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Das Grab des Ghouls

Das Grab des Ghouls

Titel: Das Grab des Ghouls
Autoren: Jason Dark
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dunklen Augen, deren Pupillen wie Perlen wirkten.
    Zudem war das Gesicht recht breit und hatte auch keine glatte Haut; sie war großporig und auch pockennarbig.
    »Wer sind Sie?«, fragte Bill und ärgerte sich über seine leicht krächzende Stimme.
    »Ich bin dein Schicksal.«
    »Ach ja?«
    »Du solltest mir glauben. Ich kann Schicksal spielen. Ich habe es schon oft getan. Immer dann, wenn meine Ruhe gestört wurde. Lange Zeit ist nichts passiert, da hatte ich meine Ruhe. Nun bin ich wieder da, und ich werde Angst und Schrecken bringen.«
    »Als Mensch?«
    »Nein, als Person in meiner eigentlichen Existenz, denn ich kann von zweien profitieren.«
    Dieser Satz war für den Reporter besonders wichtig. Es war ein Satz mit viel Hintersinn gewesen, und Bill gehörte zu den Kennern der Materie.
    Er wusste die Lösung, und er konnte sie einfach nicht für sich behalten.
    »Du bist eine Kreatur der Finsternis!«
    In den Augen stand so etwas wie ein Leuchten. Es deutete darauf hin, dass Bill die Wahrheit erfasst hatte. Sogar um die Lippen der Gestalt herum zuckte es, was wohl ein Lächeln oder Grinsen sein sollte.
    »Erfasst! Ja, du hast es erfasst, und du bist der Erste, der mir das gesagt hat. Dann bist du nicht grundlos hergekommen. Du bist jemand, der sich auskennt und...«
    »Stimmt. Ich kenne mich aus. Ich weiß, wer hinter den Kreaturen der Finsternis steckt. Es sind Luzifer’s Boten, seine perfekten und getreuen Diener. Seine schlagkräftige Truppe, die er überall auf der Welt verteilt hat. Wesen mit zwei Existenzen. Auf der einen Seite Monster, auf der anderen Mensch. Als Mensch haben sie versucht, sich anzupassen, ohne ihre wahre Gestalt zu zeigen.«
    »Richtig.«
    »Und du? Was hast du getan, um nicht aufzufallen?«
    »Ich bin Agent in der Medienbranche. Aber ich habe auch eine zweite Existenz, und in der habe ich in der Vergangenheit meine Zeichen gesetzt. Da haben mich die Menschen hier sehen können, und ich habe mich an ihrer Angst geweidet. In der Vergangenheit wussten die Leute, wer ich war. Sie nannten mich einen Ghoul, einen Nachzehrer, einen Leichen- oder Aasvertilger. Vielleicht bin ich alles in einem, und es stimmt, dass ich das tote Fleisch in meiner eigentlichen Existenz liebe. Aber es steckt ein zweiter Keim in mir. Ich kann Menschen töten und dafür sorgen, dass sie als lebende Leichen wieder zurückkehren. Das ist nicht jedem meiner Artgenossen gegeben. Mir schon, denn ich war schon immer ein Günstling des großen Luzifer’s mit seinen unermesslichen Kräften und seiner uneingeschränkten Macht über das Leben und den Tod. Jetzt hast du hoffentlich verstanden, dass ich wirklich dein Schicksal bin.«
    »Kann schon sein«, flüsterte Bill.
    Der Ghoul sagte nichts mehr. Er fixierte sein Opfer vom Kopf bis zu den Füßen. Der kalte Blick war Bill alles andere als angenehm, und er drehte den Kopf zur Seite. Die Fesseln ließen sich nicht lockern, er würde sich gegen dieses Monstrum einfach nicht wehren können. Ihm blieb die Rolle des Zuschauers und letztendlich die des Besiegten. Er konnte sich auch vorstellen, zu einer lebenden Leiche gemacht zu werden, doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken, weil die Gestalt seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    Die Verwandlung begann, als sich der Unhold zu Boden warf und überwechselte in seine echte Gestalt.
    Bill hielt den Atem an. Der Vergleich mit der Verwandlung in einen Werwolf kam ihm in den Sinn. Da hatte er schon öfter zuschauen können, doch diesmal war es anders.
    Der Mann verwandelte sich nicht in einen Werwolf, sondern in eine andere Gestalt. Er brüllte dabei, die Kleidung riss durch den Druck auf. Zuerst hing nur die Hose in Fetzen, weil sie zu eng geworden war.
    Danach schleuderte die Gestalt ihre Jacke von sich. Wie ein alter Lappen segelte sie zu Boden, und wenig später riss auch das Hemd. Es gab bei ihm keine Unterwäsche. Ein nackter, glatter und muskulöser Körper erschien, der ohne Unterbrechung durch einen Hals in einen Kopf überging.
    Er war ein Raubtierschädel. Doppelt so groß wie der eines Hundes. Aber das war die Kreatur der Finsternis nicht, und sie war auch kein Werwolf.
    Trotzdem besaß das Wesen eine Schnauze und kalte Raubtieraugen.
    Die Verwandlung hatte auf dem Erdboden stattgefunden, und in dieser Zeit hatte sich die Gestalt auch mehrmals um die eigene Achse gedreht, bis sie plötzlich still lag.
    Ein heftiger Ruck, und sie saß!
    Der Kopf wurde gedreht, sodass Bill gegen die Schnauze schauen konnte.
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