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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)
Autoren: Ines Kiefer
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stundenlang auf dem Schoß meines Opas und guckte Wiederholungen von Serien, die im Westen niemanden mehr hinterm Ofen hervorlockten. Ein Colt für alle Fälle. Drei Engel für Charlie. Das Model und der Schnüffler  – Bruce Willis ist bis heute mein absoluter Lieblingsheld. Opa schlief manchmal ein, ich war hellwach. So also sah die Welt aus!
    Die Werbung auf den Privatsendern begeisterte mich. Am besten gefiel mir die Toyota-Werbung mit dem Affen. »Nichts ist unmöglich!« Ich weiß nicht, ob sie meinem Vater auch so gut gefiel oder er sich später aus freien Stücken für diese Marke entschied. Allerdings dauerte das noch eine Weile. Wir fuhren weiter unseren Trabi. Als sich die Westautos auf unseren Straßen vermehrten und wir selbst Toyota fuhren, schimpfte mein Vater manchmal, wenn ein Trabi vor uns seine bläuliche Duftwolke auspustete: »Der stinkt! Macht schnell die Fenster zu!«
    Er stellte die Heizung ab, damit kein Gift durch die Lüftung ins Wageninnere drang.
    »Jetzt reg dich doch nicht so auf! Wir sind selber Trabi gefahren!«, besänftigte ihn meine Mutter.
    Mein Vater grummelte etwas Unverständliches in seinen Bart.

Die Hundehütte
    Nicht nur mein Zimmer in Bayreuth war klein, auch das Bett war es. Andi und mir machte das nichts aus. Wir kuschelten halt noch enger. Mit ihm zusammen fühlte ich mich stärker. Auch wenn ich meine Ausbildung allein durchzog – es war schön, dass er bei mir blieb, und als er sich einen Job in Bayreuth suchte, war ich sehr glücklich. Es gab nur noch eine Kleinigkeit, die mir zum perfekten Glück fehlte.
    »Und das wäre, mein Schatz?«, fragte Andi.
    »Ein Hund!«
    »Ein Hund?«, wiederholte er.
    »Immer habe ich mir einen Hund gewünscht, seit ich denken kann! Aber das wäre bei uns in der kleinen Wohnung nicht möglich gewesen. Wer hätte mit ihm Gassi gehen sollen, wo wir drei doch den ganzen Tag über beschäftigt waren.«
    »Hm«, machte Andi.
    »Ich habe mir vorgenommen, dass ich, sobald ich eine eigene Wohnung habe, auch einen Hund haben werde.«
    »Wenn ich mal groß bin, will ich einen Hund«, neckte Andi mich.
    »Genau!«, bekräftigte ich. Vielleicht hatte ich mir einen Hund gewünscht, weil ich ein Einzelkind war. Einen treuen Gefährten und Spielkameraden, der nur mir gehörte. Einen Freund durch dick und dünn.
    Wir telefonierten alle Tierheime in der Gegend nach einem kleinen Hund ab. Ein großer hätte nicht in unser Zimmer gepasst, das Andi mit Blick auf den Neuzugang scherzhaft »Hundehütte« nannte. Erst in Hof wurden wir fündig – und fuhren schon am nächsten Tag hin. Die Gänge voller Käfige deprimierten mich. Von allen Seiten wurden wir angekläfft: »Nimm mich mit! Bitte nimm mich mit!«
    Die meisten Hunde waren groß und alt.
    »Keine Ahnung, weshalb die uns hierhergelockt haben«, meinte Andi, als wir enttäuscht Richtung Ausgang liefen. Auf einmal spürte ich den Impuls, mich umzudrehen. Da kam eine Tierpflegerin mit einem Spitzmischling an der Leine aus einem Nebengang. Es war Liebe auf den ersten Blick.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Das ist unser Marcky.«
    »Wie alt ist er?«
    »Zwei oder drei Jahre.«
    Ich schaute Andi an. Später sagte er mir, dass ich total glücklich ausgesehen hätte und er in diesem Moment wusste, dass wir nicht umsonst nach Hof gefahren waren.
    »Können wir mit dem mal eine Runde im Hof drehen?«, fragte Andi, und die Pflegerin überreichte ihm die Leine. Wir gingen ein paar Schritte und konnten uns nicht sattsehen an diesem drolligen kleinen Kerl. Irgendwann setzten wir uns auf eine Bank. Marcky wickelte die Leine so geschickt um unsere Beine, dass wir uns aneinandergefesselt kaum mehr rühren konnten. Vor Lachen bekamen wir keine Luft mehr. Begeistert sprang der kleine Racker auf meinen Schoß.
    »Das heißt wahrscheinlich: Die nehm ich!«, grinste Andi.
    »Und ob!«, strahlte ich. »Marcky, ab jetzt gehörst du zu uns!«

Schnabelwaid
    Andi hatte wieder mal Pech mit einem Job gehabt und war so frustriert, dass er nur noch zu Hause rumhing. Das gefiel mir überhaupt nicht.
    »Bewirb dich!«, forderte ich ihn auf. »Komm in die Gänge! Geh als Bäcker arbeiten, da verdienst du ordentlich, das hast du schließlich gelernt.«
    Andi winkte ab: »Ach, diese ganze Bewerberei!«
    »Du musst deinen Hintern schon hochkriegen. Glaubst du vielleicht, es klopft an der Tür, und da steht einer, der dir Arbeit anbietet?«
    Nein, an der Tür wurde nicht geklopft, stattdessen klingelte das Telefon, und Andi
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