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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht
Autoren: Eileen Bryan
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wieder hin!“ zischte Rachel. „Lloyd, hast du mich nicht verstanden?“
    Die anderen am Tisch tauschten unbehagliche Blicke aus. Jeder wußte, daß Lloyds Ungehorsam noch zu einer erhitzten Debatte zwischen den Eheleuten führen würde.
    Während er zu dem Tisch, auf dem die Getränke standen, schlenderte, lächelte Lloyd Barbara zunächst schüchtern an, um dann ein paar unverbindliche Worte mit ihr zu wechseln.
    „Die Jahre haben dir nichts anhaben können, Barbara Logan“, meinte er ein wenig unbeholfen. Fragend hielt er den Schöpflöffel hoch, und als sie nickte, füllte er etwas ungeschickt ein Glas mit Punsch und reichte es ihr.
    „Vielen Dank, Lloyd. Dein Kompliment kann ich nur zurückgeben.“
    „Nett, daß du das sagst, aber wir wissen beide, es stimmt nicht.“ Sein jungenhaftes Grinsen erinnerte Barbara an den sorglosen Lloyd Prentiss, den sie vor vielen Jahren einmal gekannt hatte.
    Zögernd nippten sie an ihrem Punsch. Beide wußten genau, daß alle im Saal sie anstarrten. Und obwohl Lloyds Miene freundlich blieb, lag in seiner Stimme jetzt eine deutliche Warnung.
    „Dein überraschender Auftritt ist hier nicht gerade wohlwollend aufgenommen worden, Barbara. Du hast die meisten von uns ganz schön verwirrt.“
    „Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Barbara lächelte ihn etwas gezwungen an.
    Auch wenn er sich dagegen zu wehren versuchte, so konnte Lloyd sich doch ihrer außergewöhnlichen Schönheit nicht entziehen. Barbara war immer sehr attraktiv gewesen, aber jetzt wirkte sie reifer, erwachsener. Sie war eine Frau geworden, eine Frau, die ihn, den nüchternen kleinen Ladenbesitzer einfach überwältigte.
    Hastig trank er einen tiefen Schluck Punsch, bevor er verstohlen zu seiner Frau hinüberblickte.
    „Wie geht es Rachel?“ fragte Barbara.
    „Sie hat zehn Pfund zugenommen und geht auf die Dreißig zu“, antwortete Lloyd.
    „Die meisten von uns haben sich verändert – einige zu ihrem Vorteil, andere nicht.“ Er zögerte. Sie merkte, daß er unbedingt etwas loswerden wollte.
    „Barbara… ich…“ Er geriet ins Stottern, fuhr aber dann doch fort, als er ihren fragenden Blick bemerkte. „Es gibt etwas, das ich dir schon immer sagen wollte.

    Aber ich habe nie damit gerechnet, daß ich noch einmal die Gelegenheit dazu hätte.“
    Barbara stellte ihr Punschglas auf den Tisch und schaute Lloyd aufmerksam an.
    Er bemerkte das Selbstvertrauen, das sie ausstrahlte. Sie mußte es in den vergangenen zehn Jahren erworben haben, früher war sie sehr verletzbar gewesen. Es verunsicherte ihn ein wenig. Doch dann straffte er energisch die Schultern.
    „Wir alle haben in unserer Jugend Dummheiten gemacht. Ich glaube, ich darf mir zugute halten, daß ich inzwischen erwachsen und vernünftiger geworden bin.
    Und wenn ich so zurückblicke, schäme ich mich dieser Dummheiten. Besonders meiner ,Weibergeschichten’, die fast alle erlogen waren. Ich bin sicher, ich war nicht der einzige, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, nur um sich im Dorf mit seinen Eroberungen brüsten zu können. Es war unverantwortlich, daß wir auf deine Kosten unsere Eitelkeit befriedigt haben. Du hättest nur den Mund aufzumachen brauchen, um uns alle lächerlich zu machen. Aber du hast es nie getan. Vielleicht ist es ein Trost für dich, daß einige von uns heute ihre bösartigen Lügengeschichten bitter bereuen.“ Offen und ehrlich schaute er sie an.
    „In einem Punkt hast du absolut recht, Lloyd. Wir alle haben Dummheiten gemacht – auch ich. Ich hatte ein übersteigertes Geltungsbedürfnis und nahm an, die Aufmerksamkeit der anderen nur durch einen gewissen Ruf erregen zu können. Außerdem hätte mir ja sowieso niemand geglaubt, wenn ich mich gegen die bösartigen Gerüchte gewehrt hätte.“
    „Wahrscheinlich nicht. Die Leute hier glauben, was sie glauben möchten. Warum bist du zurückgekommen, Barbara?“
    „Das hat viele Gründe, Lloyd. Wie du vorhin gesagt hast.“ Lloyd wollte gerade auf diese Bemerkung eingehen, als der neue Landarzt zu ihnen trat. „Guten Abend, Doktor Akins“, begrüßte er den jungen Arzt.
    „Guten Abend, Mr. Prentiss“, erwiderte dieser.
    Obwohl Barbara ziemlich groß war, mußte sie zu dem freundlich lächelnden jungen Arzt aufschauen. Er strahlte eine solche Stärke und Zuversicht aus, daß sie sich sofort zu ihm hingezogen fühlte.
    „Ist es möglich, daß Farretts Corner außer mir noch einen zweiten Fremden aufgenommen hat?“ fragte er Barbara. „Ich hoffe es,
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