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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago
Autoren: Gisbert Haefs
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hinaus in die Megara, zu seinem Freund Nederbal. Da alles auf eine Schädigung der Barkiden abzielte, war es nur natürlich, die Leiche auf dem Gut zu hinterlegen und Lavinius, seinen Tod und alles weitere von Anfang an mit dem Barkas und Iberien zu verbinden.«
    Dann, sagte Bomilkar, sei es zur erwähnten Zusammenarbeit von Arish und Qarthalo gekommen. Rom habe Laetilius geschickt – aber in der Zwischenzeit sei Hiyarbal zu der Ansicht gelangt, daß man, damit es nicht zu offensichtlich sei, ein wenig zur Ablenkung der Ermittler tun müsse; jemand – Hiyarbal oder ein anderer – habe Boshmun hinzugezogen, der neben allem anderen auch mit seinen vielfältigen Unternehmungen mühelos falsches Geld in Umlauf bringen konnte. Boshmun habe vorgeschlagen, das Ganze als Krieg der Fürsten des Abschaums zu betreiben; nebenbei konnte er so Gulussa ausschalten und dessen Einflußbereich übernehmen. Ferner sei beschlossen worden, Bomilkar unter Druck zu setzen, zum Beispiel durch Bestechungsversuche und Drohungen gegen ihn und seine Lebensgefährtin.
    »Ein verwickeltes Spiel, und eigentlich ein wahrer Meisterplan. «
    Hanno lächelte, ohne die Augen zu öffnen. »Wer immer ihn ausgeheckt hat, wäre zweifellos erfreut, dies Lob aus deinem Munde zu vernehmen.«
    An dieser Stelle, sagte Bomilkar, sei nun Laetilius ins Spiel gekommen. Der Schreiber habe ihn gleich nach der Ankunft, noch ehe Bomilkar ihn im Gästehaus aufsuchte, lange genug unter vier Augen sprechen können, um ihm Andeutungen über möglichen Schaden für die Barkiden in Iberien zu machen. Als guter Römer sei Laetilius sofort darauf eingegangen.
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Nicht mir. Einer… Vertrauensperson.«
    »Aspasia, vermute ich. Was macht, nebenbei, mein Schmuckstück?«

    »Später, Rab Hanno; ich will nicht den Faden meiner Rede verwirren oder verlieren.«
    Man habe, wie er annehme, Aspasia entführen und töten wollen und gleichzeitig, oder kurz davor, einen von Gulussas Männern aufgegriffen, dem man den Mord an Lavinius anhängen konnte. Inzwischen hatte Laetilius sich mit Tazirat angefreundet und regte an, auch sie zu entführen, damit er ebenfalls betroffen und außerhalb jeden Verdachts sei; er drohte aber mit Offenbarungen und der Rache Roms, wenn den Frauen etwas zustieße. Er selbst habe die Entführung zumindest anfänglich ausgeführt.
    »Dann hat Boshmun Gulussas Reich übernommen, Hiyarbal ließ falsche Münzen schlagen, Laetilius und ich reisten nach Iberien. Dort erfuhr ich von dem Prägestock, und Hamilkar und Hasdrubal, die alles schneller durchschaut haben als ich, beschlossen, die Ausgabe der Münzen zu verschieben. Damit war die Zeitplanung zerstört, Hiyarbal konnte nicht wie beabsichtigt falsches Silber in Umlauf bringen, da es noch keine echten Münzen gab, und auch nicht echtes Silber behalten oder unter den Verschwörern verteilen.« Er brach ab, wartete auf eine Entgegnung oder eine Bemerkung Hannos; als dieser schwieg, sagte er: »Nun, das Ende kennst du.«
    Hanno setzte sich auf. »Eine nette Geschichte. Angenehm zu hören, wie alle Märchen.«
    Bomilkar kaute scheinbar unschlüssig auf der Unterlippe. »Es gibt«, sagte er dann, »natürlich noch eine andere Fassung.«
    »Erquicke mein Ohr, indem du sie erörterst, o Bomilkar.«
    »Alles hing ab vom Zeitpunkt der Ausmünzung in Iberien. Insofern hätte man alles daransetzen müssen, Laetilius und mich nicht nach Iberien zu schicken. Reisen zu lassen, besser gesagt, denn geschickt hat uns niemand. Man hat die Reise aber nicht verhindert. Wenn wir irgendwo in Libyen geblieben wären, hätte ich nicht von dem Prägestock
gehört, und die Barkiden hätten wahrscheinlich ihre Münzen ausgegeben.«
    »Das könnte so sein.«
    »Bei einem derart verwickelten Plan, einem Meisterplan, mußte man doch damit rechnen, daß etwas, irgendein kleiner Teil, nicht richtig abläuft, daß der Plan fehlschlägt. Ein wahrer Meister würde auch dies in die Rechnung einbeziehen und dafür sorgen, daß er noch aus dem Scheitern Gewinn zieht.«
    Hanno betrachtete einen der kostbaren Ringe an seiner Linken. Oder vielleicht alle. »So sollte man meinen. Aber gibt es einen solchen Meister?«
    »Ich glaube, es gibt ihn, und bei aller Neigung zu den Barkiden, die mir teuer sind, kann ich nicht verhehlen, daß ich ihn bewundere.«
    »Tust du das? Sei doch so gut, und geh einmal dort zur Tür, die ins Freie führt.«
    Verblüfft stand Bomilkar auf. Die Tür führte zu einer Art Dachgarten, begrenzt
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