Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
mehr lange. Er sitzt gerade im Konklave mit dem Familienanwalt der Jurmains. Ihr werdet ihn lieben. «
    »Ach so?«
    »Perry Schechter ist eine Legende hier in Chicago. Ich habe mal ein Interview mit ihm gehört. Bezeichnete seinen Stil als konfrontativ. Meinte, barsch zu sein bringt die Leute aus dem Konzept, verleitet sie dazu, Fehler preiszugeben.«
    » Charakterfehler oder Fehler in ihrer Aussage?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass dieser Kerl ein Pitbull ist.« Ich schaute Ryan an. Er zuckte die Achseln. Wie auch immer.
    »Bevor sie kommen«, sagte ich. »Warum sind wir hier?« Wieder dieses freudlose Lachen. »Schon mal einen Muh-Mus-Riegel oder ein Gack-Gack-Teilchen gesehen?«
    Als Harry und ich noch klein waren, hatte Mom uns immer kleine Gebäckteilchen in unsere Lunchpakete gesteckt. Ich wusste zwar nicht, was für eine Bedeutung das haben sollte, aber ich nickte, weil ich die Namen kannte.
    Ryan schaute verständnislos drein.
    »Denk an Vancholl«, übersetzte ich ins Québecois. »Jas. Louis. May West. Doigts de Dame.«
    »Süßes Gebäck«, sagte er.
    »Dreizehn Sorten«, sagte Corcoran. »Seit zwei Generationen gebacken und verkauft von Smiling J. Foods.«
    »Gibt's die eigentlich immer noch?« Ich hatte diese kleinen Köstlichkeiten seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Corcoran nickte. »Unter neuem Namen.«
    »Ein ziemlicher Schlag ins Gesicht der Freunde des ländlichen Lebens.«
    Nun schaffte Corcoran fast ein echtes Grinsen. »Das J. in Smiling J. stand für Jurmain. Die Familie verkaufte zweiundsiebzig an einen Konzern. Für einundzwanzig Millionen Dollar. Nicht dass sie die Kohle gebraucht hätten. Sie schwammen schon damals im Geld.«
    Allmählich verstand ich, worauf er hinauswollte. Ryan ebenfalls.
    »Familienvermögen ist gleich politischer Einfluss«, sagte ich. »Kann man so sagen.«
    »Deshalb die Samthandschuhe.«
    »Genau.«
    »Ich versteh das nicht. Der Fall wurde vor über neun Monaten abgeschlossen. Die Familie Jurmain hat einen vollständigen Bericht erhalten, aber nie darauf reagiert. Obwohl der Coroner ihnen Briefe per Einschreiben schickte, hat bis jetzt noch keiner Interesse an einer Rückholung der Überreste gezeigt.«
    »Ich werde mich bemühen, eine lange, aber keineswegs originelle Geschichte möglichst kurz zusammenzufassen.«
    Corcoran schaute zur Decke, als wollte er seine Gedanken ordnen. Dann begann er: »Die Jurmains sind eine alteingesessene Chicagoer Familie. Kein uraltes, aber doch ziemlich altes Geld. Residenz in East Winnetka. Indian Hills Country Club. Per Du mit Gouverneuren, Senatoren, Kongressabgeordneten. Für die Kinder zuerst North Share Country Day School, dann irgendeine IvyLeague-Uni. Alles klar?«
    Ryan und ich signalisierten Klarheit.
    »Roses Vater ist der gegenwärtige Patriarch der Familie, ein elender, alter Mistkerl namens Edward Allen. Nicht Ed. Nicht Al. Nicht E. A. Edward Allen. Rose war das schwarze Schaf, weil sie sich Zeit ihres Lebens weigerte, einen Kurs einzuschlagen, den Edward Allen als angemessen erachtete. Achtundsechzig machte sie keine Schlagzeilen durch ihren Auftritt auf dem Debütantinnenball, sondern schaffte es gleich in die 'Tribune, weil sie auf dem nationalen Parteikongress der Demokraten einen Polizisten angriff. Anstatt sich an der Smith oder der Vasar einzuschreiben, ging sie nach Hollywood, weil sie ein Star werden wollte. Anstatt zu heiraten, entschied sie sich für den lesbischen Lebensstil.
    Als Rose dreißig wurde, hatte Edward Allen die Nase voll. Er strich sie aus seinem Testament und verbat der Familie jeden Kontakt mit ihr.«
    »Bis sie zur Einsicht kommen würde«, vermutete ich. »Genau. Aber das war nicht Roses Stil. Sie streckte Daddy die Zunge raus und beschloss, lieber von einem kleinen Treuhandfonds zu leben, den Grandpa ihr vermacht hatte. Geld, an das Edward Allen nicht herankam.«
    »Ein wirklich freier Geist.«
    »Ja. Aber es ist nicht nur alles eitel Sonnenschein. Laut ihrer Partnerin Janice Spitz war Rose zum Zeitpunkt ihres Verschwindens depressiv und litt an chronischer Schlaflosigkeit. Außerdem trank sie sehr viel.«
    »Das passt zu dem, was wir herausgefunden haben«, sagte Ryan.
    »Hielt Spitz sie für selbstmordgefährdet?«, fragte ich. »Falls ja, sagte sie das nicht.«
    »Was soll dann das Ganze?«, fragte ich. »Warum dieses plötzliche Interesse?«
    »Vor zwei Wochen erhielt Edward Allen zu Hause einen anonymen Anruf.«
    Corcoran wurde schon immer leicht rot, vor allem, wenn er verlegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher