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Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators
Autoren: Andrea Schacht
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sah sich anerkennend um. »Das verdient eine Belohnung, will mir scheinen.«
    In seinem Sohn kämpften zwei gegensätzliche Gefühle. Zum einen schmollte er mit seinem Vater wegen der unwürdigen Aufgaben, die er ihm beständig auftrug, zum anderen freute ihn heimlich das Lob. Außerdem war er neugierig, welcher Art die Belohnung wohl sein könnte. Um nichts davon zu zeigen, bemühte er sich, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen und seiner Stimme einen gleichgültigen Tonfall zu geben. »Ja, Vater?«, war also alles, was er darauf erwiderte.
    »Großes Interesse scheinst du nicht zu haben.«
    Ingwar zuckte lässig mit den Schultern.
    »Ich kann natürlich auch alleine zum ludus magnus gehen, um an Globulus’ Gastmahl teilzunehmen«, bemerkte Berengar leichthin.
    Das Aufleuchten seiner Augen konnte Ingwar nicht unterdrücken. »Hat er dich eingeladen, Vater?«
    »Uns, Ingwar. Du weißt doch, am Abend vor den großen Spielen geben die Kämpfer ein Bankett für ihre Freunde. Es trifft sich, dass ich heute Zeit dafür hätte.«
    »Ich – mhm –, ich glaube, ich auch!«
    »Schön, mein Sohn, dann zieh deine gute Tunika an, und begleite mich.«
    Berengar und Ingwar wanderten also einvernehmlich den Vicus Piscinae Publicae, die Straße, die vom Aventin minor zum Circus Maximus führte, hinunter. Die Häuser wohlhabender Bürger grenzten an ihren Weg. Der kleine Aventin, ein Ausläufer eines der legendären sieben Hügel, auf denen Rom erbaut worden war, galt seit einigen Jahren als beliebtes Wohngebiet. Weiß waren die Wände der Gebäude verputzt, viele hatten Säulengänge oder Arkaden zur Straßenseite hin, auf denen Bewohner auf zierlichen Stühlen saßen, ihren Wein schlürften und den Passanten nachschauten. Rot leuchteten die Ziegeldächer in der Abendsonne, und in den Lorbeerbüschen der Gärten zwitscherten die Vögel. Der Frühling war mit dem März gekommen, und eine heitere Stimmung herrschte in der Stadt. Belebter wurde es, als sie an den hohen Mauern des Circus Maximus vorbeigingen. Zwar fanden im Augenblick keine Wagenrennen statt, aber einige Straßenhändler boten auch an gewöhnlichen Tagen ihre scharf gewürzten Würstchen, mit Fleisch gefüllte Brotfladen oder süße Kuchen an. Ingwar lief das Wasser im Mund zusammen, doch er tröstete sich damit, dass er vermutlich in Kürze ein üppiges Mahl vorgesetzt bekommen würde. Die Gladiatoren waren keine Kostverächter.
    Hinter der Rennbahn zog sich die gewaltige überirdische Wasserleitung auf ihren Rundbögen durch die Stadt, die auch die Fortuna-Therme täglich mit klarem, frischem Wasser versorgte. Vorbei an der riesigen Tempelanlage des Claudius waren es dann nur noch wenige Schritte bis zu der neu erbauten Gladiatorenschule direkt am flavischen Amphitheater 11 . Drei Stockwerke hoch war diese Wohn- und Übungsanlage der Gladiatoren. In ihrem Innenhof befand sich eine ovale Arena, in der die Bewohner ihre Kampftechniken übten. Oft versammelten sich dann auf den umlaufenden Tribünen Zuschauer, um ihren Favoriten beim Training zuzusehen. Heute war es in der Arena jedoch still, hingegen fanden in einigen größeren Sälen Festessen statt. Berengar und Ingwar hatten Mühe, die Liegengruppe zu finden, bei der Globulus Hof hielt. Als sie sich ihr näherten, stand der Gladiator auf und umarmte Vater und Sohn herzlich.
    »Nehmt das Lager zu meiner Rechten!«, lud er sie ein und scheuchte einen seiner germanischen Bewunderer mit einer raschen Handbewegung fort. Man aß im Liegen, jeweils zu zweit oder dritt auf einer kline 12, auf zahlrei­chen Tischchen standen allerlei Leckerbissen – gebratene Fasane, Hasenragout in scharfer ­Soße, gewürzter Bohnenbrei und eingelegte Oliven, Lammbraten, Käse und Honigbrot.
    Vor Globulus aber häufte sich eine Platte Schweinefleischklößchen, die er mit ganz besonderem Behagen verspeiste.
    In Bechern wurde kühler, mit Wasser und Honig vermischter Wein gereicht, und zunächst einmal widmete Ingwar sich diesen Genüssen.
    Es waren ausschließlich erwachsene Männer anwesend, und er fühlte sich, wenn auch geehrt, so doch ein wenig unbehaglich und hoffte, sich nicht zu blamieren.
    Das Tischgespräch kreiste natürlich um die bevorstehenden Kämpfe. Man beurteilte die Chancen der vom lanista Plautus ausgewählten Kämpfer, stellte Mutmaßungen an, wer gegen wen anzutreten hatte, schmähte jene, die man im Vergleich zu Globulus für unwürdig erachtete, und unter der Hand wurden die ersten Wetten auf mögliche Sieger
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