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Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Das Grab ist erst der Anfang: 12. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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ganz neue Ebene. Ich wusste, wie er reagierte. Bald würde er auf und ab marschieren.
    Ryan und ich saßen in einem Besprechungszimmer im Büro des Cook County Medical Examiners in der West Side von Chicago. Wir waren auf Bitten von Christopher Corcoran, einem Pathologen am CCME, von Montreal hierher geflogen.
    Vor mehr als drei Jahren war eine neunundfünfzigjährige Frau namens Rose Jurmain von Chicago nach Quebec geflogen, um dort das herbstliche Laub zu genießen. Am vierten Tag ihres Besuchs hatte sie ihren Landgasthof für einen Spaziergang verlassen und war nie zurückgekehrt. Ihre persönliche Habe blieb in ihrem Zimmer. Niemand sah oder hörte je wieder etwas von ihr.
    Dreißig Monate später wurden in einem Waldgebiet etwa eine halbe Meile nördlich des Gasthofs menschliche Überreste gefunden. Die Verwesung war weit fortgeschritten, es gab ausgedehnte Schädigungen durch Tierfraß. Ich hatte die Identifikation übernommen. Ryan hatte die Ermittlungen geleitet. Jetzt brachten er und ich Rose nach Hause.
    Warum dieser persönliche Service? Für mich war es die Freundschaft mit Corcoran und eine Ausrede, um meine alte Heimatstadt wieder einmal besuchen zu können. Für Ryan? Ein kostenloser Ausflug in die Windy City.
    Für Corcoran und seinen Chef? Das würde eine meiner ersten Fragen sein. Natürlich hätte ein Angestellter des CCME nach Montreal kommen können, um die Überreste abzuholen. Oder ein Transportdienst. Bis jetzt hatte die Familie noch kein Interesse an dem gezeigt, was von Rose Jurmain übrig geblieben war.
    Und warum diese Bitte um unsere Anwesenheit in Chicago neun Monate nach Abschluss des Falls? Das Bureau du coroner hatte Roses Tod zum Unfall erklärt. Warum jetzt dieses besondere Interesse?
    Trotz meiner Neugier hatte es bis jetzt noch keine Zeit für Fragen gegeben. Als Ryan und ich ankamen, fanden wir die Harrison Street voller Übertragungswagen und das Institut unter Belagerung.
    Corcoran hatte uns nur schnell in dieses Besprechungszimmer geführt und dabei eine äußerst knappe Erklärung geliefert. Am Tag zuvor hatte ein Bestattungsinstitut versucht, eine Leiche zur Verbrennung abzuholen. Unerklärlicherweise war diese Leiche nirgendwo zu finden gewesen.
    Das ganze Institut war mit Krisenmanagement beschäftigt.
    Der Chef redete sich vor der Presse den Mund fusselig. Eine hektische Suche war im Gange. Ryan und ich standen uns die Beine in den Bauch.
    »Schätze, die Familie ist stinksauer«, sagte Ryan.
    »0 ja. Und die Presse liebt es. Verlorene Leichen. Schockierte Hinterbliebene. Peinlich berührte Politiker. Aus dem Stoff werden Pulitzer-Preisträger gemacht.«
    Ich bin ein Nachrichten-Junky. Zu Hause lese oder zumindest überfliege ich die Tageszeitung von hinten bis vorne. Auf Reisen schalte ich CNN oder einen Lokalsender ein. Kurz zuvor in meinem Hotelzimmer hatte ich zwischen WFLD und WGN hin- und hergezappt. Ich wusste also von der Geschichte, hatte allerdings das daraus resultierende Chaos nicht erwartet. Oder die Wirkung auf uns.
    Tatsächlich stand Ryan nun auf und marschierte hin und her.
    Ich schaute auf meinen Kumpel Enterprise. Detective Dauerstress hielt sich genau an seinen Zeitplan.
    Nach dreißig Metern Fußmarsch setzte Ryan sich wieder auf seinen Stuhl.
    »Wer war Cook?«
    Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. »Cook County?«
    »Weiß nicht«, sagte ich.
    »Wie groß ist es?«
    »Das County?«
    »Nein, das Hinterteil meiner Tante Dora.«
    »Du hast eine Tante Dora?«
    »Drei.«
    Ich merkte mir dieses familiäre Detail, um später darauf zurückkommen zu können.
    »Cook ist das zweitbevölkerungsreichste County in den Vereinigten Staaten und die neunzehntgrößte Regionalverwaltung der Nation.« Ich hatte das irgendwo gelesen.
    »Was ist das größte?«
    »Sehe ich aus wie ein Almanach?«
    »Atlas.«
    »Einige Almanache enthalten statistische Daten.« Abwehr.
    Nach dem Flug war ich nicht mehr in der Stimmung für Wortgefechte.
    Ryan ist normalerweise ein fröhlicher Mensch, aber Reisen verdirbt ihm die Laune, und das sogar, wenn die Luftfahrtgötter lächeln. Gestern waren sie verdammt mürrisch gewesen.
    Unser Flug von Pierre Elliot Trudeau International nach O'Hare hatte anstatt zwei sechs Stunden gedauert. Zuerst gab es eine Verzögerung wegen schlechten Wetters. Dann ein mechanisches Problem. Dann wurde die Crew verhaftet, weil sie nackt auf der Rollbahn getanzt hatte. Oder etwas in der Richtung. Verärgert und frustriert wie Ryan daraufhin war, hatte er
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