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Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators
Autoren: Andrea Schacht
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»Weisheit führt bei ihm immer zu Verdauungsbeschwerden.«
    Sophus schüttelte den Kopf und wies die vier Spötter zurecht. »Stichelt nicht. Das Nichts ist eine schwere Bürde!«
    »Was für ein Nichts?«, fuhr Ingwar auf.
    »Das ›Ach nichts!‹, das dir auf der Seele liegt«, erklärte der grammaticus mit einem nachsichtigen Lächeln.
    »Mein Vater hat mir verboten, zu den Spielen zu gehen!«, stieß Ingwar hervor, und Didia nickte. »Hab ich mir fast gedacht. Ich würde Globulus ja auch gerne kämpfen sehen, aber die Tierhetzen finde ich grausig.« Didia war vor Jahren einmal von einem wilden Hund bedroht worden, und es schüttelte sie noch immer das Entsetzen, wenn sie sich vorstellte, hilflos den Reißzähnen und Krallen hungriger Raubtiere ausgeliefert zu sein.
    Khep schnitt eine dämonische Grimasse und zischte: »Ingwar will immer Blut sehen!«
    »Wenn er das will, Khep, dann kann er nachher mit Titus gehen und seinem Vater helfen, dem alten Festus einen Backenzahn zu ziehen!«, spöttelte Didia, die genau wusste, dass Ingwar es verabscheute, dem Arzt bei seinen Operationen zu helfen.
    Sophus hatte an diesem Morgen allerlei Schwierigkeiten mit seinen Schülern, die Stimmung war und blieb gereizt. Auch am Nachmittag besserte sie sich nicht, wenngleich die fünf ihren unterschiedlichen Aufgaben in der Therme nachgingen. Ingwar räumte das Salbenlager um, da eine neue Lieferung gekommen war, Didia oblag es, die Abrechnung der Einnahmen aus den Eintrittsgeldern zu machen, Titus und Caecilia halfen ihrem Vater in der Praxis, und Khep hatte auf die Sauberkeit in der Therme zu achten.
    Es waren tatsächlich den ganzen Nachmittag über wenige Besucher in der Therme, doch am frühen Abend fanden sich einige Männer ein, die nach den Spielen ein entspannendes Bad nehmen und dabei über die sensationellen Ereignisse in der Arena plauschen wollten. Khep war der Erste, der diese Gespräche belauschte. Er hatte an diesem Tag dafür zu sorgen, dass das Abwasser des Kaltwasserbeckens mit ausreichender Geschwindigkeit durch die Latrinen 15 lief, die in einer Reihe von sechs nebeneinanderliegenden Sitzen hinter einem Vorhang verborgen waren. Dabei erfuhr er Entsetzliches, denn die Männer schilderten genüsslich, wie Globulus nach seinem Kampf gegen Fuscus blutüberströmt aus der Arena getragen worden war.
    Khep wäre beinahe in das Becken gefallen, als er diese Worte hörte. Er konnte sich gerade noch an einer Säule abstützen, doch dann lauschte er mit beinahe bis zur Decke gespitzten Ohren weiter. Er erfuhr, dass auch Fuscus im darauffolgenden Kampf schwer verletzt worden war und mit dem Tode rang. Globulus’ Leichnam hatten Unbekannte, vermutlich Germanen, aus der Totenkammer geholt. Seine Beisetzung würde in spätestens zwei Tagen stattfinden.
    Die beiden Sprecher schoben den Vorhang zur Seite und verließen die Latrine. Khep aber nahm seine Beine in die Hand und rannte zum Stand des Salbenhändlers.
    »Globulus ist tot!«, stieß er hervor, als Berengar sich zu ihm umdrehte.
    Ingwar, der den dahinterliegenden Vorratsraum aufräumte, kam nach vorne gestürmt. »Das ist nicht wahr!«
    »Doch, zwei Männer, die die Spiele gesehen haben, haben’s berichtet. Fuscus war der Sieger.«
    Ingwar gab ein paar an dieser Stelle nicht wiederzugebende Worte von sich und wurde noch nicht einmal von seinem Vater dafür gerügt. Der nämlich wirkte völlig bestürzt und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. »Großer Donnerer, er wollte heimkehren«, murmelte er. »Möge seine Seele Aufnahme in den Ruhmeshallen der Götter finden.«
    »Fuscus ist ein Mörder!«, keuchte Ingwar.
    »Du urteilst wie üblich voreilig«, mahnte sein Vater streng. Es waren die ersten Worte, die er seit dem Abend zuvor an ihn richtete, und sie klangen nicht freundlich. Dennoch konnte Ingwar sich nicht zurückhalten loszupoltern: »Aber er hat ihn gehasst! Er hat ihn umgebracht. Vater, diese Kämpfe sind abgesprochen, Globulus hat es selbst zugegeben. Aber du hast doch mitbekommen, wie sie sich gestritten haben.«
    »Es wird ein Unfall gewesen sein.« Berengar gab mit einer müden Handbewegung zu verstehen, dass er das Thema nicht vertiefen wollte, und Ingwar hielt endlich wohlweislich den Mund. Khep hingegen war schon durch den Gang weitergeflitzt, um Titus und Caecilia die schlimme Nachricht zu bringen. Die Geschwister saßen in der Praxis ihres Vaters und rollten Verbandsmaterial auf. Caecilia fing sofort an zu schluchzen, als sie die Neuigkeiten
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