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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht
Autoren: Eileen Bryan
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solchen Frau hingezogen fühlt als wir?“
    „Du lieber Himmel, Lloyd! Hat sie nun in diese Familie Hayden hineingeheiratet oder nicht?“ bedrängte Marybeth ihn.
    „Sie war…“ fing er an, hielt jedoch inne, als vielsagendes Gemurmel am Tisch anhob. Doch bevor er weitersprechen konnte, ergriff die frömmelnde Lurlene Hershell das Wort.
    „Eine geschiedene Frau…“ brachte sie entsetzt hervor. Wie auf Kommando starrten alle auf das Paar auf der Tanzfläche. „Der arme Doc Akins!“
    „Du solltest keine voreiligen Schlüsse ziehen, Lurlene“, tadelte Lloyd. „Sie ist Witwe.“
    „Nun, das überrascht mich kaum“, erklärte Marybeth selbstgefällig. „Sie besitzt ein wahres Talent, die Männer früh ins Grab zu bringen. Denkt doch nur an den armen Edward Farrett. Diese Frau bringt Unglück, das sage ich euch.“ Sie trank einen kräftigen Schluck aus ihrem dritten Glas GinTonic „Oh, halt endlich den Mund, Marybeth. Du machst ja noch alle verrückt mit deinem dummen Geschwätz“, schimpfte Arley Simmons. Mit den Jahren hatte er gelernt zu erkennen, wann seine Frau genug getrunken hatte. Und jetzt war es soweit.
    Mason Hershell, schlauer und gerissener als die anderen, hatte sich aus dem Klatsch bisher herausgehalten. Dem stellvertretenden Direktor der Handelsbank von Farretts Corner war Barbaras Verbindung mit den Haydens weitaus wichtiger als ihr schädlicher Einfluß auf die Männer. Interessiert richtete er sich in seinem Stuhl auf, um die skandalumwitterte Frau mit den auffallenden roten Haaren respektvoll zu beobachten.
    Barbara spürte die feindseligen Blicke ihrer ehemaligen Klassenkameraden.
    Daher versuchte sie, ihren Tanzpartner etwas auf Distanz zu halten. „Ich glaube, Ihre Patienten fühlen sich von Ihnen vernachlässigt, Doc Akins. Sie sollten sich mehr unters Volk mischen.“
    Jim Akins war ein äußerst sensibler und einfühlsamer Mann. Er las in ihren Augen, was sie wirklich dachte, daß Barbara nicht meinte, was sie sagte.
    „Sie sind zu lange weg gewesen, Barbara“, sagte er lachend. „Heute abend sind nur wenige von meinen Patienten anwesend, und sie gehören nicht zu den Leuten, deren Urteil Sie zu fürchten brauchen.“
    Wieder fiel Barbara auf, wie sehr sie sich zu diesem Mann hingezogen fühlte. Sie wußte nicht, wieso, und es war ihr auch gleichgültig.
    Gerade wollte sie Jim erklären, daß sie nicht daran dachte, dem Dorfklatsch neue Nahrung zu geben, als ihr Blick plötzlich wie magnetisch von dem hochgewachsenen Mann angezogen wurde, der in diesem Moment den Saal betrat. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Noch bevor sie sein Gesicht gesehen hatte, wußte sie, daß es Marvin Farrett war. Seine eindrucksvolle Statur und die Art, wie er sich bewegte, waren unverkennbar. Schlagartig überkam sie ein Gefühl der Schwäche. Er war der einzige Mann, der diese Unsicherheit in ihr auslösen konnte – und der einzige Mann, den sie jemals wirklich geliebt hatte.
    Marvin Farrett durchschritt den Festsaal, als gehöre er ihm, was ja eigentlich auch stimmte. Aller Blicke richteten sich auf ihn, Unterhaltungen wurden plötzlich nur noch im Flüsterton weitergeführt. Doch Marvin Farrett kümmerte sich nicht um die respektvolle Bewunderung, die ihm hier entgegengebracht wurde. Für ihn war es selbstverständlich, daß man zu ihm aufschaute. Groß und breitschultrig, mit klaren blauen Augen, wirkte er mit seinem markanten harten Profil äußerst eindrucksvoll.
    Die einzige Person im Raum, ihm an Reichtum, Stolz und Willensstärke ebenbürtig, war Barbara. Der Zusammenprall dieser beiden gegensätzlichen und doch so ähnlichen Naturen schien vorausbestimmt zu sein. Quer durch den Saal trafen sich ihre Blicke, und im selben Moment herrschte eine knisternde Spannung im Raum. Marvins Gesichtsausdruck wurde starr, seine Haltung drückte maßlosen Zorn aus.
    Trotzig hob Barbara das Kinn, kniff fest die Lippen zusammen, damit Marvin ihr verräterisches Zittern nicht bemerkte.

    Jim Akins schaute vom einen zum anderen, bemerkte sofort die unterdrückte Erregung der beiden. Und sogar er bekam Herzklopfen, als Marvin zielstrebig auf sie zukam. Er beobachtete Barbara, die gefaßt und entschlossen wirkte. Noch nie hatte der Arzt Marvin Farrett, den er nun schon eine ganze Weile kannte, ungerecht oder gar heftig erlebt. Doch obwohl er nicht sagen konnte, warum, hatte er plötzlich Angst um Barbara. Er sah die gespannten, wachsamen Blicke aller Dorfbewohner, die sensationshungrig auf eine Kraftprobe
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