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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago
Autoren: Gisbert Haefs
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von einem eisernen Geländer. Er beugte sich darüber und sah unter sich ein großes Wasserbecken, in dem verzerrte Schatten schwammen.
    »Meerwasser«, sagte Hanno hinter ihm, von der Liege aus. »Muränen brauchen Meerwasser. Manchmal füttere ich sie. Mit widerstrebendem Fleisch.«
    »Man hat davon geflüstert.« Bomilkar ging zurück in den Raum und setzte sich wieder hin. »Es dürfte allerdings schwer sein, einige Dutzend kampferprobter Männer von der Suche nach bestimmten Fleischarten abzuhalten.«
    Hanno hob träge eine Hand. »Du wirst zweifellos sagen, daß diese Männer in einem solchen Fall die Gesetze, die sie zu hüten haben, mißachten würden. Ich weiß, ich weiß. Es langweilt mich. Vergessen wir die Muränen und die Männer.«
    »Wann tritt Arish zurück?«
    Hanno lächelte. »Er tritt nicht zurück – nicht als Fünf-Herr. Er wird all seine Kraft und Klugheit auf die Leitung unserer Beziehungen zu Fremdlanden wenden, wie ich hörte.«

    »Er hat einen Strick um den Hals, nicht wahr? Den er selbst zuzieht, sobald er versucht, die Leitung der Alten zu übernehmen.«
    »Es heißt, die Leitung der Partei sei in guten und erfahrenen Händen. Manche fanden, man solle nicht zugleich oberster Priester des Baal Melqart und Leiter der Alten sein. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschließen.«
    »Verständlich, Rab Hanno.« Bomilkar langte in die Gürteltasche, in der Aspasias Silberschmuck steckte, zog ihn aber noch nicht heraus. »Was wird der Rat von Qart Hadasht hinsichtlich der Bank des edlen Hiyarbal beschließen? Er ist übrigens, wie ich hörte, sehr hilfsbereit und arbeitet gern mit Budun zusammen.«
    »Das habe ich auch gehört.« Hanno nickte, scheinbar zerstreut. »Er hat einen schwachen Magen; manchmal ist Zusammenarbeit das letzte Aufbäumen vor der schlimmen Krankheit.«
    Bomilkar öffnete den Mund, wußte aber nicht, was er sagen sollte.
    Hanno langte nach einem Goldbecher und trank. »Ah. Gut. Warmer Würzwein – du willst wirklich nichts? Hiyarbals Bank? Vielleicht wird sie enteignet und zur Abwicklung der Geschäfte einem Tempel übergeben. Der Tempel des Baal Melqart hat, wie ich hörte, größere Guthaben verloren und wäre einer der größten Gläubiger.«
    Bomilkar beschloß, alle Zurückhaltung aufzugeben; Hanno legte offenbar keinen großen Wert darauf, sonst hätte er den von ihm geleiteten Tempel kaum erwähnt.
    »Wenn alles gutgegangen wäre«, sagte er halblaut, »hättest du deinen ärgsten Feind, Hamilkar Barkas, samt allem vernichtet, was ihm teuer ist. Die Sandbank, die ein weiterer alter Feind von dir leitet, Antigonos – die Sandbank wäre erledigt. Und du hättest mit Arish und Hiyarbal und Boshmun spielen können, wie du willst, weil du sie jederzeit hättest auffliegen lassen können. Nun ist der Plan gescheitert, du bist Arish los, der dich seit Jahren ersetzen will, und du
erhältst Zugriff auf Hiyarbals Bank. Der andere Hamilkar, dieser Narr von einem Schreiber, hat vermutlich alles durchschaut und aufgeschrieben. Schreiber neigen dazu, alles aufzuschreiben. Ein Jammer, daß seine Aufzeichnungen, die in einem Topf gesteckt haben, verloren sind.«
    »Ein Jammer, fürwahr.« Hanno verzog das Gesicht zu einer Miene tiefer Trübsal. »Und welch ein Jammer für dich, nicht wahr, daß du nichts beweisen kannst.«
    Bomilkar zog den Schmuck aus der Tasche und legte ihn auf den kleinen Tisch vor Hannos Liege. »Deshalb wollen wir von schönen Dingen sprechen.«
    Hanno lächelte, beugte sich vor, nahm das silberne Halsband mit den drei fein gearbeiteten Fischen, hielt es hoch, nickte mehrmals und legte es wieder auf den Tisch.
    »Sehr schön, trefflich gelungen. Eine große Künstlerin, deine Geliebte. Möge sie lange und unbehelligt leben und noch viel schönen Schmuck anfertigen. Der Preis?«
    »Achtzig shiqlu .«
    »Zu billig.« Hanno langte hinter sich und zog zwischen den Kissen einen Beutel hervor; er warf ihn Bomilkar zu. »Darin sind hundert. Das macht zusammen siebenhundert.«
    Bomilkar zögerte; dann nickte er. »Du sagst es, Rab Hanno. Mögest auch du lange und unbehelligt leben.«
    »Ich verlasse mich, was meine Sicherheit angeht, auch auf die Ordner der Stadt und ihren Führer.«
    »Da ein gewisser Topf verschwunden ist, hast du nichts von ihnen zu befürchten. In dieser Sache.«
    Hanno blinzelte. »Wie meinst du das?«
    Bomilkar stand auf. »Es war ein Vergnügen, mit dir zu plaudern. Es könnte nur sein, daß eines Tages ein anderer Topf, in einem anderen
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