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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon
Autoren: Daniel G Keohane
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Zügen, und er fügte hinzu: »Allerdings hält er am Sonntag seinen ersten Gottesdienst. Bev hat mir regelrecht Prügel angedroht, wenn ich versuchen sollte, mich davor zu drücken.« Lächelnd zuckte er mit den Schultern.
    Quinn erwiderte das Lächeln. »Arthur, das ist wunderbar«, meinte er in gemessenem Tonfall. »Selbstverständlich müssen Sie hingehen. Außerdem brauchen Sie danach keine weiteren Gottesdienste mehr zu besuchen. Das möchten Sie nicht, niemals wieder.« Den letzten Satz sprach er ohne Senken der Stimme aus, um ihn wie einen Speer gewaltsam in Dinnecks Verstand zu bohren.
    Die Klarheit in Arts Zügen verschwand. »Nein, das stimmt. Das möchte ich nicht.«
    Peter zwang sich zu einem beiläufigen Tonfall, aus dem er jede Spur der Macht seiner Stimme verbannte. Er legte Art die Hand auf die Schulter.
    »Bitte richten Sie ihm meine besten Wünsche aus. Er heißt Nathan?«
    Art nickte.
    »Immerhin«, fuhr Peter fort, »ist er Ihr Erstgeborener. Das macht ihn zu etwas Besonderem.«
    Nach einem etwas besorgten Blick zuckte Art mit den Schultern und erwiderte: »Da haben Sie wohl Recht.«
    Quinn ließ die Hand noch einen Augenblick auf Arts Schulter verharren. »Mischen Sie sich wieder unters Volk und trinken Sie ein Bier. Entspannen Sie sich und haben Sie ein wenig Spaß.«
    Die Blässe, die sich während der Unterhaltung in Arts Züge geschlichen hatte, verflüchtigte sich, und er entschuldigte sich. Peter sah ihm nach und wusste, dass der Mann sich nur an Bruchstücke ihres Gesprächs erinnern würde – nur an das, was in normalem Tonfall gesprochen worden war. Dennoch war es ein haariges Unterfangen gewesen. Die Liebe von Eltern zu ihren Kindern glich einem gefährlichen Anhängsel. Die Heimkehr von Art Dinnecks Sohn war von Bedeutung. Es schien ratsam, die Familie des Mannes und deren kleine Kirche aufmerksam im Auge zu behalten.

Kapitel Fünf
    Es gab nur Pulverkaffee. Hayden entschuldigte sich dafür, aber er war Teetrinker und hatte nie eine Kaffeemaschine gebraucht. »Und ganz gleich, wer du bist, glaub bloß nicht, dass ich für eine Tasse eines dieser Ungetüme heraufschleppe, mit dem sie unten nach dem Gottesdienst Kaffee ausschenken.«
    Sie saßen im kleinen, aber gemütlichen Wohnzimmer des Pastors, das Fotos von Ralph und Jean Hayden zierten, die Höhepunkte ihres gemeinsamen Lebens. Die Haydens hatten nie Kinder gehabt. Nathan wusste nicht, ob dies bewusst so gewesen war. Als er die zahlreichen Tribute an Haydens Frau im Raum sah, verspürte er einen Anflug von Kummer darüber, dass der alte Mann nun außer den Mitgliedern der Kirche keine Familie mehr hatte. Allerdings schien er damit durchaus zufrieden zu sein.
    Im Verlauf des Tages waren sie flüchtig die Bücher im Büro durchgegangen, außerdem seinen neuen Dienstplan und ein paar Hintergrundinformationen über aktuelle Patienten, die es ihn Krankenhäusern und Altersheimen zu besuchen galt. Hayden wollte so viele Details wie möglich abklären, bevor sich die Neuigkeit über Nathans Ankunft verbreitete. Nach diesem ersten Tag würden sie wesentlich weniger ungestörte Zeit zur Verfügung haben.
    Nach einem in der Mikrowelle erhitzten Abendessen aus Hackbraten, Brokkoli und Kartoffeln – zwei ältere Gemeindemitglieder brachten jede Woche vorgekochte Mahlzeiten vorbei –, hatten sie sich nach oben begeben. Hayden fielen mittlerweile ständig die Augen zu. Es war beinahe neun Uhr dreißig abends. Offensichtlich ging er in der Regel früh zu Bett.
    Dennoch nippte er weiter an seinem Tee und sagte: »Die letzten Jahre war es wirklich ein Segen, dass ich eine so fürsorgliche Gemeinde habe, vor allem seit Jeans Tod. Nach so langer Zeit mit demselben Hirten wird es den Leuten nicht leicht fallen, sich an einen neuen Pastor zu gewöhnen. So etwas rüttelt eine Gemeinde immer durch. Aber da du jemand bist, den viele hier kennen, dürfte der Übergang ein wenig leichter werden. Versuch nur, nicht daran zu denken, dass dich einige deiner neuen Schäfchen noch in Windeln gesehen haben.«
    Nathan lächelte, trank einen Schluck Kaffee und hoffte, niemand würde sich ihn so vorstellen, während er seine Predigt hielt.
    »Ich muss sagen«, fuhr Hayden fort, »ich war immer stolz auf deine Entscheidung. Die Jugend von heute geht so völlig in der Welt auf, selbst wenn ihr Glaube stark ist. Dass sich jemand dafür entscheidet, Gott zu dienen, so wie du, ist sehr selten geworden.«
    Nathan musste ihm Recht geben. Seine eigene Berufung war sein
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