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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin
Autoren: Jason Dark
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auf ihre Uhr. »Eigentlich müßtest du längst überfällig sein, Jenna…«
    »Bin ich auch, und John Sinclair wird entsprechende Dinge in die Wege leiten.«
    »Meinst du?«
    »Da stehe ich voll hinter.«
    »Hoffentlich kommt er!«
    Morgana Layton hatte den letzten Satz derart hart und fast haßerfüllt ausgesprochen, daß Jenna erschrak. »Du möchtest, daß er zu mir in die Wohnung kommt?«
    »So ist es.«
    »Und dann?«
    »Ich habe dir erklärt, was ich mit dir vorhabe. Jenna, es wird Zeit, meine Regeln einzuhalten. Wie ich dich kenne, bist du nur mit Gewalt zu stoppen.«
    Die Frauen starrten sich an. Im Raum brannte die Deckenbeleuchtung nicht. Nur zwei sich gegenüberstehende Lampen gaben ihren Schein ab, wobei einer noch von einem nach unten hängenden Schirm gedämpft wurde, so daß mehr Licht auf den Boden fiel.
    In den Augen der Wolfsfrau lag Eis. Es verschwand auch nicht, als sie ihre Schultern bewegte und dafür sorgte, daß ihr Mantel nach unten und nach hinten rutschte. Wie von Geisterhänden bewegt, glitt er von ihrem Körper. Sie trug jetzt nur mehr das dünne Kostüm aus Leder. Jenna zuckte die Achsel. Um ihren Magen schloß sich bereits ein Reif.
    »Was soll das?« hauchte sie.
    »Das wirst du sehen!«
    Die Worte drangen abgehackt aus Morganas Mund.
    Jenna dachte über den Begriff Wolfsfrau nach. Sie erinnerte sich daran, daß Morgana praktisch auf zwei Ebenen lebte. Einmal als Mensch und Frau, zum anderen als grausame Bestie. Sie konnte sich problemlos von der einen Existenz in die andere verwandeln.
    War es jetzt soweit?
    Morgana Layton schüttelte ihren Kopf so heftig, daß die Haare zu einer noch breiteren Mähne hochgeweht wurden. Sie wirbelten zur Seite, klatschten auch gegen das Gesicht, fielen wieder zurück. Der Vorgang wiederholte sich, dann stand sie still.
    Jenna starrte in das Gesicht.
    Es hatte sich verändert. Ein Schatten bedeckte es. Doch Jenna irrte sich. Es war kein Schatten auf der Haut, sondern kleine, dunkle Haare, die hervorgesprossen waren und innerhalb einer kurzen Zeitspanne ein dichtes Fell gebildet hatten.
    Sie öffnete den Mund.
    Die Lippen veränderten sich dabei. Längst nicht mehr so breit, dafür stachen sie jetzt nach vorn, als wollten sie eine andere Form bilden. So war es auch.
    Der Mund verwandelte sich in eine Schnauze, das Kinn verschwand, und unter dem Leder bewegte sich der Körper. Bei seiner Veränderung drückte er gegen das Material, das sehr nachgiebig war und deshalb kleine Wellen werfen konnte.
    Ein Bild des Schreckens für Jenna Jensen, die nicht begriff, wie so etwas überhaupt vor sich gehen konnte.
    Morgana schüttelte sich abermals. Den Kopf legte sie in den Nacken. Ihr Maul stand weit offen. Der heulende, klagende Laut schwang unheimlich der Decke entgegen.
    Aus den Ärmeln der Lederjacke schauten zwar die Hände hervor, aber auch sie hatten einen Pelz bekommen, ein dichtes Fellgewächs, bestehend aus zitternden Haaren.
    Das war nicht alles.
    Fingernägel hatten sich in Krallen verwandelt. Sie schimmerten, als hätte jemand Öl auf sie gestrichen, und sie waren leicht nach unten gebogen, bereit, zuzuschlagen.
    Durch den Körper der Wolfsfrau rannen intervallweise die Zuckungen. Morgana schüttelte sich, als würde Wasser über ihren Körper geschüttet. Dann beugte sie sich vor, stierte Jenna an, und die Wissenschaftlerin konnte in das hineinschauen, was einmal die Augen der Morgana Layton gewesen waren.
    Es waren auch jetzt noch Augen. Nur kamen sie ihr vor, wie mit gelber Farbe gefüllt, schrägstehende Laternen, die einen Fanatismus ausstrahlten, der Jenna erschreckte.
    Als Mensch hatte sie zuerst indirekt, danach direkt von einem Mord gesprochen. Als Bestie würde sie dieses Vorhaben in die Tat umsetzen, davon war Jenna überzeugt.
    Blieb ihr eine Chance?
    Noch war Morgana Layton zu sehr mit sich selbst und ihrer Verwandlung beschäftigt, um auf das potentielle Opfer zu achten. Jennas Aufgabe erforderte Mut, Entschlossenheit und die Bereitschaft, mit dem Risiko zu leben. Auch in ihren eigenen vier Wänden war sie vor dem Tod nicht sicher, aber sie wollte nicht sterben. Ihr Ziel lag einfach zu hoch, sie mußte es erreichen.
    Die Hände hatte sie auf die Lehnen des Sessels gestemmt. Sehr behutsam drückte sie sich hoch, ohne dabei auf Morgana Layton zu achten, von der sie nicht wußte, ob sie die Frau beobachtete oder nicht. Jede Ver-oder Rückverwandlung strengte die Person an. Es war nicht einfach, die beiden Leben zu führen, das merkte
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