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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules
Autoren: Andy McDermott
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»Verteilt die Leichen im Kommandobereich – es soll so aussehen, als wären sie auf Posten gewesen, als die Plattform überfallen wurde. Ich gehe jetzt auf die Brücke und flute den Steuerbordponton – wenn die Pumpe anspringt, haben wir fünf Minuten Zeit, ins Tauchboot zu gehen.« Seine Männer bestätigten den Befehl, eilten nach draußen und schleppten die gelähmten Seeleute mit.
    Komosa schloss den Reißverschluss seines Tauchanzugs bis zum Hals und folgte seinen Leuten, wobei er über die am Boden liegenden hilflosen Zivilisten einfach hinwegstieg. Er sah sich nicht um.
    Raynes starrte auf den Monitor und wartete auf den Tod. Die Namen der beiden Personaldateien, die Komosa kopiert hatte, wurden noch angezeigt. Er kannte beide Personen.
    CHASE, EDWARD J.
    WILDE, NINA P.

1
New York City: drei Monate später
    D ie Lichter von Manhattan funkelten am Nachthimmel wie präzise angeordnete Sterne. Eddie Chase betrachtete das spektakuläre Panorama seufzend. Er wäre jetzt viel lieber woanders gewesen, irgendwo auf der Insel – in einem Restaurant, einer Bar oder notfalls auch in einem Waschsalon –, als ausgerechnet hier.
    Der Treffpunkt war eigentlich nicht das Problem: Die Ocean Emperor war der ganze Stolz seines Gastgebers, eine hundertsechs Meter lange Motoryacht mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten. Chase war nicht zum ersten Mal an Bord einer Luxusyacht, doch diese hier übertraf alles, was er bislang gesehen hatte. Wäre er mit Nina und ein paar guten Freunden hier gewesen, hätte er sich prächtig amüsiert.
    Doch außer ein paar älteren IBAK-Angestellten kannte er keinen der über hundert Gäste. Und er hatte nichts mit ihnen gemeinsam. Sämtliche Anwesende waren entweder Diplomaten, Politiker oder Industriemagnaten, alles eifrige Netzwerker, die mit jedem Händeschütteln einen Deal besiegelten. Chase hingegen war lediglich Ninas »Anhang«. Das hier war nicht seine Welt.
    Auch Nina fühlte sich hier offensichtlich nicht wohl, bemühte sich aber nach Kräften, so zu tun als ob, bemerkte er stirnrunzelnd. Er kippte den Rest Rotwein in seinem Glas hinunter, wandte sich vom Fenster ab und musterte die Gäste. Nina stand bei Hector Amoros, ehemals Admiral der US-Navy, jetzt Historiker und Leiter der IBAK, und schüttelte einem groß gewachsenen, distinguierten, aber selbstgefällig wirkenden Mann die Hand. Ein Politiker , das sah Chase auf den ersten Blick.
    Nina blickte durch die offene Tür in seine Richtung. »Eddie!«, rief sie und winkte ihn näher. Er bemerkte, dass ihr Champagnerglas schon wieder aufgefüllt worden war. »Eddie, komm doch mal her und sag dem Senator guten Abend.«
    »Ja, ich komme schon«, antwortete er lustlos und befingerte seinen steifen, unbequemen Kragen. Ein Windschwall fegte über das Deck hinweg, als er in die Kabine trat; ein weiterer Helikopter setzte ultrawichtige Gäste auf dem Heliport ab. Chase und Nina waren wie die meisten anderen Geladenen mit dem Boot zur Ocean Emperor gebracht worden. Auch in der Welt der Superreichen gab es eine Rangordnung. Das Einfliegen per Helikopter war vermutlich nur noch mit einer Landung im Senkrechtstarter zu toppen.
    Nina sah toll aus heute Abend, das musste er ihr lassen. Ihr scharlachrotes Kleid in A-Form war schulterfrei und himmelweit entfernt von den praktischen Klamotten, die sie vor anderthalb Jahren bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Auch die italienischen Kostüme, die sie in letzter Zeit als Einsatzleiterin der IBAK immer trug, konnten mit diesem Outfit nicht mithalten. Um ihr sorgfältig gestyltes Make-up zu betonen, hatte sie sich ihr rotes Haar sogar extra etwas dunkler gefärbt.
    Bei dem Gedanken an ihr Haar knirschte Chase mit den Zähnen. Er hatte den ganzen Tag darüber genörgelt, bis Nina ihn schließlich bat, den Mund zu halten.
    Aber trotzdem … fünfhundert Dollar für eine beschissene Frisur ?
    »Eddie«, sagte Nina, »das ist Senator Victor Dalton. Senator, das ist Eddie Chase, er arbeitet für mich. Außerdem ist er zufällig mein Freund«, setzte sie hinzu.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Senator«, sagte Chase und bedachte Nina mit einem verärgerten Blick, als er Dalton die Hand schüttelte. Er kannte den Namen – Dalton wollte sich um das Amt des Präsidenten bewerben. Das erklärte auch die Anwesenheit der beiden Männer in dunklen Anzügen, die ihn mit versteinerter Miene musterten: Agenten des Secret Service.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Dalton. »Sie sind Engländer, nicht
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