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Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Titel: Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Autoren: Barbara O'Neal
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streicheln.
    »Wer ist da?«, rief jemand, und Elena richtete sich auf. Eine Gestalt trat auf die Veranda, eine steinalte Frau in einer geblümten Bluse und sorgfältig gebügelten blauen Hosen. Elenas Herzschlag stockte. Das Haar ihrer Großmutter war schlohweiß und zu einem Zopf geflochten, der ihr über die zarte Schulter hing. Ihre Hände waren von Arthritis gekrümmt. Sie trug eine große Sonnenbrille – sie litt unter Hornhautablösung und sah nicht mehr sonderlich gut.
    »Ich bin’s, Mama«, sagte Elena und trat näher. »Elena.«
    »Meine Tochter?« Sie kniff die Augen zusammen, und Elena ging auf, dass sie sie nicht sehen konnte. Erschrocken trat sie vor und streckte die Hände aus, schloss die Finger um die kühlen Hände mit den hervortretenden Venen und küsste sie, ehe sie sie an ihre Wange legte. »Ja«, sagte sie. »Deine Tochter Elena.«
    Ihre Großmutter stieß ein leises Wimmern aus und begann zu weinen. »Oh, mi’ja . Oh, ich freue mich ja so, dich zu sehen!«

    »Lass uns reingehen, Mama. Ich habe Donuts mitgebracht. Willst du einen?«
    »Aber natürlich! Lass uns Kaffee dazu trinken. Hast du meinen kleinen Hund schon kennengelernt? Henry. Er ist so ein braver Junge. Er schläft bei mir im Bett, kannst du dir das vorstellen? Komm, Henry.«
    »Ich habe auch einen Hund«, erzählte Elena. »Alvin. Er schläft auch bei mir im Bett. Besser gesagt, er hat es getan. Jetzt verbringt er seine Nächte bei dem Mädchen, mit dem ich die Weihnachtsplätzchen gebacken habe. Ich lebe in ihrem Haus.«
    Maria Elena schob Elena einen Stuhl hin. »Du musst mir alles erzählen.«
    Sie saß in der Küche ihrer Mutter, die noch immer im selben fröhlichen Gelb gestrichen war wie früher, mit einer Wachsdecke auf dem Tisch, die wahrscheinlich so alt war wie sie. Elena nahm den Hund auf den Schoß und spürte, wie ihr Kummer und ihre Sorgen von ihr abfielen. Hier, in der Küche ihrer Mutter, war sie in Sicherheit. Dies war der Ort, wo sie kochen gelernt hatte, in dieser winzigen Küche, an dem schmalen Herd und mit dem tiefen Spülbecken, neben dieser alten kleinen Frau.
    In Sicherheit.
    Nachdem sie etwas gegessen, geplaudert und über die Späße des kleinen Hundes gelacht hatten, wurde Maria Elena ernst. »Sag mir, weshalb du heute hergekommen bist, mi’ja .«
    »Mom, ich muss zu der Stelle fahren, wo der Unfall passiert ist. Ich glaube nicht, dass ich es allein schaffe. Kommst du mit mir?«
    Maria Elena zögerte keine Sekunde. »Natürlich. Henry kann auch mitkommen. Es wird ihm gefallen.« Einen Moment lang saß sie mit im Schoß gefalteten Händen da und
musterte Elena. »Bist du sicher? Letztes Mal ist dir übel geworden.«
    »Ich bin sicher. Ich muss -« Sie unterbrach sich. »Ich muss Abschied nehmen.«
    Maria Elena nickte und tätschelte ihre Hand. »Es wird auch Zeit.«
     
    Am Unfallabend waren Elena, Isobel, Edwin, Penny und Albert ins Kino gefahren. Isobel hatte eine Flasche Rum in den Saal geschmuggelt, die sie irgendwo hatte mitgehen lassen, und Elena hatte auch davon getrunken, wenn auch nicht viel, da sie schwanger war und dem Baby nicht schaden wollte. Edwin versprach, die Heimfahrt zu übernehmen, und trank nichts, während Penny und Albert einen Schuss in ihre Coke gaben.
    Nach dem Film war Elena übel, deshalb rollte sie sich auf dem Rücksitz zusammen. Albert, der Edwin förmlich anbetete, saß auf dem Beifahrersitz, verschmähte jedoch den Sicherheitsgurt. Isobel und Penny stiegen hinten neben Elena ein.
    An einem Januarvormittag zwanzig Jahre später machten sich Elena und ihre Mutter auf den Weg zur Unfallstelle an der schmalen Straße östlich von Española, die sich eng und mit gefährlichen Kurven durch die Berge wand. Elena fuhr unter den Pappeln hindurch, die zu dieser Jahreszeit kahl waren, im Sommer hingegen einen dichten, schattigen Tunnel bildeten. Die Bäume wurden durch den neben der Straße verlaufenden Drainagegraben bewässert, der auch die Versorgung der Felder gewährleistete, wo die Bauern Melonen, Tomaten und Chilis anbauten.
    An der Kreuzung befand sich ein Café. Elena stellte den Wagen ab und schaltete den Motor aus. Ein magerer Hund trottete am Straßenrand entlang, über ihr schrie eine Elster, ehe sie sich in schwarzweißer Pracht in die Lüfte erhob.

    »Geh du allein«, sagte Maria Elena, die Henry auf dem Schoß hielt. »Ich bleibe hier und warte auf dich.«
    Elena nickte, zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und stieg aus. Sie war nicht auf die Stille gefasst
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