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Das Gold des Columbus

Das Gold des Columbus

Titel: Das Gold des Columbus
Autoren: Christa-Maria Zimmermann
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Diego Méndez nach Española gefahren.«
    »Du hast ihn also nicht gesehen?«
    Pedro sah Fernan an, als ob er an dessen Verstand zweifeln würde. »Wie kann ich ihn sehen, wenn er in Española ist?«
    Während der nächsten Tage fragte Fernan die Indianer. Alle versicherten übereinstimmend, dass kein Bote bei ihrem Kaziken eingetroffen wäre. Und auch kein Geschenk.
    Schließlich ging Fernan zu seinem Onkel. Der ließ den Bordschützen kommen.
    »Der Junge ist gar nicht mehr auf Española? Was Ihr nicht sagt! Ja, wenn das so ist, dann hab ich ihn vielleicht doch gesehen. Ich hab geglaubt, ich sehe Gespenster. Wegen meiner Verletzung.« Pedro strich über die Wunde an seiner Stirn. Der Arzt hatte sie zusammengenäht und sie begann zu heilen. Auch Alejo war noch am Leben, trotz aller Wetten, die auf seinen Tod abgeschlossen worden waren.
    »Was soll das heißen?« »Ich hab ein Mädchen gesehen. Ein nacktes Mädchen. Eine Indianerin.« Pedro grinste. »Sehr hübsch. Aber das hab ich mir vielleicht eingebildet. Eigentlich sind sie ja alle ziemlich hässlich. Keine richtigen Weiber.«
    Don Bartolomé bewegte ungeduldig die Hand. »Und weiter?« »Es war ein Junge dabei. Ein Indianer, hab ich gedacht, weil er nackt war. Aber wenn ich mich recht erinnere, war er gar nicht nackt, sondern er hat eine Hose getragen. Eine Hose wie ein Grumete.«
    Fernan zuckte zusammen.
    Sein Onkel krauste die Stirn. »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Sie sind zusammen im Urwald verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Deshalb hab ich ja an Gespenster geglaubt.«
    »Hm. Danke. Du kannst gehen.«
    Onkel und Neffe warteten schweigend, bis sich die Tür hinter dem Bordschützen geschlossen hatte.
    »Kannst du dir das erklären, Fernan?«
    »Wir haben gestritten«, sagte Fernan zögernd. »Ich hab ihm gesagt, er soll mir nicht mehr unter die Augen kommen.«
    »Hm. Und er hat ausgesehen wie ein Indianer, als er uns gewarnt hat. Und er ist mit einem Kanu gekommen. War da ein Mädchen dabei?«
    »Ich weiß es nicht. Es war zu dunkel.«
    »Er wäre nicht der erste Spanier, der den heidnischen Verlockungen erliegt«, sagte der Onkel grimmig. »Nun, wir werden ja sehen, ob er wieder auftaucht. Und wenn nicht, ist es auch nicht schade um ihn. Stiehlt mein kostbarstes Messer! Falls er sich zurücktraut, kriegt er die Peitsche dafür!«
    »Pablo stiehlt nicht! Ganz bestimmt nicht! Vielleicht hat er es verloren. Oder die Indianer haben es ihm gestohlen.«
    »Dann kann er ja zurückkommen und sich rechtfertigen. Wenn er das nicht tut, ist er ein Dieb!«
    »Aber es ist doch nur ein Messer«, wandte Fernan ein. »Und Pablo hat uns das Leben gerettet.«
    »Das war schließlich seine Pflicht und Schuldigkeit als Mitglied unserer Mannschaft.«
    »Findest du? Und die Meuterer? Die haben nur an sich und ihr Leben gedacht und unseres noch bedroht«, sagte Fernan leise. »Trotzdem sind sie begnadigt worden. Und die Peitsche hat keiner gekriegt.«
    »Wenn’s nach mir gegangen wäre… Aber lassen wir das.
    Immerhin liegt Porras in Ketten. Manchmal ist es vielleicht klüger, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Also gut. Wenn dein Freund kommt, werde ich glimpflich mit ihm verfahren.«
    Aber die Tage vergingen und Fernan hielt vergebens nach Pablo Ausschau. Er blieb verschwunden.

    Manchmal wurde Pablo für wenige Augenblicke wach. Dann öffnete er mühsam die Augen, schloss sie aber gleich wieder, weil sein Kopf ihm so wehtat. Am Anfang war das grüne Dämmern um ihn gewesen und ein leichtes Schaukeln. Dann war das Schaukeln stärker geworden und das Licht hell und heiß und es roch nach Wasser. Dann wurde es wieder dämmrig.
    Er trieb durch endlose Träume, durch Fieber und Schmerzen, durch Bewusstlosigkeiten und kurzes Erwachen, hörte manchmal Stimmen und Schritte neben seinem Bett, spürte, dass ihm jemand etwas einflößte, schmeckte Wasser oder Säfte, roch den Duft von verbrannten Kräutern. Irgendwann einmal schmerzte sein Kopf nicht mehr so stark, und es gelang ihm, die Augen offen zu halten.
    Er lag gar nicht in seinem Himmelbett im Hause Colón in Santo Domingo. Dort war es stickig gewesen und die Luft so dumpf, dass man kaum atmen konnte. Hier wehte eine kühle Brise durch den Raum und die Sonnenstrahlen malten ein Gittermuster auf den Boden. Er hob den Blick zur Decke. Das Licht fiel durch die Ritzen in einem Blätterdach. Er merkte, dass er sanft schaukelte. Er lag in einer Hängematte. Dann wurde ihm wieder schwindlig, und der Raum begann, sich zu
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