zu. Ich schwör dir, ich schlag dir den Schädel ein.«
    Er hob die Flasche wie einen Knüppel über den Kopf, und kaltes Bier floss seinen Arm hinab.
    »Glaubst du, du kannst es mit mir aufnehmen? Ich schieb dir die Flasche in deinen jungfräulichen Arsch.«
    »Ich will mich nicht mit dir prügeln«, sagte Wes.
    »Das ist auch besser für dich. Lass es lieber.«
    Wes warf die Flasche weg. Sie flog über die niedrige Mauer, auf der Darlene gelegen hatte. Ein paar Sekunden später landete sie mit einem leisen Klatschen im Fluss.
    »Okay?«, fragte er. »Okay?«
    »Okay.« Mit einem Grinsen schlug Manny Wes auf die Schulter. Dann rammte er ihm sein Knie in den Bauch. Wes klappte zusammen. »Jetzt sind wir quitt«, sagte Manny, nahm Wes’ Arm und half ihm hoch. »Ich weiß nicht, warum du immer das Arschloch markieren musst. Los, wir checken sie aus. So ’ne Gelegenheit bekommt man nicht alle Tage.«
    Wes krümmte sich vornüber und hielt sich den Bauch, während er nach Luft schnappte und den Kopf schüttelte.
    »Wie du meinst, aber leg dich nicht mit mir an.«
    Manny drehte sich um und beugte sich über die Leiche. Und fuhr kerzengerade hoch, als in der Ferne Scheinwerfer auftauchten.
    Sie rannten. Weg von der toten Darlene und durch die Hitze des brennenden Wagens in die kühlere Nachtluft dahinter. Dann stiegen sie in Mannys Wagen.
    Manny ließ den Motor an, warf Wes einen Blick zu und grinste. »Pech gehabt«, sagte er. »Hätte ein echter Kick werden können.« Dann wendete er den Wagen in einer engen Kurve, und sie bretterten in Richtung Stadt.

Kapitel Zwei
    Als am Montagmorgen ihr Wecker plärrte, drückte Vicki die Schlummertaste, um sich zehn weitere Minuten zu gönnen. Sie streckte sich, rollte
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