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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules
Autoren: Andy McDermott
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Leiter hinunter.
    So geschmeidig wie eine Schlange schnellte die Hand des Eindringlings vor und packte den Waffenarm des Mannes. Ehe der reagieren konnte, wuchtete ihn der Hüne nahezu anstrengungslos über den Rand der Plattform und schleuderte ihn gut dreißig Meter tief ins schäumende Meer.
    Darauf schob der Fremde seine Infrarotbrille in die Stirn, blickte die Laufplanke entlang und entdeckte sein nächstes Ziel in nur wenigen Metern Entfernung: ein Schaltkasten an der Wand. Er eilte hinüber.
    Der Kabelsalat schien unentwirrbar, doch der Mann wusste genau, wo er nach dem Hauptkabel der Überwachungskameras zu suchen hatte. Mit geübtem Griff zog er einen Leitungsstrang hervor und durchtrennte die Kabel mit einem Kampfmesser. Funken sprühten, doch der Messergriff war gut isoliert. Er steckte die Waffe wieder in die Scheide und drückte eine Taste auf dem Funkgerät, das an seinem Gürtel befestigt war.
    Los.
    Im Moonpool tauchte ein Männerkopf aus dem tosenden Wasser. Er drehte sich um die eigene Achse und musterte durch die Tauchmaske hindurch mit funkelnden Augen die Umgebung. Zwei Besatzungsmitglieder hielten sich im Dock auf und sicherten mit dem Rücken zum Moonpool die Ausrüstung.
    Er ließ sich ins Wasser sinken und löste eine eigenartige Waffe vom Gürtel. Dann tauchte er wieder auf und zielte. Wasser tropfte aus den Ablaufschlitzen am Lauf seiner Waffe. Neben ihm tauchte ein zweiter Mann auf, ebenfalls bewaffnet. Sie luden die Pfeile ihrer Druckgaswaffen, die mit komprimiertem Stickstoff arbeiteten, und drückten gleichzeitig ab. Eigentlich wurden mit solchen Waffen Betäubungsmittel verschossen. Diese Pfeile waren jedoch tödlich.
    Die zwei Explosionen folgten so dicht aufeinander, dass es sich fast wie ein einziger Knall anhörte, der von den Betonwänden widerhallte. Die beiden Besatzungsmitglieder wurden im Rücken getroffen. Sie keuchten auf, fassten sich an den Rücken … dann brachen sie jedoch zusammen und rührten sich nicht mehr.
    Die beiden Taucher im Pool schwammen zur Leiter. Weitere Männer tauchten auf und folgten ihnen rasch an Deck, sieben Männer insgesamt. Sie legten die Tauchausrüstung ab und gingen zum Aufzug.
    Die beiden Besatzungsmitglieder lagen hilflos am Boden. Sie konnten nur noch die vor Schmerzen und Angst hervorquellenden Augen bewegen, die Giftpfeile hatten ihre willkürlichen Muskeln gelähmt. Und die Lähmung der unwillkürlichen Muskeln würde auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Einer der Taucher bückte sich, zog die Pfeile heraus und warf sie ins Wasser. Er warf einen kurzen Blick auf den unter dem Waffenlauf festgeklemmten Zylinder mit dem Gegenmittel und nickte, woraufhin seine Begleiter die gelähmten Opfer zum Pool schleppten und sie ins Wasser plumpsen ließen.
    Ohne sich nach den Ertrinkenden umzusehen, traten die Eindringlinge in den Aufzugkäfig und schlossen die Tür. Das tote Auge einer Überwachungskamera schaute auf sie herab, als der Aufzug sich scheppernd in Bewegung setzte.
    Der schwarz gekleidete Hüne hob vorsichtig den Kopf über den Rand des regengepeitschten Oberdecks. Auf der Metallfläche wölbte sich die Radarkuppel. Sie war von innen beleuchtet und sah aus wie eine riesige Laterne inmitten der Regenschleier. Alles andere an Deck war in dem tobenden Sturm nur schemenhaft zu erkennen.
    Er setzte die Brille wieder auf. Unvermittelt wurde die Umgebung in kräftige Farben getaucht. Am Heck, hinter der Kuppel, war ein wirbelnder roter Nebel erkennbar – die Abgase des Kraftwerks und die Abluft der containergroßen Klimageräte, welche die Elektronik der großen Radaranlage kühlten.
    Und noch weitere Umrisse zeichneten sich ab. Zwei Marines wurden von der Infrarotbrille als ferne, amorphe Kleckse abgebildet, die sich durch den windgepeitschten Regen einander näherten. Sie folgten einem festgeschriebenen Rundgang, würden sich gegenseitig Meldung erstatten und ihre Patrouille dann fortsetzen.
    Sie würden nicht mehr weit kommen.
    Der Eindringling legte eine Waffe an. Diesmal verwendete er keine Pfeilpistole, sondern ein Gewehr mit Zielfernrohr.
    Er schob die Infrarotbrille hoch und blickte mit dem rechten Auge durchs Zielfernrohr. Ohne die thermographische Verstärkung waren die Marines nurmehr als graue Schemen zu erkennen, deren flatternde Regencapes von einer funzeligen Lampe gelb beleuchtet wurden. Er nahm sein erstes Ziel, den näheren der beiden Männer, ins Visier und wartete darauf, dass sie einander begegneten und stehen
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